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       # taz.de -- Recherche-Podcast „Wer ist Joni?“: Das einsame Mädchen
       
       > Eine Journalistin sucht nach ihrer 12-jährigen Brieffreundin. Dabei
       > findet sie Ungereimtheiten und Zweifel.
       
   IMG Bild: „Wer ist Joni?“ ist ein Podcast über Vertrauen im Internet (Archivbild)
       
       Alles beginnt mit einer Mail: Ein 12-jähriges Mädchen schreibt der
       Kinderredaktion der [1][Süddeutschen Zeitung] einen Leserbrief. Er landet
       bei der Journalistin Christiane Lutz. Sie antwortet, es entsteht eine
       Brieffreundschaft, und schnell wird klar: Hier schreibt kein gewöhnliches
       Mädchen. Joni, so heißt das Mädchen, hat viel erlebt. Sie hat ihre Mutter
       sterben sehen und lebt allein. Sie wurde sexuell missbraucht, verletzt sich
       und kann kaum sprechen. Klingt verrückt? Das denken die Freund:innen von
       Christiane Lutz auch. Aber Lutz lässt sich davon nicht abschrecken, sie
       will dem Mädchen helfen.
       
       Über sechs Folgen erzählt Lutz, wie sie versucht, das Mädchen zu finden.
       Wie sie Mitleid mit dem Kind entwickelt, begeistert und beeindruckt von ihm
       ist. Vorsichtig tastet sie sich erst durch die Lebensgeschichte von Joni,
       dann durch ihre digitalen Spuren. Nach und nach gibt es Ungereimtheiten,
       mit jedem Schritt wachsen Lutz Zweifel an der Geschichte von Joni.
       Irgendetwas stimmt nicht, aber was?
       
       „Wer ist Joni?“ ist ein [2][Podcast] über Vertrauen im Internet. Von
       Heiratsschwindlern oder Leuten, die im Internet Geld erpressen, hat man
       schon viel gehört. Aber der Fall von Joni ist anders. Stark ist er vor
       allem deshalb, weil Christiane Lutz ihn so persönlich erzählt. Sie
       kontrastiert ihre Recherchen mit ihren eigenen Gedanken und Gefühlen. Sie
       fühlt sich naiv, paranoid, wütend, erleichtert und all das kann man beim
       Hören absolut nachfühlen.
       
       Schade ist nur, dass die SZ diesen Podcast fast genauso gut versteckt wie
       Joni ihre Spuren im Netz. Die erste Folge gibt es auf den bekannten
       Podcast-Plattformen, alle weiteren hört man mit einem SZ-Abo auf der
       Webseite des SZ-Magazins. Das ist nachvollziehbar: So ein Podcast kostet
       richtig viel Geld, natürlich will die Redaktion damit auch verdienen.
       Andererseits ist der Player auf der SZ-Webseite unbequem zu bedienen. Bei
       so vielen Hindernissen muss ein Podcast schon richtig gut sein, um ihn
       trotzdem zu hören. So wie „Wer ist Joni?“.
       
       22 Jan 2023
       
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