URI: 
       # taz.de -- Klima, Masken und Christdemokraten: Schlammschlachten der Woche
       
       > In Lützerath räumt die Polizei. Haben die Aktivsten also verloren? Und:
       > Friedrich Merz versucht der Macht näher zu kommen.
       
   IMG Bild: Mit seiner Aussage über „kleine Paschas“ hat er sich ins Zentrum der Aufmerksamkeit manövriert
       
       taz: Was war schlecht vergangene Woche, Herr Küppersbusch? 
       
       Friedrich Küppersbusch: 
       
       Anne Will und Christine Lambrecht gehen.
       
       Und was wird in dieser besser? 
       
       SPD diskutiert, ob Klingbeil oder Högl sonntags moderieren.
       
       Dem [1][CDU-Chef Friedrich Merz] zufolge gibt es hierzulande eine Menge
       kleiner Kinder, die keine Manieren kennen. Sollten Väter zu Hause bleiben,
       damit sie es ihnen beibringen können? 
       
       Über die Krawallöre der Silvesternacht waren falsche Zahlen im Umlauf, die
       flugs zu „gewaltbereiten Integrationsverweigerern“ hochgejuxt wurden – von
       SPD-Innenministerin Faeser. Merz glitschte gleich durch zu „kleinen
       Paschas“. Bei ihm daheim geht’s anders zu: „Also ganz ehrlich, meine
       Tochter hätte ich da nicht hingehen lassen“, monierte er Greta Thunbergs
       UN-Auftritt 2019; die Jugend solle Widerspruch akzeptieren, keine habe eine
       „so tolle Zeit gehabt in Europa“. Was halt ein ausgewachsener Pascha so
       redet. Nicht jeder Christdemokat war in den letzten Jahrzehnten der Macht
       so fern wie Friedrich Merz. Er summiert hier die gewaltbereite
       Integrationsverweigerung von Bundesregierungen mindestens seit Kohl. Eine
       Gesellschaft, die Sprach-, Kultur- und Bildungsprobleme in schlecht
       vorbereitete Grundschulen rammt. Recht hat er.
       
       Aufgrund der teuren Lebensmittelpreise wollen FDP und Grüne [2][die Rettung
       von Lebensmitteln aus Abfallcontainern straffrei stellen]. Ist das das Ende
       des Discounterprinzips? 
       
       Das englische „dumpster diving“ spricht klarere Sprache: Menschliche
       Müllschlucker. Sei es aus Not oder Überzeugung. Die gönnen wir uns im
       Rahmen einer betriebswirtschaftlichen Bilanz, in der die Kundschaft den
       Überschuss längst mitbezahlt hat, bevor er im Container landet. Wem gehört
       der dann eigentlich? Würde überfällige Ware im Laden verbilligt angeboten,
       sänken die Preise. Ginge sie zur Tafel, wüchse den Läden Konkurrenz. Kurz:
       Das Wegwerfen sichert die Profite der Einzelhändler. Sie müssten die
       Mülltaucher finanziell beteiligen.
       
       In den USA wurden Inlandsflüge ausgesetzt, Grund dafür waren
       Computerpannen. Sind Computer die wahren „Klimaterroristen“? 
       
       Die USA benutzen seit Jahrzehnten eine „Notice to airman“-Software, die
       erst 2021 in „Notice to air missions“ gegendert und für Drohnen geöffnet
       wurde. Ihr Infarkt ließ die Crews für ein paar Stunden ohne – nun ja,
       Verkehrshinweise. Landebahn hat Baustelle, Tower kein Personal, Schnee,
       Flugschau, so was. Einfach mal auf dem Teppich bleiben und keine Blindflüge
       riskieren ist immer eine gute Idee.
       
       Der höchste Katholik Australiens, Kardinal George Pell, ist tot. Neben
       Arroganz und Gefühllosigkeit wird er auch des sexuellen Kindesmissbrauchs
       beschuldigt. Dafür saß er 404 Tage im Gefängnis. Wie viele sitzt er in der
       Hölle? 
       
