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       # taz.de -- Gewaltsame Unruhen in Peru: Ermittlungen gegen Boluarte
       
       > Wegen des Vorgehens der Polizei gegen Protestierende will Perus
       > Staatsanwaltschaft gegen die amtierende Präsidentin wegen „Völkermords“
       > ermitteln.
       
   IMG Bild: Lima am 4. Januar
       
       Lima afp/rtr/ap | Die Generalstaatsanwaltschaft in Peru hat Ermittlungen
       gegen Präsidentin Dina Boluarte wegen „Völkermords“ während der gegen sie
       gerichteten Proteste angekündigt. Die Vorermittlungen richteten sich auch
       gegen Kabinettschef Alberto Otárola, Innenminister Víctor Rojas und
       Verteidigungsminister Jorge Chávez, teilte die Strafverfolgungsbehörde am
       Dienstag (Ortszeit) auf Twitter mit. Das Büro der Präsidentin sowie die
       Büros der Minister reagierten zunächst nicht auf Anfragen zu
       Stellungnahmen.
       
       Bei den seit rund vier Wochen anhaltenden Protesten gegen Boluarte sind
       mindestens 40 Menschen getötet und mehr als 600 weitere verletzt worden.
       Die Ermittlungen würden den mutmaßlichen Verbrechen des „Völkermords, der
       vorsätzlichen Tötung und schweren Körperverletzung“ nachgehen, erklärte die
       Generalstaatsanwaltschaft.
       
       In den [1][vergangenen Wochen] kam es immer wieder zu blutigen
       Zusammenstößen zwischen Sicherheitskräften und Demonstranten. Kabinettschef
       Otárola verkündete am Dienstag eine dreitägige nächtliche Ausgangssperre in
       der südlichen Region Puno, die ein zentraler Schauplatz der Proteste ist.
       
       Am [2][Montag] waren während der Unruhen in der Region Puno 18 Menschen
       getötet worden. 14 von ihnen starben bei Konfrontationen mit den
       Sicherheitskräften rund um den Flughafen der Stadt Juliaca. Demonstranten
       hatten versucht, den Flughafen zu besetzen. In der Region Puno leben viele
       Indigene vom Volk der Aymara.
       
       ## Polizist im Auto verbrannt
       
       Die Ausschreitungen hielten auch am Dienstag an. Dabei kam ein Polizist in
       seinem Auto ums Leben, nachdem es angezündet worden war. Der 29-jährige
       Beamte habe gemeinsam mit einem Kollegen in der Stadt Juliaca nahe der
       Grenze zu Bolivien am Montagabend (Ortszeit) Streifendienst versehen, als
       ein Mob die beiden angegriffen habe, hieß es in Polizeiberichten vom
       Dienstag. Die Menge habe später den Streifenwagen angezündet, in dem einer
       der Polizisten gesessen habe.
       
       Ministerpräsident Alberto Otárola bestätigte die Tragödie in einer
       Parlamentssitzung. Zum Tatort geeilte Polizisten hätten einen der Beamten
       vorgefunden, der verprügelt und gefesselt worden sei. Sein Kollege sei
       bereits tot gewesen, sagte Otárola. „Er wurde bei lebendigem Leib in seinem
       Streifenwagen verbrannt.“
       
       Auslöser der Proteste ist die [3][Absetzung und Inhaftierung des
       umstrittenen Präsidenten Pedro Castillo]. Ihm wird vorgeworfen, dass er
       widerrechtlich das Parlament auflösen wollte, um einem
       Amtsenthebungsverfahren zu entgehen. Amtierende Präsidentin ist seither
       Boluarte. Castillos Anhänger fordern Neuwahlen, die Freilassung des
       Politikers und den Rücktritt Boluartes.
       
       Um regieren zu können, war eine Vertrauensabstimmung im Parlament nötig.
       Die gewann die neue Regierung am Dienstag.
       
       11 Jan 2023
       
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