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       # taz.de -- „Übermedien“-Recherche zu Ukraine-Projekt: Krach bei „Katapult“
       
       > Ukrainische Journalist:innen werfen dem Greifswalder
       > „Katapult“-Magazin vor, „benutzt“ worden zu sein. Teils warten sie seit
       > Monaten auf ihr Gehalt.
       
   IMG Bild: Benjamin Fredrich, Chefredakteur von „Katapult“, trat am Dienstag zurück
       
       Berlin taz | [1][„Tschüss“, schreibt das Katapult-Magazin am Dienstag auf
       Twitter] und kündigt damit den Rücktritt seines Gründers Benjamin Fredrich
       an. Keine 24 Stunden vorher hatte das Medienmagazin Übermedien [2][eine
       Recherche veröffentlicht], die Fredrich und seinem Katapult vorwirft,
       ukrainische Journalist:innen „benutzt“ und „fallen gelassen“ zu haben.
       Das 2015 gegründete Magazin aus Greifswald ist für seine journalistischen
       Infografiken und Karten bekannt.
       
       In der Recherche zitiert der Journalist Stefan Niggemeier die ukrainischen
       Journalist:innen Sergey und Roksana Panashchuk. Die beiden waren Teil
       eines Projekts namens [3][Katapult Ukraine], das Fredrich kurz nach Beginn
       des Krieges startete und unter anderem Jobs für Ukrainer:innen vorsah.
       Beide beklagen Ungereimtheiten innerhalb der Redaktion und dass ihnen das
       Gehalt für Oktober und November nicht ausgezahlt worden sei.
       
       Sergey Panashchuk war für das Büro in Odessa zuständig, Roksana Panashchuk
       zog nach Greifswald und bildete mit Weiteren das journalistische Team für
       die Ukraine. Sergey Panashchuk zufolge soll es keinerlei Vorgaben zu
       Arbeitszeiten, Umfängen oder Themen gegeben haben. Beiden wurde ein
       Monatsgehalt von 1.650 Euro überwiesen. Direkt nach der Jobzusage soll
       Sergey Panashchuk laut Übermedien eine Mail bekommen haben, in der er
       darauf hingewiesen worden sei, dass, brauche er nicht das ganze Geld, mehr
       Leute eingestellt werden könnten.
       
       Nach inhaltlichen Konflikten innerhalb der Redaktion in Greifswald habe
       Fredrich Roskana Panashchuk Ende Juli mitgeteilt, dass sie Urlaub nehmen
       solle – im August wurde ihr dann gekündigt. Insgesamt sollen Kommunikation,
       Feedback und Arbeitsaufteilung generell zu Wünschen übrig gelassen haben.
       „Benjamin startet Projekte, dann verliert er das Interesse daran, und dann
       schlafen sie ein“, soll ein Mitarbeiter Panshchuk gegenüber gesagt haben.
       
       ## Vorwurf: Mangelnde Aufarbeitung
       
       Nun zieht Fredrich Konsequenzen und tritt als Geschäftsführer und
       Chefredakteur zurück. Laut einem öffentlichen Statement will er mehr
       Transparenz schaffen, fügt Screenshots von nachträglich überwiesenen
       Zahlungen hinzu und zählt die Erfolge von Katapult auf. Ein Beispiel: Unter
       anderem hätte das Magazin „Helme und schusssichere Westen nach Irpin und
       Butscha gebracht“. Wann, wie viele, wie oft und wohin genau, steht nicht in
       Fredrichs Erklärung, auch nicht, woher die Equipments kamen. Auf eine
       Anfrage der taz reagiert Fredrich nicht.
       
       Übermedien wirft Fredrich nach wie vor mangelnde Aufarbeitung vor. So sei
       auf Fragen, wer derzeit für das Ukraine-Projekt arbeite, mit einer Liste
       von Personen geantwortet worden – von denen mindestens eine nicht mehr für
       das Projekt arbeite und auf noch ausstehende Honorare warte. Was mit dem
       Geld passiert ist, das für Katapult Ukraine gespendet wurde, bleibt
       weiterhin offen. Im [4][Statement zu seinem Rücktritt] schreibt Fredrich,
       dass er die Geschäftsführung an Juli Katz und Nasrin Morgan abgibt. In
       einem Gespräch mit der taz gibt Katz zu, dass das Büro in Odessa
       gescheitert sei, doch das Ukraine-Projekt nicht.
       
       So sei die Arbeit der Greifswalder Ukraineredaktion „hart“ gewesen, und es
       sei „unfair, dass sie im Artikel von Übermedien unsichtbar bleiben und
       teilweise diskreditiert werden“. Ferner sei offensichtlich, dass es
       Versäumnisse vonseiten Katapults gegeben habe, erklärt Katz, „die es jetzt
       durch einen Transparenzbericht zu klären gilt“. An konkreten Zahlen und
       Fakten werde derzeit gearbeitet. Die Gehälter seien gezahlt worden, „sowie
       die offene Rechnung der freien Autorin beglichen, die im Übermedien-Artikel
       genannt wird“.
       
       Ein weiteres Mitglied des Ukraine-Projekts, das anonym bleiben will,
       schreibt der taz hingegen, dass es sein Gehalt stets bekommen habe – bis
       auf das Honorar für einen Artikel. Aus Sicht dieser Person sei Katapult
       Ukraine gestartet worden, um ukrainischen Journalist:innen zu helfen.
       Trotz einiger Missverständnisse hätte es von Anfang an die Regel gegeben,
       dass nur vorab besprochene Artikel veröffentlicht und bezahlt würden.
       Ähnlich wie die beiden Journalist:innen aus dem Übermedien-Bericht
       bemängelt auch sie, dass es insgesamt eher schleppend lief und ein Artikel
       von ihr ohne Begründung nicht veröffentlicht wurde. Dementsprechend habe
       sie dafür auch kein Geld erhalten.
       
       2 Feb 2023
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://twitter.com/Katapultmagazin/status/1620462397382328321
   DIR [2] https://uebermedien.de/80934/ukrainische-journalisten-werfen-katapult-vor-sie-benutzt-und-dann-fallen-gelassen-zu-haben/
   DIR [3] /Magazin-stellt-Ukrainerinnen-ein/!5836681
   DIR [4] https://katapult-magazin.de/de/artikel/katapult-gruender-benjamin-fredrich-tritt-zurueck
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Shoko Bethke
       
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