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       # taz.de -- US-Präsident in Mexiko: Keine einfache Agenda
       
       > Joe Biden hat erstmals die US-mexikanische Grenze besucht. Neben der
       > Migration steht bei seiner Visite in Mexiko ein weiteres schwieriges
       > Thema an.
       
   IMG Bild: US-Präsident Joe Biden mit Grenzschutzbeamten in El Paso, Texas
       
       Berlin taz | Fentanyl und Migration – damit sind die wesentlichen Themen
       umrissen, die derzeit das Verhältnis zwischen den USA und Mexiko prägen.
       Folgerichtig stehen das Geschäft mit der tödlichen Droge und die
       Einwanderung ganz oben auf der Agenda, wenn sich in diesen Tagen
       US-Präsident Joe Biden und sein mexikanischer Amtskollege Andrés Manuel
       López Obrador treffen. Bereits am Sonntag ist der Staatschef aus Washington
       nach Mexiko-Stadt gereist. Am Montag landete zudem Kanadas Premierminister
       Justin Trudeau, um bis Mittwoch am Nordamerikagipfel teilzunehmen.
       
       Es ist das erste Mal, dass Biden als Präsident das südliche Nachbarland
       besucht, und die Vorzeichen des Treffens hätten kaum prägnanter sein
       können. Vergangenen Donnerstag [1][verhafteten Sicherheitskräfte Ovidio
       Guzmán], einen der Anführer des Sinaloa-Kartells und Sohn des in den USA
       einsitzenden Mafiachefs Joaquín „El Chapo“ Guzmán. Bereits während der
       Festnahme nahe der Stadt Culiacán kam es zu heftigen Schusswechseln
       zwischen Militärs und Kriminellen, Kartellmitglieder terrorisierten zudem
       die nordmexikanische Metropole. Sie setzten LKW in Brand, errichteten
       Barrikaden und drangen in Krankenhäuser ein, um Ärzte zu zwingen, ihre
       Verwundeten zu behandeln. Zudem beschossen sie den Flughafen, um den
       Abtransport von Guzmán, auch „El Ratón“, die Maus, genannt, zu verhindern.
       Zehn Soldaten und 19 mutmaßliche Kriminelle starben.
       
       Nicht wenige in Mexiko fragen sich, ob die Verhaftung gezielt im Vorfeld
       des Treffens durchgeführt wurde. Schließlich blicken US-Drogenfahnder immer
       wieder skeptisch auf das zunächst zurückhaltende Vorgehen López Obradors
       gegen die Mafia. [2][Dessen Politik der „Umarmungen statt Kugeln“], mit der
       er die Eskalation der Gewalt eingrenzen wollte, lieferte nicht die
       erwünschten Erfolge. Das wurde etwa deutlich, als Soldaten im Oktober 2019
       „El Ratón“ bereits verhaftet hatten und ihn angesichts des Terrors seiner
       Truppen wieder freilassen mussten.
       
       Dass nun ein Anführer jenes Kartells verhaftet wurde, das große Mengen
       Fentanyl über den Rio Bravo schmuggelt ist ein wichtiges Zeichen. [3][In
       den USA ist die Droge ein großes Problem]. Fast 200 Menschen sterben
       täglich an dem Rauschgift, dessen Zutaten meist aus China stammen und das
       in Mexiko zusammengebraut wird. John Kirby, der Sprecher des Nationalen
       Sicherheitsrats der USA, sprach nach der Verhaftung letzter Woche
       „bedeutsamen Schritt“ im Kampf gegen Fentanyl.
       
       ## Gestrandete Migranten an der geschlossenen US-Grenze
       
       Genauso symbolträchtig war die Anreise Bidens. Vor seiner Ankunft in
       Mexiko-Stadt besuchte er [4][die US-Grenzstadt El Paso], wo ihm der
       republikanische Gouverneur Greg Abbott „Versagen“ in der
       Einwanderungspolitik vorwarf. „Ich weiß, dass die Migration die Spannung in
       den Gemeinden an der Grenze erhöht“, sagte der US-Regierungschef. Um eine
       Migrationspolitik durchzusetzen, die sich zumindest leicht von seinem
       rechten Widersachern und dem Vorgänger Donald Trump unterscheidet, ist der
       Präsident auf die mexikanische Regierung angewiesen. Diese wiederum kämpft
       damit, dass zunehmend Menschen an der geschlossenen US-Grenze stranden.
       
       Vergangene Woche kündigte Biden an, monatlich 30.000 Migrant*innen
       [5][aus Haiti, Nicaragua und Kuba] aufzunehmen und ihnen eine zweijährige
       Arbeitsgenehmigung zu erteilen – eine Maßnahme, die für
       Venezolaner*innen bereits vorher bestand. Wenn jedoch ein Antrag
       abgelehnt werde oder die Betroffenen illegal eingereist seien, würden sie
       nach Mexiko angeschoben, stellte der US-Präsident klar. Die mexikanische
       Regierung erklärte sich im Gegenzug bereit, im Monat 30.000 Menschen aus
       diesen Ländern aufzunehmen, die aus dem Norden abgeschoben werden. Damit
       übernimmt Mexiko weiterhin Aufgaben der US-Migrationsbehörden. Schon jetzt
       werden Asylbewerber*innen in das Nachbarland zurückgebracht, um dort
       auf die Entscheidung ihres Antrags zu warten.
       
       Das „kaputte System“ sollten alle Seiten „reparieren“, kündigte Biden am
       Sonntag an. Ob das klappt, ist fraglich. Versuche des US-Präsidenten,
       [6][einen von Trump eingeführten Paragraf (der gesundheitspolitische Titel
       42) zur schnellen Abschiebung aufzuheben, scheiterten zuletzt am Obersten
       Gerichtshof].
       
       Auf dem „Gipfel der Three Amigos“, wie der Nordamerika-Gipfel genannt wird,
       wollen López Obrador, Biden und Trudeau am Dienstag auch über regionale
       Integration, Gesundheitspolitik und Klimawandel sprechen. Die USA und
       Kanada, die mit Mexiko in einem Freihandelsvertrag verbunden sind,
       kritisieren die Energiepolitik López Obradors. Der Mexikaner stellt die
       nationale Industrie sowie die Förderung fossiler Brennstoffe in den
       Vordergrund und bremst internationale Investoren aus.
       
       9 Jan 2023
       
       ## LINKS
       
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