# taz.de -- Erdbeben in der Türkei und Syrien: Jede Minute ist wichtig
> Das verheerende Beben trifft eine ohnehin destabilisierte Region. Hinzu
> kommt ein türkischer Präsidenten im Wahlkampf. Folgt nun weiteres Chaos?
IMG Bild: Ein aus den Trümmern geborgenes Kleinkind im syrischen Azaz
Die Türkei ist schweres Leid durch [1][Erdbeben] gewöhnt. Unter dem
kleinasiatischen Minikontinent stoßen die eurasische und afrikanische
Platte aufeinander. Deshalb reißt der nordanatolische Graben mit seinen
Verästelungen immer wieder auf. Doch diesmal sprengt das Ausmaß der
Verheerung den Rahmen des Üblichen: Die betroffene Region ist enorm groß,
die Schäden sind gewaltig. Tausende Familien sind von Tod und Verlust ihrer
Häuser betroffen.
Was jetzt zählt, ist gute Organisation und Geschwindigkeit. Jede Minute ist
wichtig, in der Verschüttete noch lebend gerettet werden können. In einer
solchen Krisensituation ist der Staat gefragt: Wie schnell können
Suchtrupps mobilisiert werden, wie effektiv werden sie in den zehn
betroffenen Provinzen in der Türkei und [2][in dem angrenzenden Nordsyrien]
eingesetzt? Wie schnell wird Hilfe für die Menschen bereitgestellt, die
außer ihrem Leben nur noch die schnell übergeworfene Kleidung retten
konnten? Gerade jetzt im Winter, wo Schnee, eiskalter Regen und Sturm die
Situation für die Betroffenen weiter erschweren.
Das große Beben kommt direkt zu Beginn des Wahlkampfs, an dessen Ende Mitte
Mai ein neuer Präsident und ein neues Parlament in Ankara gewählt werden.
So tragisch die Katastrophe für die betroffene Region und das ganze Land
ist, politisch kann sie alles verändern. Die Wirtschaftskrise in der Türkei
hat die Beliebtheitswerte der amtierenden Regierung von [3][Präsident Recep
Tayyip Erdoğan] in den Keller geschickt. Schafft Erdoğan es nun, eine
überzeugende Katastrophenhilfe auf die Beine zu stellen, könnte er damit
seine Wiederwahl sichern. In Deutschland erinnert man sich an den damaligen
Kanzler Gerhard Schröder, dem sein Einsatz gegen das Hochwasser an der Elbe
die überraschende Wiederwahl bescherte.
Als Erdoğan 2002 an die Macht kam, profitierte er auch davon, dass es der
amtierenden Regierung nach dem ähnlich verheerenden Erdbeben 1999 nicht
mehr gelungen war, den Menschen neue Hoffnung zu geben. Versinkt die Region
im Südosten der Türkei, die durch Krieg und ethnische Konflikte sowieso als
Krisenherd gilt, nun weiter im Chaos, wird wohl die Opposition davon
profitieren.
Dennoch kann man im Sinne der Betroffenen nur hoffen, dass das
Krisenmanagement gelingt. Auch außenpolitisch könnte nach dem großen Beben
ein kleiner Hoffnungsschimmer aufleuchten: Wie schon nach dem ähnlich
schweren Erdbeben am Marmarameer 1999 hat auch jetzt Griechenland als eines
der ersten Nachbarländer Hilfe angekündigt. Wie damals, so könnte daraus
auch heute ein Abbau der Spannungen resultieren.
6 Feb 2023
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## AUTOREN
DIR Jürgen Gottschlich
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