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       # taz.de -- Programm der 73. Berlinale: Realität und Poesie im Kino
       
       > Das Programm der 73. Berlinale wurde vorgestellt. Deutschland ist stark
       > im Wettbewerb vertreten, der Iran und die Ukraine sind präsent.
       
   IMG Bild: Solidarität mit der Ukraine: Berlinale-Bär in den Nationalfarben des angegriffenen Landes
       
       Ein wenig unvertraut wirkte die Szenerie am Montag im Haus der Berliner
       Festspiele. Obwohl es schon die vierte Berlinale unter der Doppelspitze
       Mariëtte Rissenbeek und Carlo Chatrian ist, war dies erst ihre zweite
       Pressekonferenz in Anwesenheit von Journalisten seit 2020. Die Jahre
       dazwischen hatten pandemiebedingt zu den bekannten Onlinelösungen geführt.
       
       So war es nicht völlig abwegig, dass die Berlinale-Geschäftsführerin,
       Mariëtte Rissenbeek, einen Neustart des Kinos beschwor, bei dem das
       Festival es sich zur Aufgabe gemacht habe, „verstärkt für die Leinwand“ zu
       „werben“. Neu auch der Ort nach vielen Jahren im Haus der Pressekonferenz,
       jetzt war man zu Gast beim Veranstalter, den Berliner Festspielen.
       
       Bei der Filmauswahl kündigte der künstlerische Leiter der Berlinale, Carlo
       Chatrian, eine Rückkehr der Realität an. Zugleich versprach er, in
       Anlehnung an den italienischen Regisseur Pier Paolo Pasolini, ein „Kino der
       Poesie“. Unter den 18 Filmen des Wettbewerbs gibt es fünf Beiträge aus
       Deutschland, mit Filmen von Margarethe von Trotta, Christian Petzold,
       Angela Schanelec, Christoph Hochhäusler und Emily Atef.
       
       Demgegenüber stehen eine Reihe neuer Namen, davon zwei Debütfilme: „Disco
       Boy“ von Giacomo Abbruzzese, mit Franz Rogowski als Hauptdarsteller, und
       „Past Lives“ von Celine Song, der am Sonnabend auf dem Sundance Film
       Festival Premiere feierte. Im Parallelwettbewerb „Encounters“ wird unter
       anderem „in water“, der neue Spielfilm des Koreaners [1][Hong Sang-soo] zu
       sehen sein.
       
       Quer durch die Sektionen gibt es zudem eine Reihe von Filmen aus der
       Ukraine und dem Iran beziehungsweise zur aktuellen Situation in beiden
       Ländern. Vertreten sind sowohl Dokumentar- als auch Spielfilme. Chatrian
       hob ausdrücklich den von Sean Penn und Aaron Kaufmann gedrehten
       Dokumentarfilm „Superpower“ über die Ukraine hervor, der als Special Gala
       gezeigt wird.
       
       Doch auch die Sektion „Generation“ mit Jugendfilmen, die Sektion
       „Panorama“, das „Forum“ und die „Perspektive deutsches Kino“ präsentieren
       mehrere Filme zu Ukraine und Iran. Als symbolische Unterstützung für die
       Ukraine kommt ein Ansteck-Pin des Berlinale-Bären in den ukrainischen
       Nationalfarben hinzu.
       
       Insgesamt 283 Filme stehen in der diesjährigen Ausgabe der Internationalen
       Filmfestspiele auf dem Programm, das im Vergleich zur [2][Ära Dieter
       Kosslicks] schlanker bleibt. Die Statistik listet 135 Regisseure und 97
       Regisseurinnen. Zehn Personen in der Regie sind nonbinär, neun machten
       keine Angaben. Im Wettbewerb sind es zu einem Drittel Frauen, die für die
       Regie verantwortlich zeichnen.
       
       23 Jan 2023
       
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       Björn Koll ist Cineast und Chronist. Der Geschäftsführer von „Salzgeber“
       über Lüneburg und Berlin, queere Filme, die Aidskrise und Manfred
       Salzgeber.