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       # taz.de -- Ballon-Konfrontation von China und USA: Kräftemessen am Himmel
       
       > China lässt einen Ballon über dem US-Gebiet fliegen, die USA schießen ihn
       > ab. Beide Seiten demonstrieren damit ihre Macht – und die Anspannung
       > wächst.
       
   IMG Bild: Ein einzelner Ballon sorgt zwischen den beiden Präsidenten für Anspannung
       
       Es gibt viele Horrorszenarien für ein militärisches Kräftemessen zwischen
       der Volksrepublik China und den USA, die zu einem Krieg führen könnten:
       eine Marinekonfrontation im Südchinesischen Meer, ein militärischer
       Zusammenstoß über Taiwan oder auch ein massiver Cyberkrieg. All diese
       Szenarien wurden schon oft durchgespielt. Jetzt hat tatsächlich die
       US-Luftwaffe ein mutmaßliches chinesisches Militärgerät aus der Luft
       geholt. [1][Zum Glück war es nur ein Ballon].
       
       Was genau das für ein Ballon eigentlich gewesen ist, darüber gehen die
       Darstellungen auseinander. Fest steht, dass sein Abschuss für beide Seiten
       von Vorteil ist. China beweist, dass es über dem US-Gebiet Objekte
       herumfliegen lassen kann, die Washington in Alarmbereitschaft versetzen.
       Die USA beweisen, dass sie eine solche mutmaßliche Bedrohung problemlos
       neutralisieren können. Ob das Ding wirklich zur Spionage taugte, ist dabei
       nebensächlich. Seine öffentliche Zurschaustellung war eine
       Machtdemonstration Pekings. Seine öffentliche Zerstörung eine
       Machtdemonstration Washingtons.
       
       Kann man also beruhigt zur Tagesordnung übergehen? Nicht unbedingt. Die
       Affäre hat den ersten [2][Chinabesuch des US-Außenministers Anthony
       Blinken] in letzter Minute sabotiert und damit auch die erhoffte
       Neuinszenierung von Gesprächsbereitschaft nach Jahren ständig wachsender
       Spannungen. Berichten zufolge war Joe Bidens Regierung der geplante Besuch
       wichtig, der Xi-Regierung hingegen sei er ungelegen gekommen. Wenn das
       stimmt, ist die Absage ein Punktsieg für China.
       
       Und dass jetzt alle Welt über chinesische Spionageballons spricht, ist ein
       zweiter Punktsieg, denn es rückt einmal mehr Chinas militärische Stärke und
       ihre ungeahnte Reichweite ins Licht der internationalen Aufmerksamkeit.
       Außerdem ist der Einsatz dieser Geräte eine Warnung an kleinere Länder.
       
       ## China könnte zum Schlag gegen Taiwan ausholen
       
       All das geschieht ausgerechnet zu einem Zeitpunkt, da Russland seine
       Angriffe in der Ukraine massiv ausweitet und offenbar zu einem aus Moskauer
       Sicht finalen Schlag gegen den unbotmäßigen Nachbarn ausholen will – einem
       Schlag, auf den der kollektive Westen wieder mal zu zögerlich reagieren
       wird. Das chinesische Ablenkungsmanöver spielt Moskau in die Hände.
       
       Und wenn Russland es doch noch trotz der immensen eigenen Verluste schafft,
       die Ukraine zu vernichten, könnte als Nächstes China zum Schlag gegen
       Taiwan ausholen. Vielleicht schon in zwei Jahren – so lauten derzeit die
       pessimistischeren Prognosen in Washington. Der chinesische Ballon war aus
       dieser Sicht ein Testballon: Mal sehen, wie Joe Biden reagiert. Diesen Test
       hat er bestanden. Gerade noch.
       
       5 Feb 2023
       
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