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       # taz.de -- Bau von Turnhallen in Berlin: Erster? Zweiter? Letzter!
       
       > Beim Sport geht es um Leistung, beim Bau von Sporthallen darum, irgendwie
       > irgendwann überhaupt ans Ziel zu kommen. Ein trauriges Beispiel aus
       > Pankow.
       
   IMG Bild: Bis in Pankow gespielt wird, dauert es noch ne Weile
       
       Berlin taz | Beim Sport gilt – auch wenn manche das bedauern – das
       Leistungsprinzip. Wer höher, schneller, weiter kommt, gewinnt und erhält
       den meisten Ruhm; [1][soziale Kompetenz ist eher nebensächlich]. Ähnlich
       verhält es sich in der Politik. Auch das kann man kritisieren, schließlich
       spielt Fairness dort bekanntlich keine übermäßige Rolle, und die
       Vergangenheit hat hinlänglich gezeigt, dass nicht immer die oder der Beste
       siegt. Was unter anderem daran liegt, dass im [2][Wahlkampf nicht unbedingt
       das zählt], was erreicht wurde, sondern das, was gefordert oder versprochen
       wird.
       
       Dabei lässt ein objektiver Blick auf die Leistungen durchaus Rückschlüsse
       zu. Eine beliebte Politiker*innendisziplin in Berlin ist „Bauen“
       oder [3][auch als Dreikampf Marke SPD: „Bauen, Bauen, Bauen“]. Gemessen
       werden vor allem Zeit und Ertrag, sprich: die Menge von Wohnungen, Schulen,
       Windrädern, etc. Dabei liegt die Messlatte niedrig in dieser von
       Verzögerungen gebeutelten Stadt, schließlich dauerte schon der Bau eines
       Flughafens 15 Jahre, und neue Wohngebiete nur zu erschließen gilt als
       emotionales und zeitliches Mammutprojekt.
       
       Und doch gibt es immer wieder Projekte, die einen ernsthaft zweifeln
       lassen, ob die Politik tatsächlich auf Sieg spielt. So plant der Bezirk
       Pankow bereits seit 2012 den Bau einer Turnhalle an der
       Dietrich-Bonhoeffer-Straße in Prenzlauer Berg, auch um Sportunterricht im
       nahe gelegenen Felix-Mendelssohn-Bartholdy-Gymnasium bei schlechtem Wetter
       zu ermöglichen. Aber man ahnt es schon: Elf Jahre später ist der Bau noch
       immer nicht abgeschlossen.
       
       Denn auch wenn die Halle von außen weitgehend fertig wirkt, teilt das
       Bezirksamt auf Anfrage mit: „Nach unserem derzeitigen Kenntnisstand wird
       die Fertigstellung frühestens im vierten Quartal 2023 erfolgen.“
       
       Eher unsportlich war schon die ursprünglich vorgesehene Bauzeit von laut
       Bezirksamt 30 Monaten – wenn man bedenkt, dass so manche Menschen in dieser
       Zeit im Berliner Umland locker eine Fabrik für Elektroautos hinstellen. Und
       natürlich hat die Verzögerung ihren Preis für die Steuerzahler*innen: 2015
       noch war der Bezirk von Kosten in Höhe von 10,9 Millionen Euro ausgegangen.
       Inzwischen sind sie mit 19,8 Millionen Euro fast doppelt so hoch.
       
       ## Erst kein Glück, dann auch noch Pech
       
       Die Gründe, warum sich alles verzögert, lassen sich – glaubt man dem
       Bezirksamt – prima mit dem alten Fußballerspruch erläutern, dass man erst
       kein Glück hatte und dann auch noch Pech dazukam. 2017 war Baustart, dann
       kündigte bald das Rohbauunternehmen den Vertrag, ein Jahr lang ging nichts.
       Die Pandemie und der Ukrainekrieg hätten für weitere Verzögerungen gesorgt,
       etwa durch Engpässe bei Materiallieferungen.
       
       Man bedauere die Verzögerungen, heißt es beim Bezirksamt. Aber die
       Turnhalle an der Bonhoeffer-Straße sei nicht der einzige Aspirant auf einen
       Titel im Wettstreit um den langwierigsten Bau: „Verzögerungen und
       Preissteigerungen sind leider auch bei anderen Bauvorhaben festzustellen.
       Das betrifft nicht nur den Bezirk Pankow.“
       
       Da fällt es wirklich schwer, sportlich zu bleiben
       
       18 Jan 2023
       
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