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       # taz.de -- Wasserballerin Maren Hinz: Wenn die Luft knapp wird
       
       > Maren Hinz ist beim Eimsbütteler Turnverband Wasserball-Center-Spielerin.
       > Damit hat sie eine kampfbetonte Position in einer sowieso harten
       > Sportart.
       
   IMG Bild: Spielt nach ihrer Zeit in der Nationalmannschaft mit dem ETV in der Bundesliga-Nord: Maren Hinz
       
       Hamburg taz | Die meisten Tritte machen Maren Hinz nichts mehr aus. Die
       26-Jährige hat sich daran gewöhnt: „Kratzen und Treten gehören einfach
       dazu.“ Seit Hinz 14 Jahre alt ist, spielt sie, was als eine der härtesten
       Sportarten gehandelt wird: Wasserball.
       
       Rückblickend begann ihre Karriere mit einem Kinder-Schwimmkurs. Als das
       Seepferdchen-Abzeichen erst einmal auf ihren Badeanzug genäht war, zog sie
       ihn nicht mehr aus. Schnell schwamm sich Maren Hinz in eine Wettkampfgruppe
       ihres heimatlichen Schwimmvereins in Friedrichsthal in der Nähe von
       Saarbrücken.
       
       „Schwimmen wurde mir schnell zu langweilig“, sagt die Wasserballerin vom
       Eimsbütteler Turnverband (ETV) in Hamburg. Aber aus dem Wasser wollte Maren
       Hinz nie: „Wasser ist einfach mein Element.“ So kam sie zum
       [1][Wasserball], spielte ein halbes Jahr bei ihrem Heimatverein, bevor sie
       bei einem Lehrgang gescoutet und in ein Heidelberger Wasserball-Team
       aufgenommen wurde.
       
       Beim Wasserball zählt Durchsetzungskraft. Über Wasser werden die Ellenbogen
       ausgefahren, unter Wasser die Knie. Kraft war schon damals nicht Hinz’
       Schwierigkeit: Sie ist 1,85 groß und muskulös. Mit nur 15 Jahren spielte
       sie in der Bundesliga und wurde in die Jugend-Nationalmannschaft
       aufgenommen. 2014 spielte Hinz ihre erste Weltmeisterschaft in Madrid.
       
       ## Lieber Europameisterschaft als schnell studieren
       
       In dieser Zeit lernte die jugendliche Leistungssportlerin, was sie noch
       heute braucht: „Ich musste [2][belastbar sein].“ Trotz ihres Ehrgeizes im
       Wasser ließ Maren Hinz die Schule nie schleifen. Immer, wenn sie unter der
       Woche zwei Stunden mit der Bahn zum Training nach Heidelberg fuhr, machte
       sie Hausaufgaben. An den Wochenenden fuhr sie für Auswärtsspiele und
       Trainingscamps quer durch die Republik.
       
       Fragt man Maren Hinz nach dem schönsten Moment ihrer Karriere, muss sie
       nicht lange überlegen: die EM im Jahr 2018 in Barcelona. „Das erste Mal im
       Deutschland-Kader der Frauen mitzuspielen und gegen die besten
       Wasserballerinnen anderer Länder zu spielen, war großartig!“ Um auf diesem
       Niveau mitzuhalten, hat Hinz zwar ein Jahr länger für ihren Bachelor an der
       Universität in Hamburg gebraucht, aber „das war es wert, meine oberste
       Priorität war der Sport.“
       
       Mittlerweile ist im Leben der Wasserball-Spielerin etwas Ruhe eingekehrt.
       Hinz konzentriert sich auf ihr Masterstudium der Molecular Life Science
       und lässt der Uni zuliebe auch ab und an eine der vier Trainingseinheiten
       ausfallen, die in der Woche anstehen. In der Nationalmannschaft ist sie
       seit 2020 nicht mehr.
       
       Im Becken ist Maren Hinz am liebsten Center-Spielerin. Für sie heißt das:
       „Heftige Zweikämpfe ausfechten.“ Es wird am Badeanzug gezerrt und mit
       voller Kraft unter Wasser geduckt. „Besonders hart ist es, wenn man dann
       nicht hoch an die Wasseroberfläche kommt und die Luft langsam knapp wird.“
       
       So was ist im Wasserball verboten und wird als Foul gepfiffen – eigentlich.
       Denn: „Unter Wasser kann man ordentlich foulen, ohne dass es die
       Schiedsrichter:innen sehen“, erklärt Hinz. „Manchmal steigert man sich
       in kleine Fouls herein. Dann kann Rivalität in Aggressivität umschlagen.“
       Wenn es nur noch ums gegenseitige Wehtun geht, hält Maren Hinz sich zurück.
       Als Kapitänin muss sie Ruhe ausstrahlen, die Ballwechsel koordinieren.
       
       Mit sich und ihrem Team beim [3][ETV] ist sie zufrieden, wenn „alle ihre
       Stärken abrufen, die wir im Training aufgebaut haben“. Am Sonntag beim
       Bundesliga-Nord-Derby gegen Waspo 98 Hannover gelang dies zumindest in den
       ersten beiden Vierteln, in denen Eimsbüttel in Führung ging. In der zweiten
       Hälfte des Spiels holte Hannover auf, kam aber nicht mehr ganz heran: Die
       Partie endete mit einem 13:14-Sieg für das Team von Maren Hinz.
       
       23 Jan 2023
       
       ## LINKS
       
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   DIR [2] /Saba-Shakalio-ueber-den-weiblichen-Zyklus/!5830516
   DIR [3] https://etv-hamburg.de/sportarten/wasserball-aquaball/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Lea Scholz
       
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