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       # taz.de -- Vorstand der IG Metall: Ladies first
       
       > Christiane Benner wäre als zweite Vorsitzende an der Reihe, im Herbst
       > Chefin der IG Metall zu werden. Ob die Männer das zulassen, bleibt indes
       > fraglich.
       
   IMG Bild: Christiane Benner bei einer Kundgebung am Tag der Arbeit 2022
       
       Für die IG Metall, mit rund 2,2 Millionen Mitgliedern die größte freie
       Einzelgewerkschaft der Welt, ist dieses Jahr ein ganz besonderes. Nicht
       wegen der immensen Herausforderungen für ihre Branchen – sondern weil sie
       im Herbst entscheiden wird, ob eine Frau die Gewerkschaft führen wird:
       [1][Christiane Benner], derzeit zweite Vorsitzende. Offiziell ist das kein
       Thema. Es sollte auch gar kein Thema sein, denn in der IG Metall wird seit
       1956 der zweite Vorsitzende auf den Platz des ersten gewählt.
       
       Als 2003 Klaus Zwickel [2][diese quasi natürliche Nachfolge brechen]
       wollte, um seinen Favoriten nach vorne zu schubsen, ging die IG Metall
       durch eine ihrer größten Krisen: Erbarmungslos bekämpften sich zwei Lager.
       Zwickel verlor, der zweite Vorsitzende Jürgen Peters wurde erster. Und
       diesmal? Hat man erst mal lange versucht, Benner zum DGB abzuschieben, als
       Vorsitzende – und ist gescheitert.
       
       Seitdem schwurbelt man aus Angst vor einer ersten weiblichen Vorsitzenden
       hinter den Kulissen an einer Satzungsänderung, Deckname Strukturreform, mit
       der die beiden Vorsitzenden gleichwertig gestellt würden. Diese Änderung
       ist überflüssig. Aber die [3][IG Metall] sei mit 80 Prozent Anteil eine
       Männergewerkschaft, rumort es. Das ist tatsächlich ein Problem. Die IG
       Metall braucht mehr Frauen. Mehr nicht. Schließlich fragt ja auch keiner,
       wieso ein Mann die [4][Frauengewerkschaft Verdi] führt.
       
       Benner habe nicht genug Erfahrung in der Tarifpolitik, unken andere. Das
       ist Unsinn, weil der Kern von Tarifverhandlungen nicht die Tarifdetails
       sind, sondern Verhandlungsgeschick und Durchsetzungsvermögen. Benner ist
       seit 2015 im Vorstand, erfolgreich, mit sehr guten Wahlergebnissen – das
       gelingt bei solchen Spitzenposten nur mit entsprechender Qualifikation.
       
       Es wird schlicht höchste Zeit: Statt hintenherum an überflüssigen und
       frauenfeindlichen Arrangements zu basteln, sollte die IG Metall zu ihrer
       Tradition, ihrer zweiten Vorsitzenden und damit ihrer notwendigen
       Transformation stehen: Ladies first.
       
       25 Jan 2023
       
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