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       # taz.de -- Radcross-Fahrerin Stefanie Paul: Mit dem Rad durch den Schlamm
       
       > Nach 150 Siegen legt die Radcross-Fahrerin Stefanie Paul eine Pause ein.
       > Aber die Seniorenweltmeisterschaften hat sie bereits im Blick.
       
   IMG Bild: Beim Kampf gegen die Natur und die eigenen Grenzen: Crossrad-Fahrerin Stefanie Paul
       
       Hamburg taz | Eine trockene, ebenmäßige Straße aus Asphalt – das ist, was
       Stefanie Pauls Radsport-Kolleginnen mögen. Die 36-jährige Radcross-Fahrerin
       aus Hannover findet das langweilig. Erst wenn sie sich auf ihrem Rad einen
       schlammigen Anstieg hochkämpft, um enge Kurven zirkelt und mit Vollgas eine
       Grasböschung hinunterrast, ist Paul in ihrem Element. Radcross ist ihr
       Hobby, sie fährt es auf Profi-Niveau.
       
       Seit 2011 hat sie weit über 150 Siege eingefahren. Bei den Deutschen
       Meisterschaften im [1][Cyclocross] am Wochenende in München fuhr Stefanie
       Paul aus dem Stevens Racing Team auf Platz drei. Weil der Regen die
       grasigen Abschnitte des 2,8 Kilometer langen Rundkurses in Matsch
       verwandelt hatte, war es ein Rennen, wie Paul es liebt: technisch
       herausfordernd.
       
       „Die Technik beherrsche ich einfach“, sagt Paul hinterher stolz. Je mehr
       Technik die Strecke erfordert, desto besser fährt – und läuft – sie. Denn:
       „Die schlammigen Anstiege kann man nicht fahren“, erklärt die ehemalige
       Läuferin. Sie schultert dann ihr Rad und läuft die Hänge hoch, wie am
       Samstag in München. „Solche Strecken im Training zu simulieren, ist
       schwer“, sagt Paul. Die meiste Übung bekommt sie bei den Querfeldeinrennen,
       von denen sie an vielen Wochenenden zwei fährt – eins in der Bundesliga und
       einen Cross-Cup.
       
       Den Radsport entdeckte die gebürtige Potsdamerin erst 2009, als sie für ihr
       Musikpädagogik-Studium nach Hannover zog. In ihrer WG lernte sie ihren
       heutigen Mann und über ihn auch Radcross kennen und lieben. Schnell fuhr
       die damals 25-Jährige erfolgreich Rennrad, räumte als Quereinsteigerin
       zahlreiche Preise ab. Mit der Zeit fuhr sie dann immer häufiger im Gelände:
       „Mich reizte die Mischung aus Ausdauer und Technik, die Cross erfordert“,
       erinnert sich Paul.
       
       ## Durchgetaktetes Leben
       
       Der Preis für ihren [2][Profi-Radsport] als Hobby ist hoch: Seit acht
       Jahren sind ihre Wochen nun durchgetaktet. Zwei Stunden täglich trainiert
       sie von Dienstag bis Donnerstag – egal ob im Gelände, auf der Straße oder
       zu Hause auf der Rolle. Wenn sie an der Musikschule arbeitet, steht in
       ihrem Trainingsplan Regeneration. Nebenher leitet die Musikpädagogin
       Kinderchöre und trainiert Jugendliche in ihrem Radsport-Verein RSG Hannover
       – auch ihren Sohn Anton, der am Wochenende in München seine erste Deutsche
       Meisterschaft fuhr.
       
       Radcross liegt in der Familie Paul. „Das ist schön, wenn wir dann zu dritt
       zu den Wettkämpfen fahren und dort alle antreten“, erzählt Stefanie Paul.
       Der Nachteil: „Wir müssen alles dreifach bezahlen – die Ausrüstung, die
       Startgebühren und die Räder.“ Plus Anfahrt und Unterkunft. Ob die
       Gewinnprämien diese Kosten ausgleichen? Paul lacht: „Für den ersten Platz
       bekommt man je nach Rennen um die 90 Euro. Aber für Hobbys zahlt man nun
       mal drauf, sonst wäre es kein Hobby.“
       
       Für Stefanie Paul ist Radcross ein „Wettkampf gegen die Natur und meine
       eigenen Limits“. Die hat sie in München einmal mehr ausgereizt. „Ich habe
       alles erreicht, was ich mir nicht einmal hätte ausmalen können. Jetzt geht
       es um die Ziele anderer.“ Als Jugendtrainerin möchte sie ihr Können an die
       Nachwuchs-Radcrosser weitergeben.
       
       Vorerst war die Meisterschaft in München Stefanie Pauls letztes Rennen, für
       sie steht erst mal eine Pause an: Denn sie ist schwanger. Danach möchte sie
       wieder Rennen fahren und liebäugelt mit den Seniorenweltmeisterschaften:
       „Dort mitzufahren und mir ein Trikot zu holen, das wäre schön!“
       
       15 Jan 2023
       
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   DIR Lea Scholz
       
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