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       # taz.de -- Überlastete Stromnetze: Wärmepumpen ausgebremst
       
       > Der Chef der Bundesnetzagentur warnt vor einer zeitweiligen Überlastung
       > der Ortsnetze. Auch E-Autos könnten dann betroffen sein.
       
   IMG Bild: Sofort laden? Bei einem Engpass könnte es etwas dauern
       
       Freiburg taz | Der Plan der Bundesregierung, immer mehr Gebäude mit
       elektrischen Wärmepumpen zu beheizen und zugleich auch den Straßenverkehr
       zunehmend zu elektrifizieren, droht die lokalen Netze zu überfordern. In
       einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung sagte Klaus
       Müller, Chef der Bundesnetzagentur: „Wenn weiter sehr viele neue
       Wärmepumpen und Ladestationen installiert werden, dann sind
       [1][Überlastungsprobleme und lokale Stromausfälle im Verteilnetz] zu
       befürchten, falls wir nicht handeln.“
       
       Zugleich versichert die Netzagentur aber, sie tue alles, um ebensolche
       Stromausfälle zu vermeiden. Das wird vor allem durch Eingriffe in die Netze
       geschehen müssen. Schon vor Weihnachten hatten Medien von einem Papier der
       Netzagentur berichtet, in dem von der „Inkaufnahme erforderlicher
       Komforteinschränkungen durch Schaltmaßnahmen“ die Rede war. Das heißt
       konkret: In Zeiten hoher Netzauslastung rationieren die örtlichen
       Netzbetreiber den Strom für Wärmepumpen und für [2][Ladestationen von
       Elektroautos]. Oder, wie es Netzagenturchef Müller am Wochenende
       formulierte: „Wir konsultieren eine flexible Regulatorik.“
       
       Die absehbaren Engpässe ergeben sich weniger aus fehlenden Transportnetzen
       von Nord nach Süd, sie betreffen vielmehr das Niederspannungsnetz innerhalb
       der Gemeinden. Dieses massiv auszubauen ist jedoch aus
       volkswirtschaftlichen Gründen kaum realistisch. Folglich lassen sich die
       erwartbaren Kapazitätsengpässe nur durch eine intelligente Steuerung
       beseitigen – was dann dazu führt, dass nicht alle Elektroautos, wenn sie
       bevorzugt am Abend an die Wallbox angeschlossen werden, zeitgleich mit
       voller Leistung laden können.
       
       Es sind die großen Pläne der Politik, die die Stromwirtschaft
       herausfordern. Die Bundesregierung will schließlich pro Jahr nicht nur
       500.000 neue Wärmepumpen in die Häuser bringen, sondern bis 2030 auch
       mindestens 15 Millionen vollelektrische Autos auf die Straßen.
       
       [3][Die Erkenntnis, dass dafür ein ausgeklügeltes Management der Netze
       nötig wird, ist nicht neu]. Bereits das Förderprogramm für Wallboxen aus
       dem Jahr 2020 griff nur für solche Geräte, die über eine „intelligente
       Steuerung“ verfügen – also über eine Datenverbindung, die dem Netzbetreiber
       Zugriff auf den Ladevorgang gewährt.
       
       Auch bei Wärmepumpentarifen hat man vorgebaut: Verteilnetzbetreiber dürfen
       bei den damit versorgten Heizgeräten innerhalb von 24 Stunden insgesamt
       sechs Stunden lang – maximal zwei Stunden am Stück – den Strom
       unterbrechen. Viele Unternehmen waren dazu zwar bisher nicht genötigt, aber
       das könnte sich bald ändern. Die Stromkunden dafür zu sensibilisieren,
       dürfte das Ziel der jüngsten Aussagen des Netzagenturchefs gewesen sein.
       
       15 Jan 2023
       
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