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       # taz.de -- Leitzins der Fed und der EZB: Zinserhöhung mit vollem Risiko
       
       > Die Zentralbanken stehen angesichts der hohen Inflation unter Druck. Doch
       > die Erhöhung der Leitzinsen könnte nach hinten losgehen.
       
   IMG Bild: Die Zentrale der Europäischen Zentralbank in Frankfurt/Main
       
       Es wird gefährlich: Die Zentralbanken erhöhen erneut ihre Zinsen. Am
       Mittwoch beschloss die US-Notenbank Fed einen weiteren Anstieg von 0,25
       Prozentpunkten, am Donnerstag folgten die Europäische Zentralbank (EZB) und
       die Bank of England mit einem Plus von jeweils 0,5 Prozentpunkten. Das Ziel
       ist, die hohen Inflationsraten zu bremsen. Doch gleichzeitig [1][steigt das
       Risiko], dass die Wirtschaft in eine Rezession abgleitet.
       
       Die Zentralbanken befinden sich in einem Dilemma: Sie sollen die Stabilität
       der Preise gewährleisten, doch [2][die Inflation] droht sich zu
       verfestigen. In den USA lag die Geldentwertung zuletzt bei 6,5 Prozent, in
       Großbritannien bei 10,5 Prozent und in der Eurozone bei 8,5 Prozent.
       Besonders beunruhigt sind die Zentralbanken, weil nicht nur Energie und
       Nahrungsmittel teurer werden – sondern auch die „Kerninflation“ deutlich
       anzieht.
       
       Sie misst die Preise der „normalen“ Güter, die sich meist nicht stark
       verändern. Bei Nahrungsmitteln ist ja klar, dass sie mal teuer und mal
       billig sind, da viele Produkte je nach Erntezeitpunkt knapp oder reichlich
       vorhanden sind. Auch Energiepreise schwanken permanent, schon weil auf den
       Rohstoffmärkten ununterbrochen spekuliert wird. Nun kommt noch der
       Ukrainekrieg hinzu, in dem Russland sein Gas als Waffe einsetzt und die
       Pipelines nach Europa zugedreht hat.
       
       Die steigenden Energiepreise hätten die Zentralbanken wahrscheinlich
       ignoriert, aber wenn die Kerninflation nach oben geht, herrscht bei den
       Notenbankern Alarmstufe Rot. Und zuletzt lag dieser wichtige Indikator bei
       5,2 Prozent in der Eurozone. Die Zentralbanken wollen daher unbedingt aktiv
       werden, doch das ist riskant: In einer Volkswirtschaft gibt es nämlich
       keinen Knopf, an dem man nur drehen müsste, um die Inflation zielgenau
       festzulegen.
       
       Geld ist kein Elektroherd, bei dem sich die Backtemperatur präzise
       einstellen lässt. Stattdessen bleibt den Zentralbanken nur ein indirekter
       Weg, der über die Zinsen führt und der gefährlich ist. Der Mechanismus:
       Steigen die Zinsen, werden weniger Kredite vergeben. Viele Fabriken können
       nicht mehr investieren, und auch Neubauten werden rar, weil Hypotheken
       teuer sind. Die Nachfrage sinkt, was dann die Preise drücken soll.
       
       Es wird also eine künstliche Rezession erzeugt, die meist zur Folge hat,
       dass auch die Arbeitslosigkeit steigt. Es sollte sich daher niemand freuen,
       dass die Zinsen zulegen – auch die Sparer nicht. Denn die Zentralbanken
       können nur agieren, indem sie [3][eine Wirtschaftskrise riskieren]. Das ist
       nie günstig, aber jetzt völlig verfehlt. Der Krieg in der Ukraine ist schon
       für ganz Europa hart genug. Da braucht es nicht auch noch Zentralbanken,
       die eine Wirtschaftskrise provozieren.
       
       2 Feb 2023
       
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   DIR Ulrike Herrmann
       
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