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       # taz.de -- Deutsche Wirtschaft trotzt Krisen: Überraschend stark gewachsen
       
       > Trotz Fachkräftemangel, Lieferengpässen und Inflation: Es gibt mehr Jobs,
       > weniger Schulden und vor allem mehr Wachstum als gedacht.
       
   IMG Bild: Deutschlands wichtigster Industriezweig, die Autobranche, hier die Produktion bei Volkswagen
       
       Berlin taz | Wenn das Statistische Bundesamt jedes Jahr im Januar Daten zur
       ökonomischen Lage des abgelaufenen Jahres vorlegt, ist das meistens vor
       allem für Zahlenfreaks interessant. In diesem Jahr birgt der Termin aber
       Überraschungen: Deutschland, so zeigen die Zahlen, steht nämlich viel
       besser da, als viele Experten gedacht haben. Trotz [1][Fachkräftemangel],
       Lieferengpässen, Inflation berichten die Statistiker von mehr Jobs, weniger
       Staatsschulden und vor allem Wachstum.
       
       So legte die Wirtschaftsleistung, gemessen als Bruttoinlandsprodukt, 2022
       um 1,9 Prozent zu, wie Ruth Brand, Präsidentin des Statistischen
       Bundesamtes (Destatis) sagte. Die hohe Inflation ist dabei herausgerechnet.
       Das Besondere: [2][Bis auf das Institut für Wirtschaftsforschung in Kiel
       (IfW) hat das niemand so vorhergesehen,] rechnete mit weniger. Die
       Bundesregierung ging von 1,4 Prozent Wachstum aus, ebenso die führenden
       Wirtschaftsforschungsinstitute. Die EU-Kommission erwartete 1,6 Prozent.
       
       Der Staat hat im vergangenen Jahr mehr eingenommen, weil Produkte wegen der
       Inflation mehr kosteten und entsprechend der Mehrwertsteueranteil stieg und
       weil sich die Wirtschaft erholte, mehr Menschen arbeiteten und zum Beispiel
       mehr Einkommensteuer und Sozialversicherungsbeiträge fällig wurden. Auch
       die Ausgaben stiegen – vor allem wegen der finanziellen Hilfen für die
       Ukraine, der staatlichen Hilfen für angeschlagene Energieversorger wie
       Uniper und der Pakete, die Haushalte und Unternehmen von steigenden
       Energiepreisen entlasten sollen.
       
       Insgesamt fehlten 101,6 Milliarden Euro, die durch neue Schulden gedeckt
       werden mussten – 2,6 Prozent des Bruttoinlandsprodukts und sogar 32,7
       Milliarden Euro weniger als 2021. Vor allem der Bund machte neue Schulden,
       weil er die großen Hilfsprogramme auflegte. Länder, Gemeinden und die
       Sozialversicherungen schlossen im Plus.
       
       ## 2023 ist noch unklar
       
       Unklar ist noch, wie es 2023 mit der deutschen Wirtschaft weitergeht. Die
       Statistiker berechneten für das vierte Quartal noch auf sehr wackeliger
       Basis ein Wachstum von 0,0 Prozent. Ob es Anfang 2023 so weitergeht, ist
       unklar. Das Münchener Ifo-Institut erwartet einen schwachen Start.
       Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) sagte: „Die wirtschaftliche
       Abschwächung über das Winterhalbjahr wird nach den Daten, die wir aktuell
       haben, milder und kürzer sein als erwartet. Damit zeigt dieses Land, was es
       kann.“
       
       Die Bundesregierung ging noch im Herbst 2022 davon aus, dass die Wirtschaft
       im Gesamtjahr 2023 um 0,6 Prozent schrumpft. Der Bankenverband rechnet
       sogar mit einem Minus von einem Prozent. Nur das IfW in Kiel ist mit 0,3
       Prozent Wachstum derzeit optimistisch.
       
       13 Jan 2023
       
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