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       # taz.de -- Staatskrise in Peru: Politische Glücksritter
       
       > Peru kommt nicht zur Ruhe. Vorgezogene Neuwahlen könnten Abhilfe
       > schaffen, würden nicht politische Interessen schwerer wiegen als das Wohl
       > der Menschen.
       
   IMG Bild: Protest gegen Perus Präsident Dina Boluarte am 28. Januar in Lima
       
       Seit Dezember sind auf Perus Straßen 46 Demonstranten erschossen worden.
       Die südperuanischen Städte Puno, Juliaca und Cusco sind seit Wochen von
       Demonstranten [1][abgeriegelt]; Gas zum Kochen und Lebensmittel werden
       knapp. Tausende von Quechua und Aymara haben den langen Weg nach Lima
       unternommen und protestieren in der Hauptstadt. Ihre Forderungen:
       Präsidentin [2][Dina Boluarte] soll zurücktreten und sofortige Neuwahlen
       für die Präsidentschaft und den Kongress ausrufen.
       
       Eigentlich wäre das leicht zu erfüllen. Nur stellen sich die Parlamentarier
       nun schon zum zweiten Mal in den Weg. Dabei hatte der Kongress mit seiner
       Absetzung Pedro Castillos die Proteste erst ausgelöst. Und so uneinig die
       Peruaner sonst sein mögen: [3][in puncto Kongress ist die Ablehnung nahezu
       Konsens]. Drei von vier Bürgern wünschen sich Neuwahlen. Doch was die
       Wähler wollen, scheint die Parlamentarier wenig zu kümmern.
       
       Sie kochen vor allem ihr eigenes Süppchen. Die Ultrarechte lehnt Neuwahlen
       kategorisch ab, eine andere Partei will die eben erst eingesetzten
       Regionalpräsidenten gleich mitwählen und die in zahlreiche Grüppchen
       zerfallene Linke knüpft Neuwahlen an ein zeitgleiches Referendum über eine
       neue Verfassung.
       
       Der peruanische Kongress ist mehr und mehr zu einer Ansammlung politischer
       Glücksritter geworden, die den Wahlkampf gegen die siegreiche
       Regierungspartei vom Parlament aus fortsetzen und ihre Mandate vor allem
       für die eigenen politischen und materiellen Interessen nutzen. Eine baldige
       Neuwahl dürfte an der Qualität des politischen Personals wenig ändern, ist
       aber trotzdem der einzige Ausweg aus der momentanen Krise.
       
       Präsidentin Boluarte wird nun einen weiteren Gesetzesvorschlag für
       Neuwahlen im Oktober 2023 vorlegen, der wieder kaum durchkommen wird. Mit
       ihrem Rücktritt könnte Dina Boluarte sofortige Neuwahlen ausrufen. Doch sie
       will nicht zurücktreten. Für die Peruaner bleibt die Situation ausweglos.
       
       3 Feb 2023
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Hildegard Willer
       
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