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       # taz.de -- Bericht der Bundesnetzagentur: Der Strom fließt sicher weiter
       
       > Die Versorgung mit Elektrizität ist mittelfristig gewährleistet, sagt die
       > Bundesnetzagentur. Das gelte auch bei einem vorgezogenen Kohleausstieg.
       
   IMG Bild: Im Rheinischen Revier – hier bei Lützerath – kommt der Kohleausstieg bis 2030
       
       Berlin taz | Die Energie- und die Antriebswende im Autoverkehr stellen die
       Sicherheit der Stromversorgung auf mittlere Sicht nicht in Frage – auch
       dann nicht, wenn der Kohleausstieg in ganz Deutschland auf das Jahr 2030
       vorgezogen wird. Zu diesem Ergebnis kommt der Bericht [1][der
       Bundesnetzagentur] zur Stromversorgungssicherheit, den das Kabinett am
       Mittwoch verabschiedet hat.
       
       Mit dem Bericht bestätigt sich die Bundesregierung, dass der von ihr auf
       den Weg gebrachte Umbau der Energieversorgung trägt. Die von dem früheren
       Grünen-Politiker Klaus Müller geführte Bundesnetzagentur ist eine Behörde
       im Geschäftsbereich des Bundeswirtschaftsministeriums, also keine
       regierungsunabhängige Prüfstelle.
       
       Bis 2030 sollen nach den Plänen der Bundesregierung 80 Prozent des Stroms
       mit erneuerbaren Energien erzeugt werden. Dem Bericht zufolge ist die
       Versorgung bei Umsetzung der Ziele bis 2031 gesichert, auch wenn der
       Strombedarf aufgrund mehr installierter Wärmepumpen, mehr Elektroautos und
       der für die Wasserstoffherstellung benötigten aufgestellten Elektrolyseure
       steigt. SPD, Grüne und FDP haben sich im Koalitionsvertrag auf das Ziel
       verständigt, dass bis 2030 15 Millionen E-Autos in Deutschland zugelassen
       sein solen. Heute sind es etwas über 1 Million.
       
       Der Bericht wird der Bundesregierung alle zwei Jahre vorgelegt. In diesem
       Jahr ist die Aufmerksamkeit groß, weil die Energieversorgung infolge des
       russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine wegen gestoppter Gaslieferungen
       unter Druck geraten ist. Gas wird auch zur Stromgewinnung genutzt. In dem
       Bericht geht es aber nicht um aktuelle Krisenszenarien. Vielmehr betrachtet
       die Bundesnetzagentur die erwartete Entwicklung des Strommarktes in den
       Jahren 2025 bis 2031.
       
       ## Schnellerer Ausbau der Erneuerbaren nötig
       
       Es sei zentral, dass Verbraucher:innen jederzeit sicher mit Strom
       versorgt werden, kommentierte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck
       (Grüne) den Bericht. „Diese Stromversorgungssicherheit werden wir auch beim
       Umbau unseres Stromsystems auf 100 Prozent erneuerbaren Strom
       gewährleisten.“ Um langfristig aus der Gasverstromung – bei der viel CO2
       freigesetzt wird – aussteigen zu können, wird die Bundesregierung im ersten
       Halbjahr 2023 eine „Kraftwerksstrategie“ vorlegen, kündigte er an. Damit
       soll gewährleistet werden, dass Anlagen gebaut werden, die für ein
       klimaneutrales Stromsystem gebraucht werden. „Neue Kraftwerke müssen
       wasserstoff-ready sein und so von Anfang an geplant werden“, sagte Habeck.
       
       Die Stromversorgung ist dem Bericht zufolge auch bei einem früheren
       Kohleausstieg sicher. Ursprünglich sollte er in ganz Deutschland bis 2038
       erfolgen. Nachdem der Ausstieg aus der Kohleverstromung [2][im Rheinischen
       Revier auf 2030 vorverlegt] wurde, werden Forderungen lauter, ihn auch in
       Ostdeutschland vorzuziehen. Aus Sicht der Bundesnetzagentur würde das die
       Stromversorgung nicht gefährden. „Die Energiemengen aus Kohle müssen
       teilweise anderweitig kompensiert werden, um das
       Versorgungssicherheitsniveau aufrechtzuerhalten“, heißt es in dem Bericht.
       Das geschehe unter anderem mit Hilfe von Erdgaskraftwerken und erneuerbaren
       Energien.
       
       Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) sieht einen
       früheren Kohleausstieg kritisch. Der Verband unterstütze die Transformation
       des Energiesystems, sagte Kerstin Andreae, Vorsitzende der
       BDEW-Hauptgeschäftsführung. Aber Deutschland müsse „einen Spurt in nie
       gekannter Geschwindigkeit hinlegen“, wenn der Umbau zum klimaneutralen
       Stromsystem bei gleichzeitigem Kohleausstieg bis 2030 tatsächlich erreicht
       werden solle. „Die politischen Zielsetzungen sind enorm herausfordernd und
       bisher nur teilweise mit Maßnahmen unterlegt“, kritisierte sie.
       Erforderlich sei etwa eine Verdreifachung der [3][Ausbaugeschwindigkeit bei
       den erneuerbaren Energien].
       
       1 Feb 2023
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Anja Krüger
       
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