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       # taz.de -- Studie zur Impfbereitschaft: Fürs Impfen bezahlen bringt nichts
       
       > Finanzielle Anreize machen Menschen nicht unbedingt impffreudiger. Das
       > haben schwedische Forschende herausgefunden.
       
   IMG Bild: Eine Coronaschutzimpfung in Stockholm im April 2021
       
       Würden Sie sich für 20 Euro gegen Corona impfen lassen? [1][Geld zu
       verteilen, um Leute zum Impfen zu ermutigen], erscheint erst mal sinnvoll,
       wenn man die Bevölkerung möglichst breit immunisieren will.
       Forscher*innen und Politiker*innen befürchten aber, dass Menschen
       ihr Verantwortungsbewusstsein gegenüber der Gesellschaft verlieren könnten,
       wenn es für Solidarität Geld gibt. Außerdem könnte eine Impfbelohnung
       verdächtig wirken – wollen „die da oben“ einem etwas verheimlichen?
       
       Diese Befürchtungen wissenschaftlich zu untersuchen, ist schwierig. Dazu
       müssen Forscher*innen einen Fall finden oder initiieren, in dem einigen
       Geld für die Impfung angeboten wird und anderen nicht.
       
       ## Die Studie
       
       Eine solche Situation haben Forscher*innen im Sommer 2021 in Schweden
       geschaffen, indem sie 1.131 Menschen 200 Kronen, etwa 20 Euro, für die
       erste Impfdosis angeboten haben und 3.888 Menschen nicht. Die Ergebnisse
       [2][veröffentlichten sie] im Fachmagazin Nature. Alle Teilnehmer*innen
       der Studie wurden im zentralen Impfregister der schwedischen
       Gesundheitsbehörde markiert, um verfolgen zu können, ob sie sich
       tatsächlich innerhalb von 30 Tagen nach „Bezahlung“ impfen lassen. Und
       tatsächlich haben sich 4 Prozent mehr Menschen aus der bezahlten Gruppe
       impfen lassen als aus der Kontrollgruppe.
       
       Zentrales Ergebnis der Studie ist aber, dass sich keine der Befürchtungen
       bewahrheitete. Die Wissenschaftler*innen konnten keinen Unterschied
       zwischen den Gruppen feststellen, als sie alle Teilnehmer*innen
       fragten, ob sie denken, dass es eine moralische Verpflichtung gegenüber der
       Gesellschaft gebe, sich impfen zu lassen. Auch haben sich beide Gruppen
       gleich häufig die zweite und dritte Dosis geholt, obwohl sie dafür kein
       Geld mehr bekamen.
       
       Ob sie bezahlt wurden oder nicht, hat die Studienteilnehmer*innen
       auch nicht mehr oder weniger davon überzeugt, dass Impfungen unsicher
       seien. Diese Ergebnisse bleiben auch dann bestehen, wenn man die Gruppen
       nach bereits bestehender Impfzögerlichkeit, Einkommen, Bildung, Alter oder
       Geschlecht unterscheidet.
       
       ## Was bringt’s?
       
       Wie offen Menschen im Durchschnitt gegenüber Impfungen sind,
       [3][unterscheidet sich von Land zu Land]. Die Forscher*innen schreiben
       selbst, dass sie keine besonders impfzögerliche Bevölkerung untersucht
       haben. Außerdem ist Schweden ein Land mit hohen Einkommen im weltweiten
       Vergleich. Die Ergebnisse – sowohl zur Steigerung der Impfrate als auch zu
       den sozialen Effekten – könnten sich verändern, wenn man die Studie in
       Ländern mit geringen Einkommen durchführt.
       
       Wenigstens für Länder wie Deutschland, die Schweden ähnlich sind, lässt
       sich aber festhalten, dass es keine negativen Effekte hat, Leuten fürs
       Geimpftwerden Geld zu geben. Ob sich der finanzielle Aufwand für einen
       recht geringen Anstieg in der Impfquote lohnt, ist dann eine Frage an
       Gesellschaft und Politik.
       
       23 Jan 2023
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /So-klappts-mit-Corona-Impfung/!5790969
   DIR [2] https://www.nature.com/articles/s41586-022-05512-4
   DIR [3] https://www.nzz.ch/international/corona-impfung-nach-der-entwicklung-ist-vor-der-verteilung-und-hier-zeigt-sich-die-skepsis-in-europa-waechst-ld.1590610
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Jonas Waack
       
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