# taz.de -- Beschäftigte im öffentlichen Dienst: Das leidige Tarifrundenspiel
> Die Forderungen der Gewerkschaft im öffentlichen Dienst sind bekannt. Die
> Arbeitgeberseite könnte Warnstreiks verhindern – tut es aber nicht.
IMG Bild: „Rückgrat des Staates“: Nancy Faeser zum Auftakt der Tarifverhandlungen am Dienstag in Potsdam
Da kann man nicht widersprechen: „Die Inflation frisst den Menschen ein
Loch ins Portemonnaie“, so beschreibt Verdi-Chef Frank Werneke die
Problemlage. Selbstbewusst fordert die Dienstleistungsgewerkschaft daher
bei den am Dienstag begonnenen [1][Tarifverhandlungen im öffentlichen
Dienst] von Bund und Kommunen die höchste Lohnsteigerung seit Jahrzehnten:
10,5 Prozent, mindestens aber 500 Euro im Monat – damit auch
Geringverdiener*innen eine wirkliche Gehaltssteigerung haben.
Ob sich die [2][Gewerkschaft] damit durchsetzen kann, ist offen. Fest
steht: Überraschend sind die Forderungen nicht. Sie sind seit Oktober
vergangenen Jahres bekannt.
Doch die Arbeitgeberseite – namentlich die beiden Sozialdemokratinnen,
Bundesinnenministerin Nancy Faeser als Verhandlungsführerin für den Bund
und für die Kommunen, die Präsidentin der Vereinigung der kommunalen
Arbeitgeberverbände, Karin Welge – legt zum Verhandlungsauftakt kein
eigenes Angebot vor. Erwartbar verliefen die ersten [3][Gespräche am
Dienstag also ergebnislos.]
Es mag sich eingebürgert haben, dass die Arbeitgeberseite bei
Tarifverhandlungen bis zur letzten Verhandlungsrunde nichts anbietet – das
macht es aber nicht richtiger. Wenn man seit Oktober die konkreten
Forderungen kennt, kann man Ende Januar auch ein Angebot vorlegen und nicht
erst im März. Das wäre eine vorausschauende Politik, die Bürger*innen
[4][und den Fachkräftemangel] ernst nimmt. Da dies nicht passiert ist, wird
es zwangsläufig Warnstreiks geben.
Darunter leiden die Beschäftigten, die sich etwa als Pflegekräfte ihren
Patient*innen verpflichtet fühlen – sowie Kranke, Eltern, im Grunde
also die ganze Gesellschaft. Denn [5][Warnstreiks im öffentlichen Dienst]
von Bund und Ländern betreffen 2,5 Millionen Menschen in Hunderten Berufen
– von Erzieher*innen über Verwaltungsangestellte bis hin zu
Müllwerker*innen.
Der Bund sollte ohne zeitlichen Verzug ein eigenes Angebot machen, damit
verhandelt werden kann. Wenn Innenministerin Faeser glaubhaft vermitteln
will, dass sie im öffentlichen Dienst „das Rückgrat unseres Staates“ sieht,
sollte sie das leidige Tarifrundenspiel unterlassen.
24 Jan 2023
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## AUTOREN
DIR Linda Gerner
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