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       # taz.de -- Nach Sturm auf Kongress in Brasilien: Haftbefehl gegen Ex-Sicherheitschef
       
       > Dem Bolsonaro-Vertrauten wird Fehlverhalten beim Sturm auf den Kongress
       > in der Hauptstadt Brasília vorgeworfen. Während des Angriffs urlaubte er
       > in den USA.
       
   IMG Bild: Zerstörung in Brasília: Die Wut der Stürmenden entlud sich auch gegen die Glasscheiben
       
       Brasília afp/dpa | Zwei Tage nach der [1][Erstürmung des brasilianischen
       Kongresses] und anderer staatlicher Gebäude ist Haftbefehl gegen den
       entlassenen Sicherheitschef der Hauptstadt Brasília, Anderson Torres,
       erlassen worden.
       
       Richter Alexandre Moraes vom Obersten Gericht erließ am Dienstag zudem
       Haftbefehl gegen den nach dem Angriff auf die höchsten staatlichen
       Institutionen ebenfalls gefeuerten Chef der Militärpolizei in Brasília,
       Fabio Augusto.
       
       Torres ist ein Vertrauter des früheren Präsidenten Jair Bolsonaro. Er war
       vormals Justizminister im Kabinett des rechtsradikalen Ex-Staatschefs.
       Torres' Versäumnis, den Angriff auf die staatlichen Einrichtungen zu
       verhindern, sei „potenziell kriminell“, erklärte Richter Moraes.
       
       Torres befand sich während des Angriffs auf die staatlichen Institutionen
       im Urlaub in den USA. Am Dienstag dementierte er jede Komplizenschaft mit
       den Randalierern und kündigte an, er werde nach Brasilien zurückkehren, um
       sich zu verteidigen. Der entlassene Militärpolizei-Chef Augusto wurde laut
       Medienberichten bereits festgenommen.
       
       ## Ein Schaden von über 540.000 Euro
       
       Hunderte Bolsonaro-Anhänger [2][waren am Sonntag in Brasília in das
       Kongressgebäude], den Präsidentenpalast und den Sitz des Obersten Gerichts
       eingedrungen und hatten dort stundenlang schwere Verwüstungen angerichtet.
       Dabei entlud sich ihr Zorn über den [3][Wahlsieg des Linkspolitikers Luiz
       Inácio Lula da Silva], der sich in einer Stichwahl knapp gegen Bolsonaro
       durchgesetzt hatte und seit Jahresbeginn im Amt ist.
       
       Bei der Erstürmung sollen allein in der Abgeordnetenkammer, die ein Teil
       des Kongressgebäudes ist, mindestens Schäden in Höhe von über drei
       Millionen Reais (rund 540.000 Euro) angerichtet worden sein. Die Summe der
       vorläufigen Schätzung beziehe sich auf zerstörte Möbel, Fensterscheiben und
       Computer, die ersetzt werden könnten, teilte die Abgeordnetenkammer am
       Dienstag mit. Der Wert der zerstörten und gestohlenen Kunstwerte hingegen
       sei hingegen noch nicht abschätzbar. Für die weiteren erstürmten Gebäude
       liegen noch keine Schätzungen vor.
       
       Die Sicherheitskräfte in Brasília sind außerdem wegen ihres Verhaltens
       während des Angriffs stark in die Kritik geraten. [4][Videos in den
       Onlinenetzwerken] zeigen, wie einige Mitglieder der Sicherheitskräfte die
       Erstürmung der staatlichen Gebäude filmten, anstatt dagegen einzuschreiten.
       
       Am Dienstag setzte die brasilianische Polizei hunderte in Brasília
       festgenommene Bolsonaro-Anhänger wieder auf freien Fuß. Die Freilassung von
       knapp 600 Festgenommenen sei „aus humanitären Gründen“ erfolgt, hieß es.
       Bei ihnen handle es sich um ältere oder kranke Menschen oder Mütter mit
       kleinen Kindern. 527 andere Festgenommene wurden den Polizei-Angaben
       zufolge in eine Strafanstalt der Hauptstadt gebracht. Insgesamt waren nach
       dem Sturm auf die staatlichen Institutionen und bei der Auflösung eines
       Protestlagers von Bolsonaro-Anhängern nach Polizeiangaben rund 1.500
       Menschen festgenommen worden.
       
       ## Bolsonaro plant Rückkehr
       
       [5][Ex-Präsident Jair Bolsonaro] peilt derweil eine vorzeitige Rückkehr aus
       den USA in sein Heimatland an. „Ich bin gekommen, um bis Ende des Monats zu
       bleiben, aber ich habe vor, meine Rückkehr vorzuziehen“, sagte Bolsonaro
       CNN Brasil nach seiner Entlassung aus einem US-Krankenhaus am Dienstag.
       
       Bolsonaro war Anfang der Woche wegen starker Bauchschmerzen in ein
       US-Krankenhaus eingeliefert worden. Zwei Tage vor dem Ende seiner Amtszeit
       an Neujahr war Bolsonaro mit seiner Familie in die USA geflogen, wo er sich
       seither im Bundesstaat Florida aufhielt.
       
       Das US-Außenministerium wollte den Aufenthaltsstatus von Bolsonaro in den
       USA nicht kommentieren. Einen Auslieferungsantrag gegen den früheren
       Staatschef hatte die US-Regierung nach eigenen Angaben jedoch nicht
       erhalten.
       
       11 Jan 2023
       
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