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       # taz.de -- +++ Nachrichten im Ukrainekrieg +++: Verstoß gegen Feuerpause
       
       > Putin hat zum orthodoxen Weihnachtsfest eine Feuerpause ausgerufen.
       > Ukrainischen Angaben zufolge wird diese nicht eingehalten. Die Region
       > Luhansk meldet Angriffe.
       
   IMG Bild: An diesem Wochenende findet das orthodoxe Weihnachtsfest statt
       
       ## Ukrainische Stellungen 14 mal beschossen
       
       Die vom russischen Präsidenten Wladimir Putin einseitig ausgerufene
       Waffenruhe wird nach ukrainischen Angaben nicht eingehalten. Aus der Region
       Luhansk meldete Gouverneur Serhij Haidai am Samstag andauernden Beschuss
       und Angriffe. In den ersten drei Stunden der von Putin [1][für das
       orthodoxe Weihnachtsfest angekündigten Feuerpause] seien ukrainische
       Stellungen 14 Mal beschossen worden, außerdem habe es drei Sturmangriffe
       gegeben. Haidais Angaben ließen sich nicht von unabhängiger Seite
       überprüfen.
       
       Das russische Verteidigungsministerium versicherte dagegen, seine Truppen
       hielten sich an die Waffenruhe und reagierten lediglich auf ukrainische
       Angriffe an der rund 1.100 Kilometer langen Frontlinie. Die Feuerpause
       sollte laut Putin 36 Stunden gelten und bis Samstagabend dauern. Die
       ukrainische Regierung hat sie als einen Versuch Russlands zurückgewiesen,
       seinen in Schwierigkeiten geratenen Invasionstruppen Zeit zur
       Neugruppierung zu verschaffen.
       
       Der ukrainische Generalstab teilte mit, die russischen Truppen hätten
       Marschflugkörper eingesetzt, 20 Raketensalven abgefeuert und Wohngebiete im
       Nordosten, Osten und Süden des Landes ins Visier genommen. Nach Angaben der
       ukrainischen Regionalregierung von Donezk wurden bei russischen Angriffen
       in der heftig umkämpften Stadt Bachmut im nördlich angrenzenden Krasna Gora
       zwei Zivilisten getötet.
       
       Ukrainische Regierungsvertreter berichteten von weiteren Angriffen in den
       letzten 24 Stunden. Es war allerdings nicht klar, ob diese Kämpfe vor oder
       nach Beginn der von Russland angekündigten Waffenruhe tobten. Das britische
       Verteidigungsministerium erklärte, die Kämpfe seien „im üblichen Umfang“ in
       die orthodoxen Weihnachtsfeiertage gegangen. (ap)
       
       ## Russland: Drohnenangriff auf Krim abgewehrt
       
       Die russische Flugabwehr hat staatlichen Angaben zufolge erneut einen
       Drohnenangriff auf die seit 2014 von Moskau annektierte Halbinsel Krim
       abgewehrt. Das unbemannte Flugobjekt sei am frühen Samstagmorgen über einer
       Mole nahe Sewastopol, der Marinebasis der russischen Schwarzmeerflotte,
       abgeschossen worden, schrieb der Gouverneur der Stadt, Michail
       Raswoschajew, laut Staatsagentur Tass in seinem Telegram-Kanal. Der Hafen
       war bereits mehrfach Ziel ukrainischer Drohnenangriffe, zuletzt am 4.
       Januar, als zwei Drohnen abgeschossen wurden.
       
       Trotz der von Kremlchef Wladimir Putin anlässlich des orthodoxen
       Weihnachtsfests einseitig verkündeten Waffenruhe kam es in der Ukraine zu
       erneuten Kämpfen. Die 36-stündige Feuerpause, die ab Freitagmittag Moskauer
       Zeit (10.00 Uhr MEZ) beginnen sollte, wäre die erste Waffenruhe entlang der
       gesamten Frontlinie seit Beginn des russischen Angriffskriegs am 24.
       Februar vergangenen Jahres gewesen. Die orthodoxen Kirchen der Ukraine
       feiern Weihnachten traditionell erst am 7. Januar.
       
