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       # taz.de -- Panzer, Maaßen und Diether Dehm: Schwere Prüfung für die CDU
       
       > Friedrich Merz hält das Maß für voll und Maaßen soll gehen. Welche
       > Zukunft blüht dem nun? Und werden Scholz’ Panzer in die Geschichtsbücher
       > eingehen?
       
   IMG Bild: Findet, Maaßens Gedankengut habe in der CDU keinen Platz mehr: CDU-Chef Friedrich Merz
       
       taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht vergangene Woche? 
       
       Friedrich Küppersbusch: Kanzler Scholz wird von allen Seiten kritisiert.
       
       Und was wird in dieser besser? 
       
       Kanzler Scholz wird von allen Seiten kritisiert.
       
       Nach langem Zögern hat sich der Bundeskanzler Olaf Scholz dazu
       entschlossen, [1][Panzer an die Ukraine zu liefern]. Wie wird das in die
       Geschichtsbücher eingehen? 
       
       Es waren 20 Monate von Habecks Ruf nach „Defensivwaffen“ über die Schwelle
       hin zur Lieferung erklärter Angriffswaffen. Der Krakel dazwischen wird den
       Geschichtsbüchern kaum Fußnoten wert sein; allenfalls Scholz’ Bemühen, im
       Tumult die historische Dimension der Kehrtwende im Auge zu behalten.
       Putinversteher aller Couleur spekulieren über „rote Linien“ des
       Angriffskriegers: sie zu wahren, sie endlich zu überwinden. Bei der
       Gelegenheit zu fragen, ob wir selbst welche haben, ist nicht unmoralisch.
       
       Der CDU-Vorsitzende [2][Friedrich Merz forderte Hans-Georg Maaßen
       öffentlich zu einem Parteiaustritt] auf. Das Maß sei voll, seine Sprache
       und sein Gedankengut hätten in der CDU keinen Platz mehr. Wie geht es nun
       mit Maaßen weiter? 
       
       Für Nazis oder Islamisten gibt es Aussteigerprogramme, Maaßen hilft keiner.
       Wenn am Ende der Karriere noch so viel Ehrgeiz übrig ist, trösten lange
       Spaziergänge und Aquarellmalerei nicht jeden Sarrazin oder jede Steinbach
       über ihren Lebensirrtum hinweg: dass die Welt auf sie warte. Maaßen ist als
       CDU-Kandidat in Thüringen gescheitert, sein Verlag warf ihn endlich als
       Grundgesetz-Kommentator raus, und sein Nachfolger Haldenwang findet ihn
       schädlich für den Verfassungsschutz. Sein schmales politisches Programm:
       „Die AfD soll CDU heißen“, kann er jetzt als Chef der „Werte-Union“
       predigen. So wird er sich als schwere Prüfung für CDU-Chef Merz noch mal
       wichtig machen. Dabei verbindet beide: die Besessenheit, Krieg gegen die
       Vergangenheit zu führen. Und die heißt Merkel.
       
       Der türkische Präsident [3][Recep Tayyip Erdoğan verhindert den
       Nato-Beitritt von Schweden und Finnland]. Daraufhin erklärte Finnland, dass
       es auch ohne seinen Sitznachbarn beitreten würde. Soll Finnland für sein
       unsolidarisches Verhalten einen Platzverweis bekommen? 
       
       Finnland war jahrhundertelang schwedisch okkupiert, dann russisch. Beides
       muss so toll gewesen sein, dass sie sich zwischendurch freiwillig einen
       deutschen König wählten. Der „Winterkrieg“ 1939/40 gegen die Sowjets
       begründete die Nation, die „sisu“ tickt: hartnäckig, unbeugsam, mutig. Dass
       die Finnen also ein Solo androhen, Schweden düpieren und Russen trotzen –
       mag nicht überraschen. Eher schon: Wir gehören einem Militärbündnis an, dem
       ein Quartalsirrer auf der Nase herumtanzen kann. Erdoğan, so raunt es, muss
       sich im Mai erst mal ein Wahlergebnis zusammengaunern.
       
       Der Konzern Meta, zu dem Facebook und Instagram gehören, hat die Accounts
       des ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump wieder freigeschaltet. Die
       [4][Rückkehr könnte Trump viel Geld einbringen, da er über Facebook] große
       Spenden kassiert. Dauert es noch lange, bis Donald Trump Twitter kauft? 
       
       Ja. Trump ist auch big spender bei Facebook, laut Washington Post hatte er
       seit 2018 159 Millionen Dollar an Werbung geschaltet dort. Um, wiederum,
       Spenden zu generieren. Facebook sei alt, männlich, konservativ und vor
       allem eine Win-win-Situation für beide. Finanziell – als
       Propagandainstrument dagegen sei man da unter sich und eh alles dufte. Es
       ist wie eine Imbissstube, die überlegt, einen Gast wieder reinzulassen, der
       regelmäßig alles vollkotzt. Nicht appetitlich, macht aber Aufsehen.
       
       Der ehemalige Linken-Abgeordnete Diether Dehm erstattete Anzeige gegen den
       Sänger Florian Silbereisen. Der Grund: Silbereisen weigerte sich, im Song
       „1000 und 1 Nacht (Zoom!)“ das Wort „Indianer“ auszusprechen. Hat es der
       Musikagent nicht gecheckt? 
       
       Respekt, Halunke! Dehm hat zum Beispiel eine deutsche Version des
       Partisanenklassikers „Bella ciao“ vorgelegt und gesanglich vollstreckt, in
       der keine Zeile dem Original entspricht. Nur ist der Autor der
       Widerstandshymne unbekannt und tot, woran Florian Silbereisen noch ein
       Stück zu arbeiten hätte. Wie man hier gerade liest, lohnt es
       medienökonomisch also bedeutend mehr, prominente lebende Gegner anzufiesen,
       um einen abgestandenen Gag abzufeuern. Indianerehrenwort.
       
       Und was machen die Borussen? 
       
       Geht Kapitän Reus, wie Gerüchte wabern, im Sommer, wird die Planstelle des
       gebürtigen Pflicht- und Vorzeigedortmunders vakant: Zorc, Götze,
       Großkreutz, Reus, Ende.
       
       Fragen: Shoko Bethke
       
       29 Jan 2023
       
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