       Egal. Bei allem Respekt vor dem Glauben an eine höhere Gerechtigkeit: Den
       Opfern, die noch auf Erden weilen, hilft diese Fantasie nichts. Pell wurde
       nach mehreren Verfahren „aus Mangel an Beweisen“ freigesprochen. Unterwegs
       hat er in Vernehmungen mal Bedauern angedeutet, Verbrechen gedeckt zu
       haben; zu eigenen hat er sich nicht bekannt. Mit der Nummer konnte er
       Finanzchef des Vatikan werden, der einmal mehr mit bloßem Auge von einer
       kriminellen Vereinigung schwer zu unterscheiden ist. Selbst wenn er in der
       Hölle schmort, kommen die Opfer dort nicht hin. Kein Täter-Opfer-Ausgleich.
       
       [3][In ICEs wird die Maskenpflicht abgeschafft], in Niedersachen wird es
       für Infizierte auch keine Isolationspflicht mehr geben. Der ÖPNV folgt.
       Einreisende aus China jucken uns dann auch nicht mehr, stimmt ’s? 
       
       Zuletzt war die Maske im öffentlichen Raum ein beiläufiges Bekenntnis zum
       ÖPNV, man sollte sie durch eine ansprechend designte Armbinde („One Bus“)
       ersetzen. Ich mochte es, hemmungslos gähnen zu können, branchenübliche
       Übergriffe zu vermeiden (Fernbussi) und maskiert meine Ruhe zu haben. Im
       Inneren hat sich die FDP nun durchgesetzt, Lauterbach bleibt
       Bundesaußengesundheitsminister.
       
       Obwohl Greta spontan zur Hilfe eilte, räumte die Polizei Lützerath ab.
       Haben wir jetzt endlich genug Kohle, um es uns schön warm zu machen? 
       
       Polizisten staken im Schlamm wie Grüne in der Realpolitik, ab und an fällt
       einer um und saut sich ein. Es war ein allseits bestätigendes
       Metaphernfestival. Für die Klimaaktivisten bleiben eine erfolgreiche
       Niederlage und die Angst, mal so zu werden wie die Grünen.
       
       Und was machen die Borussen? 
       
       Hat beim Testspiel gegen FC Basel in 4 x 30 Minuten 23 Spieler aufs Feld
       gebracht. Interessantes Format.
       
       Fragen: Shoko Bethke
       
       16 Jan 2023
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /CDU-Vorstandsklausur-in-Weimar/!5908723
   DIR [2] /Minister-fuer-straffreies-Containern/!5905057
   DIR [3] /Coronavirus-und-Maskenpflicht/!5908645
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Friedrich Küppersbusch
       
       ## TAGS
       
   DIR Schwerpunkt Klimawandel
   DIR CDU
   DIR Kolumne Die Woche
   DIR Kolumne Die Woche
   DIR Lützerath
   DIR Lesestück Recherche und Reportage
   DIR Schwerpunkt Klimawandel
   DIR Friedrich Merz
   DIR Kolumne Die Woche
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Berlinwahl, Klamroth und Großbritannien: Das Herz schlägt noch
       
       Die Union bietet bei der Berlinwahl nur Äh und liegt trotzdem vorn. Und im
       Mutterland des Klassenkampfes bringt man eine halbe Million auf die Straße.
       
   DIR Klimaproteste in Lützerath: Aktivisten verlassen Tunnel
       
       Die zwei verbliebenen Klimaaktivisten in Lützerath haben den unterirdischen
       Tunnel unter der Siedlung verlassen. Fridays for Future verteidigt die
       Demonstrierenden.
       
   DIR Proteste gegen die Räumung von Lützerath: Gegen den Wind
       
       Zehntausende protestieren: Die Polizei setzt vor dem Dorf Schlagstöcke ein,
       während drinnen die Zerstörung von Lützerath voranschreitet.
       
   DIR Klimaprotest in Lützerath: Polizei meldet Ende der Räumung
       
       Bis auf die beiden in einem Tunnel ausharrenden Personen sei die Räumung
       von Lützerath abgeschlossen. Aktivisten erheben schwere Vorwürfe gegen die
       Polizei.
       
   DIR CDU-Vorstandsklausur in Weimar: Christdemokratisches Klimagestolper
       
       Die Partei möchte ergrünen: Doch dann steht plötzlich die Prüfung neuer
       AKWs in einem Papier. Und Merz' „kleine Paschas“ gibt es ja auch noch.
       
   DIR Klima, Krieg und Ministerin-Management: Lose Kanonen
       
       Die Gletscher sind im Rückzug, deutsche Panzer auf dem Vormarsch. Und warum
       bewacht eigentlich niemand Christine Lambrecht? Die Fragen der Woche.