       Raswoschajew monierte weiter, selbst das „heilige Weihnachtsfest“ könne die
       „unmenschlichen Wesen“ nicht davon abhalten, „unsere Heldenstadt
       anzugreifen“. Die Ukraine hatte die Feuerpause anlässlich des orthodoxen
       Weihnachtsfests als heuchlerisches Ablenkungsmanöver der russischen
       Angreifer abgelehnt. Am Freitag dann galt für die gesamte Ukraine – trotz
       Waffenruhe – rund zwei Stunden lang Luftalarm. Derweil nahm Putin laut Tass
       an einem orthodoxen Weihnachtsgottesdienst in der
       Mariä-Verkündigungs-Kathedrale im Kreml teil.
       
       Russland versorgt seine Besatzungstruppen im Süden der Ukraine vor allem
       über die Krim. Immer wieder nimmt daher die Ukraine logistische und
       militärische Ziele auf der Halbinsel ins Visier. Die Rückgewinnung der Krim
       ist zudem eins der erklärten Ziele Kiews, nachdem der russische
       Angriffskrieg in den vergangenen Monaten zunehmend ins Stocken geriet.
       Präsident Wolodymyr Selenskyj erklärte, dass dies auf diplomatischem oder
       militärischem Wege erfolgen könne. (dpa)
       
       ## Neue ukrainische Kirche feiert Weihnachten
       
       Trotz des Krieges feierten orthodoxe Christen in Russland und in der
       Ukraine am Samstag Weihnachten. In Kiew hielt die neue Orthodoxe Kirche der
       Ukraine erstmals eine Weihnachtsmesse im berühmten Höhlenkloster ab. Der
       Einladung zum Gottesdienst in der Mariä-Entschlafens-Kathedrale folgten
       mehrere Hundert Gläubige, Dutzende Journalisten und der Kulturminister
       Olexander Tkatschenko. Bis Ende 2022 war die wohl wichtigste Kathedrale der
       Ukraine von der konkurrierenden ukrainisch-orthodoxen Kirche genutzt
       worden. (dpa)
       
       ## Putin feiert alleine in Kreml-Kirche
       
       Russlands Präsident Wladimir Putin feierte Weihnachten auf dem Gelände des
       Kremls. Von staatlichen russischen Medien verbreitete Fotos und
       Filmaufnahmen zeigen, wie der 70-Jährige nur im Beisein von Kirchendienern
       in der Mariä-Verkündigungs-Kathedrale steht. Putin sagte einer
       Kreml-Mitteilung zufolge: „Dieser helle, geliebte Feiertag inspiriert die
       Menschen zu guten Taten und Bestrebungen und dient dazu, in der
       Gesellschaft unvergängliche geistliche Werte und moralische Richtlinien wie
       Barmherzigkeit, Mitgefühl, Güte und Gerechtigkeit zu bekräftigen.“ (dpa)
       
       ## Ukraine wurde 2022 mit mehr als 30 Milliarden Euro unterstützt
       
       Die von Russland überfallene Ukraine ist im vergangenen Jahr eigenen
       Angaben zufolge aus dem Ausland mit umgerechnet mehr als 30 Milliarden Euro
       an Hilfsgeldern und Krediten unterstützt worden. Rund 40 Prozent stammten
       dabei aus den USA, teilte die ukrainische Zentralbank in der Nacht zu
       Samstag mit. Knapp 25 Prozent seien von der Europäischen Union und etwa
       acht Prozent vom Internationalen Währungsfonds gekommen. Weitere rund fünf
       Prozent habe Deutschland beigesteuert.
       
       Die Unterstützung lag damit bei rund 16 Prozent der ukrainischen
       Vorkriegswirtschaftsleistung. Das ukrainische Bruttoinlandsprodukt wiederum
       ist 2022 durch den Krieg nach Schätzungen des Wirtschaftsministeriums in
       Kiew um über 30 Prozent eingebrochen.
       
       Russland ist Ende Februar in die Ukraine einmarschiert und hat
       einschließlich der bereits 2014 annektierten Schwarzmeerhalbinsel Krim gut
       18 Prozent des ukrainischen Territoriums besetzt. Das angegriffene Land ist
       finanziell und militärisch weitgehend von ausländischer Hilfe abhängig.
       (dpa)
       
       ## EU-Parlamentspräsidentin für Lieferung von Leopard-Panzern
       
       EU-Parlamentspräsidentin Roberta Metsola hat die von der Bundesregierung
       angekündigte Lieferung von Marder-Panzern an die Ukraine begrüßt. Es sei
       wichtig, die militärische Unterstützung für die Ukraine fortzusetzen, sagte
       Metsola am Samstag bei einem Besuch der CSU-Landesgruppe im Bundestag im
       oberbayerischen Kloster Seeon. Sie sei deshalb auch für die von der CSU und
       Politikern anderer Parteien geforderte Lieferung von Leopard-Panzern an die
       Ukraine.
       
