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       # taz.de -- Wahlwiederholung in Berlin: Pannen ohne große Folgen
       
       > Fehlerhafte Wahlunterlagen seien „Einzelfälle“, betont Landeswahlleiter
       > Stephan Bröchler im Innenausschuss. Erfrischungsgeld gibt's nicht mehr in
       > bar.
       
   IMG Bild: Optimist und Landeswahlleiter Stephan Bröchler
       
       Berlin taz | Bei fehlerhaft verschickten Wahlunterlagen handelt es sich
       laut [1][Landeswahlleiter Stephan Bröchler] um „Einzelfälle“. Das betonte
       Bröchler am Montag in einer Sitzung des Innenauschusses im
       Abgeordnetenhaus. Es ärgere ihn zwar „maßlos“, dass solche Fehler
       passierten. Aber man arbeite in den Bezirkswahlämtern angesichts der
       knappen Zeit bis zur Wiederholungswahl am 12. Februar „in einer
       Ausnahmesituation“. Mitarbeiter*innen hätten teils 18-Stunden-Tage
       gehabt.
       
       Konkret sagte Bröchler zu einer vom Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf
       ohne Dienstsiegel verschickten Wahlbenachrichtigng: „Wir haben das geprüft.
       Das ist ein Einzelfall – die Mitarbeiterin hat vergessen, die
       Wahlbenachrichtigung händisch zu siegeln.“ Insgesamt sei man „sehr viel
       sorgfältiger“, auch bei der Nachkontrolle der gedruckten Stimmzettel als
       noch 2021: „Wir haben Stichproben verschärft und schauen jetzt auch in die
       unteren Schichten in den Kartons.“
       
       Keine Rolle spielen für den Wahltag soll ein möglicher erneuter Streik bei
       den Zusteller*innen der Deutschen Post. Die hatten in den vergangenen
       Tagen bundesweit für höhere Löhne gestreikt, auch in Berlin wurden viele
       Sendungen nicht zugestellt. Die nächste Tarifrunde ist in zweieinhalb
       Wochen – also kurz vor dem Wahlwochenende. Bis dahin, hatte Verdi
       angekündigt, werde es keine Arbeitsniederlegungen geben.
       
       Landeswahlleiter Bröchler sieht die Briefwahl – er geht von einer Quote von
       45 Prozent aus, 2021 waren es rund 47 Prozent – in jedem Fall nicht
       gefährdet. Man habe eine Sondervereinbarung mit der Post: „Die Wahlen
       werden nicht vom Streik betroffen sein“, Wahlbriefe würden transportiert.
       Zudem gebe es eine „Sonderlogistik“ am Wahlwochenende. Die Bereitschaft zur
       Briefwahl schätzt er als hoch ein, insbesondere über die auf die
       Wahlbenachrichtigungen gedruckten QR-Codes würden viele Wahlscheine
       angefordert.
       
       ## Innensenatorin: „Kleine Einzelfälle“
       
       Innensenatorin Iris Spranger (SPD) konterte Kritik an vermeintlich sich
       häufenden fehlerhaften Wahlbenachrichtigungen zunehmend ungeduldig: „Das
       sind kleine Einzelfälle. Es gab noch nie eine Situation, dass eine
       Landeswahlleiter so vorbereitet in eine Wahl gegangen ist.“
       
       Bröchler betonte indes, er arbeite nachwievor „in den Strukturen von 2021“.
       Man sei „noch weit entfernt von Prozessen, die wir in Expertenkomission
       erarbeitet haben.“ Die war noch von Sprangers Vorgänger, dem jetzigen
       Stadtentwicklungssenator Andreas Geisel (SPD), eingesetzt worden, um
       Handlungsempfehlungen aus der [2][Pannen-Wahl 2021 abzuleiten.]
       
       Bröchler betonte am Montag die aus seiner Sicht wichtigsten Punkte: Ein
       Weisungsrecht für den Landeswahlleiter gegenüber den Bezirken – ansonsten
       bleibe er „für alles zuständig, aber nicht handlungsfähig“. Es brauche
       außerdem eine ständige Geschäftsstelle der Landeswahlleitung, die als
       zentrale Koordinierungs- und Servicestelle für die Bezirke funktioniert.
       Und, „weil es nicht sein kann, dass vor Wahlen Bürgerämter geschlossen
       werden müssen“: ständige Wahlämter in den Bezirken.
       
       Innensenatorin Spranger konterte Nachfragen, warum es das Durchgriffsrecht
       und die Bezirkswahlämter nicht schon längst gebe: Dafür brauche es erst
       Mittel im kommenden Haushalt. „Da sind wir noch nicht.“
       
       Noch nicht klar ist laut Bröchler, ob die OSZE Wahlbeobachter*innen
       nach Berlin schickt. Klar sei aber, dass der Europarat
       Beobachter*innen schicken werde.
       
       Eine Neuerung gibt es bei dem Erfrischungsgeld: Die einmalig für diese
       Wahlen gezahlten 240 Euro würden überwiesen statt, wie bisher, bar
       ausgezahlt, so Spranger. So wolle man sicher gehen, dass wirklich alle bis
       zum Schluss dabei bleiben. Dass der nicht wieder weit nach Mitternacht
       liegt für die Wahlhelfenden – wie 2021 – ist die Hoffnung.
       
       23 Jan 2023
       
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