# taz.de -- Aufkauf von Arztpraxen: Gesetz gegen „Heuschrecken“
> Meldungen häufen sich, wonach Finanzinvestor:innen nach Arztpraxen
> greifen. Bundesgesundheitsminister Lauterbach will dagegen nun vorgehen.
IMG Bild: „Ich schiebe einen Riegel davor“: Karl Lauterbach will gegen den Ankauf von Arztpraxen angehen
Berlin dpa | Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) will den Kauf
von Arztpraxen durch Finanzinvestor:innen künftig verhindern. „Ich
schiebe einen Riegel davor, dass Investoren mit absoluter Profitgier
Arztpraxen aufkaufen“, sagte der SPD-Politiker der Bild am Sonntag.
„Es gibt den fatalen Trend, dass Investoren medizinische Versorgungszentren
mit unterschiedlichen [1][Facharztpraxen] aufkaufen, um sie anschließend
mit maximalem Gewinn zu betreiben“, kritisierte der Minister. Im ersten
Quartal 2023 werde er einen Gesetzentwurf vorlegen, „der den Einstieg
dieser Heuschrecken in Arztpraxen unterbindet“.
In diesem Jahr hatten sich Meldungen gehäuft, dass
Finanzinvestor:innen nach Arztpraxen griffen. [2][Das ARD-Magazin
„Panorama“ berichtete schon im April], dass Hunderte, „möglicherweise sogar
Tausende Arztsitze“ aufgekauft worden seien. Besonders attraktiv für
Investor:innen seien Augenarztpraxen.
Nach Einschätzung des GKV Spitzenverbands geht es den Investor:innen
vor allem um die Kassenzulassungen und weniger um Räumlichkeiten. „Durch
dieses System mit den hohen Kosten für den Kauf einer Kassenzulassung,
werden junge Ärzte und Ärztinnen von der Übernahme einer Praxis eher
abgeschreckt und finanzstarke Großinvestoren angelockt“, sagte ein Sprecher
des Verbands am Montag. „Es wäre richtig, Zulassungen gezielt und kostenlos
an Nachwuchsärztinnen und -ärzte zu vergeben, wo sie für die Versorgung der
Menschen benötigt werden, statt dass Ärztinnen und Ärzte sie meistbietend
verkaufen“, forderte der GKV-Sprecher.
Im Juni hatten die Gesundheitsminister der Länder den Bund gebeten,
gesetzliche Regelungen zu prüfen, um den Einfluss von privaten Investoren
bei der Gründung und dem Betrieb von Medizinischen Versorgungszentren (MVZ)
einzuschränken. Gesundheitsexperten beklagen schon länger, dass Arztpraxen
zunehmend von [3][profitorientierten Unternehmen] übernommen werden und so
immer mehr Sitze niedergelassener Ärzt:innen in MVZs gebündelt werden.
Dem Bundesgesundheitsminister sind auch große Praxisketten ein Dorn im
Auge. „Die Praxen müssen denen gehören, die dort tatsächlich arbeiten“, so
Lauterbach. „Dann ist auch Schluss damit, dass ein Promi-Arzt seinen Namen
für Dutzende Praxen hergibt, in denen junge Ärzte Hamsterradmedizin mit
unnützen Behandlungen in schlechter Qualität betreiben, um absurde
Profitziele zu erreichen.“
Generell hält Lauterbach im Gesundheitsbereich Renditen im zweistelligen
Prozentbereich „nicht für vertretbar“: „Wenn Sie zehn Prozent Rendite oder
mehr rausholen, dann ist das mit seriöser Medizin kaum möglich“, befand der
Minister. Grundsätzlich müsse das „[4][absurde Gewinn-Konzept]“ im
Gesundheitssystem geändert werden.
26 Dec 2022
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DIR [2] https://daserste.ndr.de/panorama/archiv/2022/Spekulanten-greifen-nach-Arztpraxen,arztpraxen112.html
DIR [3] /Mediziner-ueber-die-Krankenhausmisere/!5902812
DIR [4] /Plaene-zur-Krankenhausreform/!5896808
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