# taz.de -- Frauenförderung in der EU: Ohne Quote geht es nicht
> Die EU setzt im neuen Jahr eine Geschlechterquote in Aufsichtsräten
> durch. Der Fall Deutschland zeigt, dass der Effekt groß sein kann.
IMG Bild: Zentrale von Deutschlands größtem Kreditinstitut: zwei von zehn Vorständen sind weiblich
Zehn Jahre lang haben viele Frauen hart dafür gekämpft, [1][jetzt tritt die
EU-Richtlinie für Führungspositionen börsennotierter Unternehmen in der
Europäischen Union in Kraft] – und kaum jemand nimmt davon Notiz. Das mag
an der für solche News unglücklichen Zeit zwischen den Jahren liegen, an
der Erschöpfung durch Krieg, Krisen, Covid. Oder vielleicht daran, dass es
kaum mehr jemand hören kann: Es müssen mehr Frauen Chefinnen sein, in
kleinen Betrieben wie in großen Unternehmen. Dann ändern sich
Unternehmenskultur und interne Kommunikation; mehr Väter gehen in
Elternzeit, divers geleitete Firmen weisen bessere Ergebnisse auf.
Das darf keine Vision bleiben, sondern ist ein Anspruch an die Gegenwart.
Und dieser Anspruch wird nicht geringer, wenn er aus Überdruss nicht mehr
benannt wird. [2][Die EU wird ihm nun – zumindest teilweise – gerecht]: In
Aufsichtsräten börsennotierter Unternehmen in der EU müssen künftig
mindestens 40 Prozent Frauen oder Männer vertreten sein. Das ist eine
sogenannte offene Quote, die im Gegensatz zur starren Quote, die verbal auf
den Frauenanteil fokussiert, ein wenig charmanter klingt.
Doch Quote bleibt Quote – und diese wirkt, wenn sie gesetzlich festgelegt
ist. Durch die in Deutschland geltenden Frauenquoten für Aufsichtsräte und
Vorstände börsennotierter und mitbestimmungspflichtiger Unternehmen liegt
der Frauenanteil bei diesen Positionen mittlerweile bei über 36 bzw. 17
Prozent. Bei den Aufsichtsräten übersteigt die Zahl sogar die
vorgeschriebene Quote von 30 Prozent.
Dummerweise ziehen sich einer Studie der Unternehmensberatung McKinsey
zufolge vor allem Frauen alsbald aus Führungspositionen wieder zurück. Und
das, obwohl sie betonen, gern Chefin sein zu wollen. „Schuld“ daran ist
laut McKinsey ein nach wie vor männlich geprägtes Betriebsklima. Chefinnen
beklagten unter anderem, dass sie kaum wahrgenommen werden und ihre Arbeit
wenig wertgeschätzt wird. Wie lange sollen sich Männer noch ein solches
Verhalten leisten können? Die Moral von der Geschicht’ – ohne Quote geht es
nicht.
30 Dec 2022
## LINKS
DIR [1] https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/?uri=celex%3A52012PC0614
DIR [2] /Quote-fuer-Chefinnen-in-der-EU/!5860009
## AUTOREN
DIR Simone Schmollack
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