# taz.de -- Diplomatie im Ukraine-Krieg: Inoffizielle Gespräche in Ankara
> Am Rande einer Konferenz haben sich Russland und die Ukraine auf einen
> Gefangenenaustausch und einen „humanitären Korridor“ geeinigt.
IMG Bild: Tatiana Moskalkova ist seit 2016 Menschenrechtsbeauftragte der Russischen Föderation
Berlin taz | Während in der Ukraine weiter gekämpft wird, sprechen die
Kriegsparteien anscheinend hinter den Kulissen weiter. So auch am Mittwoch
in Ankara: Im Rahmen der in der türkischen Hauptstadt abgehaltenen
Konferenz „Die Zukunft der Menschenrechte im 21. Jahrhundert“ kamen
Menschenrechtsvertreter aus Russland und der Ukraine in einem Hotel
zusammen. Später nahm auch der türkische Chef-Ombudsman Şeref Malkoç an den
Gesprächen teil.
Laut Informationen der türkischen Nachrichtenagenturen DHA und Anadolu
stand im Mittelpunkt des Treffens der Gefangenenaustausch. Bis Donnerstag
soll ein gemeinsamer Fahrplan stehen, um den Austausch von 40 Gefangenen
und einen „humanitären Korridor“ zur Evakuierung von Kindern, Frauen sowie
Verwundeten aus der Ukraine zu ermöglichen.
Die russische Hochkommissarin für Menschenrechte, Tatjana Moskalkowa, sagte
gegenüber der staatlichen russischen Nachrichtenagentur RIA, dass während
des Termins in Ankara „wichtige Worte über die Notwendigkeit eines
Waffenstillstands“ gefallen seien. Moskalkowa forderte den türkischen Chef
zudem dazu auf, keine Waffen mehr an die Ukraine zu liefern. Der
Menschenrechtsvertreter des ukrainischen Parlaments, Dmytro Lubinets,
[1][twitterte] später, dass vor allem „humanitäre Probleme und die
Bereitstellung von Menschenrechtshilfe“ besprochen wurden.
Laut ukrainischen und russischen Angaben wurden seit Jahresbeginn 2023
bereits 50 Kriegsgefangene ausgetauscht. Tatjana Moskalkowa ist seit 2016
Menschenrechtsbeauftragte der Russischen Föderation. Sie wurde 2021 im Amt
bestätigt. Moskalkowa ist seit 2007 Abgeordnete der Partei Gerechtes
Russland in der Staatsduma. Der Politologe und Volljurist Lubinets ist seit
letztem Jahr als Menschenrechtskommissar im ukrainischen Parlament tätig.
Türkei als Vermittler
Die Türkei hat sich in den fast zwölf Monaten des russischen Angriffskriegs
gegen die Ukraine als Vermittler profilieren wollen – zum Teil in der Sache
Gefangenenaustausch. In der ersten Januarwoche rief der türkische Präsident
Recep Tayyip Erdoğan den russischen Staatspräsidenten Wladimir Putin etwa
in einem Telefonat zu einer „einseitigen Waffenruhe“ auf. Moskau verbindet
einen Dialog mit Kyjiw mit der Bedingung, die von Russland besetzten
Gebieten zu berücksichtigen. Die Ukraine möchte die Grenzen, die vor dem
Krieg im [2][Donbass] 2014 herrschten, wiederherstellen.
Im Juli 2022 einigten sich die Ukraine und Russland unter Vermittlung der
Türkei und der Vereinigten Nationen auf einen Korridor zum Getreideexport –
ein Deal, der für Erdoğan ein Erfolg an verschiedenen Fronten bedeutet.
Denn in der Türkei stehen dieses Jahr die Parlaments- und
Präsidentschaftswahlen an.
11 Jan 2023
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## AUTOREN
DIR Gemma Teres Arilla
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