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       # taz.de -- Gewalt durch Beamt:innen: Polizei erschoss 2022 zehn Menschen
       
       > Eine neue Statistik zeigt, dass deutsche Polizist:innen
       > vergleichsweise selten zur Waffe greifen. Doch Fälle, in denen es
       > passiert, werfen Fragen auf.
       
   IMG Bild: Tatort in Dortmund, an dem Mouhamed Dramé am 8. August 2022 durch die Polizei getötet wurde
       
       Wiesbaden dpa | Dass Polizisten im Einsatz die Waffe ziehen und auf
       Menschen schießen, kommt in Deutschland – verglichen etwa mit den USA –
       eher selten vor. Offizielle Zahlen, wie oft Polizeibeamtinnen und -beamte
       in diesem Jahr [1][zur Waffe griffen], gibt es noch nicht. In der
       Auflistung „Polizeischüsse“ des Instituts für Bürgerrechte und öffentliche
       Sicherheit in Berlin heißt es hingegen, im laufenden Jahr seien zehn
       Menschen bei Polizeieinsätzen durch Schüsse getötet worden.
       
       Insbesondere der [2][Tod eines 16-Jährigen in Dortmund] hatte im Sommer die
       Frage aufgeworfen, ob die Polizei zu schnell schießt. Der Teenager, der in
       einer sozialen Einrichtung lebte und wohl psychisch krank war, war auf dem
       Gelände mit einem Messer herumgelaufen, er galt als suizidgefährdet. Bei
       einer Auseinandersetzung mit herbeigerufenen Polizisten erschoss einer der
       Beamten den Jugendlichen mit einer Maschinenpistole. Es war der vierte
       Todesfall nach einem Polizeieinsatz innerhalb einer Woche.
       
       Die PTI-Statistik für das Jahr 2021 zeigt allerdings auch: Der
       Schusswaffengebrauch gegen Menschen ist die Ausnahme, nicht die Regel. Bei
       insgesamt 17.517 Fällen von Schusswaffengebrauch wurde danach in 139 Fällen
       auf Menschen geschossen, darunter waren 60 Warnschüsse. Die Zahl der
       direkten Schüsse wurde mit 51 beziffert. Dabei gab es 2021 insgesamt acht
       Tote und 31 Verletzte. Keiner der Fälle wurde anschließend als unzulässig
       eingeordnet. Als Anlass für den Schusswaffengebrauch wurden in 53 Fällen
       Notwehr und Nothilfe sowie Gefahr für Leib und Leben geltend gemacht.
       
       Dabei kann es auch um das Leben der Beamten selbst gehen, wie der Fall der
       [3][Polizistenmorde von Kusel] zeigte. Nach Angaben des Innenministeriums
       in Mainz gab ein Polizeikommissar 15 Schüsse aus der Dienstwaffe ab, traf
       den Todesschützen aber nicht. Der 29-jährige Polizeikommissar und eine
       24-jährige Polizeianwärterin waren Ende Januar bei einer Routinekontrolle
       erschossen worden. Der Täter war im November zu einer lebenslangen
       Freiheitsstrafe verurteilt worden.
       
       29 Dec 2022
       
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