URI: 
       # taz.de -- Verfehltes Wohnungsbauziel der Ampel: Ein haltloses Versprechen
       
       > Wenig überraschend wird die Ampel ihre Wohnungsbauziele verfehlen. Besser
       > als unrealistische Zahlen wäre der gezielte Bau von günstigem Wohnraum.
       
   IMG Bild: Die Ampelkoalition hat ihr Ziel verfehlt, jährlich 400.000 neue Wohnungen zu bauen
       
       Die Bundesbauministerin hat endlich ausgesprochen, was alle schon wussten.
       Deutschland wird vorerst das Ziel verfehlen, 400.000 neue Wohnungen pro
       Jahr zu schaffen. Nun kann man Klara Geywitz (SPD) nicht vorwerfen, dass
       sich die Bedingungen durch den russischen Angriffskrieg verschlechtert
       haben: steigende Zinsen, unterbrochene Lieferketten, Energie- und
       Materialpreise. Das zeichnete sich seit Längerem ab. Erst vor Kurzem warnte
       [1][das Bündnis Soziales Wohnen vor einem Rekordwohnungsmangel.]
       
       Dass Geywitz und auch der Kanzler dennoch so lange an der Zahl 400.000
       festgehalten haben, grenzte an Realitätsverweigerung – es war ja auch ein
       zentrales Wahlkampfversprechen der SPD. Das Eingeständnis ist aber ein
       überfälliges Signal, das politisch nicht folgenlos bleiben darf.
       
       Die Ampelregierung braucht eine neue Strategie gegen die Wohnungsnot. Wir
       bauen mehr, stärken den sozialen Wohnungsbau, aber lassen die Mieten, wie
       sie sind – das war in der Koalition der ausgehandelte Kompromiss mit der
       FDP, die einen Mietendeckel für sozialistisches Teufelszeug hält. Dieser
       Ansatz war von Anfang falsch.
       
       Der [2][marktwirtschaftliche Glaube, mehr Angebot senkt automatisch die
       Preise, ist nur bedingt auf dem Wohnungsmarkt wirksam.] Das Land braucht
       zwar Neubau, aber keine neuen Luxuslofts, sondern bezahlbare Wohnungen.
       Durch den Krieg ist der Bedarf an günstigem Wohnraum sogar gewachsen.
       Darauf muss sich die Bundesregierung konzentrieren. Klimapolitisch ist es
       ohnehin geboten, möglichst wenig neue Flächen zu versiegeln – etwa durch
       Aufstockung oder Umwidmung.
       
       Nötig sind eine Trendwende zu einem gemeinwohlorientierten Wohnungsmarkt
       und eine Politik, die dafür sorgt, dass die Bodenpreise sinken. Dafür gibt
       es nicht die eine heilsbringende Stellschraube, sondern viele kleine –
       angefangen mit der Beschränkung renditeorientierter Wohnungsunternehmen
       über eine neue Wohngemeinnützigkeit und die Stärkung des sozialen
       Wohnungsbau bis hin zu einer Deckelung der Mieten. SPD und Grüne dürfen
       dabei den Konflikt mit der FDP nicht scheuen.
       
       23 Jan 2023
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Fehlender-Wohnraum-in-Deutschland/!5905219
   DIR [2] /Experte-ueber-Wohnungspolitik/!5863156
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Jasmin Kalarickal
       
       ## TAGS
       
   DIR Wohnungsbauprogramm
   DIR Ampel-Koalition
   DIR Klara Geywitz
   DIR Mieten
   DIR Wohnen
   DIR Deutsche Wohnen
   DIR Wohnheim
   DIR Kolumne Der rote Faden
   DIR Sozialwohnungen
   DIR Klara Geywitz
   DIR Sozialer Wohnungsbau
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Stark gestiegene Mieten: Wenn WG-Wohnen zum Luxus wird
       
       Unter den hohen Mieten leiden insbesondere Auszubildende und Studierende.
       Die Bundesregierung will das leidige Problem mit einer Finanzspritze
       lindern.
       
   DIR Krieg in der Ukraine: Von Zielsetzungen und Verzichtbarem
       
       Nicht ganz so oft zu hoch zielen, kann Enttäuschungen sparen. Und: Hand in
       Hand lässt sich bisweilen mehr erreichen.
       
   DIR Fehlender Wohnraum in Deutschland: Bündnis für Bauwumms
       
       Das Bündnis „Soziales Wohnen“ warnt vor einem Rekordwohnungsmangel. Es
       fordert 50 Milliarden Euro, um einen Kollaps zu vermeiden.
       
   DIR Studie zum Kampf gegen Mietenkrise: Fläche für zwei Millionen Wohnungen
       
       Die Bundesregierung will pro Jahr 400.000 neue Wohnung bauen. Platz dafür
       gibt es genug, zeigt eine neue Studie. Die zuständige Ministerin Klara
       Geywitz will zügig anfangen.
       
   DIR Ende der Wohnungsgesellschaft GSW: Am Schluss bleiben Fassaden
       
       Die GSW wird abgewickelt. Ihre Privatisierung ist ein Lehrstück über
       falsche Versprechungen privater Investoren und das Versagen der Politik.