       Metsola sagte, Russland wolle, dass Europa bei der Ukraine wegschaue. Dies
       dürfe nicht zugelassen werden. Es sei wichtig, dass Europa die Ukrainer
       politisch, humanitär und auch militärisch weiter unterstütze. Es sei aber
       auch wichtig, dass Europa seine eigenen Verteidigungskräfte stärke und
       „eine echte Verteidigungs-Union“ werde.
       
       CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt attackierte im Beisein der
       EU-Parlamentspräsidentin die Bundesregierung scharf. Die deutsche
       Führungsschwäche sei der Grund, warum Europa insgesamt nicht stark sein
       könne im Moment. „Eine schwache Bundesregierung ist eine Achillesferse für
       Europa“, sagte der CSU-Politiker.
       
       Schon zum Auftakt der Klausurtagung am Freitag hatte die CSU die
       Bundesregierung und Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) trotz der nun
       angekündigten Lieferung der Marder-Panzer attackiert. Hintergrund ist der
       Vorwurf, dass die Bundesregierung erst nach einer von Frankreich
       angekündigten Panzerlieferung reagiert habe.
       
       Am zweiten Tag der Klausurtagung der Bundestagsabgeordneten der CSU ist die
       Außen- und Sicherheitspolitik ein zentrales Thema. Nach Metsola wird auch
       die Ministerpräsidentin der Republik Moldau, Natalia Gavrilita, in Seeon
       erwartet. Moldau fürchtet, das nächste Ziel einer russischen Aggression zu
       werden. (afp)
       
       ## CDU-Außenpolitiker verteidigt Schützenpanzerlieferungen
       
       Der CDU-Außenpolitiker und frühere Bundeswehroffizier Roderich Kiesewetter
       hat die geplante [2][Lieferung von Schützenpanzern an die Ukraine]
       verteidigt. Nur mit solchen Lieferungen könne der Krieg rascher beendet
       werden, sagte er am Samstag im Deutschlandfunk. Russland habe bei aller
       Zurückhaltung insbesondere Deutschlands immer weiter eskaliert. „Unsere
       Nichtlieferung hat ja nicht dazu geführt, dass Russland Verhandlungen
       wollte“, fügte er hinzu. Er verwies auf „über 35 000“ zerstörte zivile
       Einrichtungen und Ziele sowie beschädigte und zerstörte Elektrizitätswerke
       in der Ukraine. „Acht Millionen Haushalte sind ohne Wasser und Strom.“
       
       Die Entscheidung für die Schützenpanzerlieferungen zeige eine Einigkeit des
       Westens. Nun könne man deutlich machen, wenn Russland nicht in
       Verhandlungen einlenke, „wäre der nächste Schritt die Ausbildung von
       Kampfpanzerbesatzungen und dann auch die Lieferung“. Der CDU-Politiker
       sagte, es müsse darum gehen, dass die Ukraine den Krieg gewinnen könne.
       „Entscheidend ist, dass der Status quo wiederhergestellt wird vom 23.
       Februar. Das wäre der Sieg.“
       
       Zum Thema Krim sagte er, dort habe eine Umsiedlung stattgefunden. Man dürfe
       jetzt nicht neues Unrecht schaffen, sondern müsse darüber verhandeln, „weil
       dort kaum mehr Ukrainer und Ukrainerinnen leben“. „In der ganz ostwärtigen
       Ukraine, die seit 2014 besetzt ist“, sei es Sache der Ukraine festzulegen,
       ob sie dies wieder freikämpfe. Die Bundesregierung von Kanzler Olaf Scholz
       (SPD) hatte nach langem Abwarten entschieden, der Ukraine auch
       Schützenpanzer Marder zu liefern. Sie sollen dem von Russland angegriffenen
       Land noch in den ersten drei Monaten dieses Jahres überlassen werden. (dpa)
       
       7 Jan 2023
       
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