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       # taz.de -- Handwerkerparkausweise in Hannover: Parkprivilegien für Ludenkarren
       
       > Der Bezirksrat Hannover-Mitte regt sich über großzügig verteilte
       > Handwerkerparkausweise auf. Dabei ist eigentlich ein Skandal, wer die
       > nicht kriegt.
       
   IMG Bild: Wirklich kontrolliert und bestraft wurde der Missbrauch von Sonderparkgenehmigungen bisher nicht
       
       Es gibt ja das böse Gerücht, Bezirksräte beschäftigten sich nur mit
       Hundekotbeutelspendern und umgefallenen Blumenpötten oder Mülltonnen. Das
       stimmt aber nicht, habe ich jetzt mal wieder vom Stadtbezirksrat
       Hannover-Mitte gelernt. Manchmal sind es auch Sportwagen.
       
       Mehr als 30 Seiten mit Autobildern umfasst ein Dossier, das die rot-grüne
       Mehrheitsfraktion erstellt hat. So notiert es jedenfalls [1][der
       freundliche Kollege von der HAZ] und zählt auf: Ein Porsche Boxster
       (Zweisitzer), ein tiefergelegter Hyundai in hellblau, ein kleiner Smart –
       und viele dicke SUV-Luxusschlitten und Coupés. Der Porsche Boxter hat es
       dem Kollegen besonders angetan, glaube ich, der schmückt seither jeden
       Beitrag zum Thema.
       
       Es geht hierbei allerdings nicht um die x-te Dokumentation des deutschen
       Autofetischs, kleine Jungs die Quartett spielen, Sozialneid auf FDP-Wähler
       oder sonst so etwas, sondern um ein Thema, über das sich der besagte
       Bezirksrat schon seit einem Jahr aufregt: Den Missbrauch von
       Handwerkerparkausweisen.
       
       Die berechtigen nämlich zum Parken im eingeschränkten Halteverbot, auf
       Anwohnerparkplätzen und auf Parkplätzen, für die man sonst zahlen muss. Das
       ist praktisch, vor allem in der Innenstadt, wo der Parkraum knapp und teuer
       ist.
       
       ## Gilt auch für Handwerker im Rotlichtviertel und ITler
       
       Sinn und Zweck des Ganzen ist natürlich, dass [2][Handwerker, die
       tatsächlich etwas zu reparieren haben], Ersatzteile und Werkzeug nicht erst
       noch drei Meilen schleppen müssen. Theoretisch braucht man für so eine
       Sondergenehmigung eine Gewerbeanmeldung und ein Auto, das zum Transport
       schwerer Lasten geeignet ist. Gebühren kostet es auch: 276 Euro pro Jahr
       sind das derzeit, mit jedem weiteren Fahrzeug wird es billiger.
       
       Nun finden sich – vor allem in [3][der Umgebung des Rotlichtviertels], an
       der Langen Laube und am Marstall – etliche Fahrzeuge, denen man den
       Handwerkseinsatz nicht so recht abkauft. Anfangs rechtfertigte die Stadt
       das noch damit, dass man vom Fahrzeugtypus keine voreiligen Schlüsse ziehen
       könne – immerhin gelte die Regelung ja zum Beispiel auch für
       Telekom-Mitarbeiter und IT-Techniker.
       
       Daraufhin rückten einzelne Bezirksratsherren zur Dokumentation aus und
       versuchten zu belegen, dass es sich bei all diesen tiefergelegten
       Ludenkarren doch wohl nur um Handwerk im allerweitesten Sinne handeln
       könnte.
       
       Nun ja, musste die Stadt einräumen, so ganz genau kontrolliert hat man das
       bisher wohl nicht, möglicherweise seien da auch gefälschte Parkausweise im
       Umlauf. Im Bezirksrat entspann sich darauf eine lebhafte Debatte, wie man
       diesem Problem denn nun Herr werden könnte.
       
       ## Nur die Pflegedienste gehen leider leer aus
       
       Dabei wird dann schnell mit so Worthülsen wie „kein Generalverdacht“ und
       „anständige Handwerker“ hantiert – als ob viele von denen diese
       Parkausweise nicht auch dauerhaft auf dem Armaturenbrett liegen hätten –
       unabhängig davon, ob sie nun gerade im privaten oder im Arbeitseinsatz
       unterwegs sind.
       
       Worüber sich bei all diesem Geschäume über anständige und unanständige
       Gewerbesteuerzahler bedauerlicherweise kaum jemand aufregt, ist allerdings
       folgendes: Pflegedienste betteln seit Jahren darum, auch einmal in den
       Genuss von solchen Parkprivilegien kommen zu dürfen.
       
       Die haben vielleicht nicht so viel schweres Zeug zu schleppen, können –
       anders als die Handwerker – aber auch nicht für einmal anfahren, gucken,
       Achseln zucken und „muss ich Ersatzteil bestellen“-muffeln 70 Euro aufwärts
       in Rechnung stellen.
       
       Die müssen weiter 16-mal um den Block kreisen und dann zusehen, wie sie die
       verlorene Zeit vom ohnehin engen Budget abknappsen. Aber die kriegen es bei
       ihrem Schichtdienst eben auch selten hin, nebenbei noch im Bezirksrat zu
       sitzen. Patriarchale Strukturen „in der Nussschale“, wie man im Englischen
       sagen würde.
       
       11 Feb 2023
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.haz.de/lokales/hannover/handwerker-fahrzeuge-stadt-hannover-will-sonder-parkausweise-pruefen-BJ3TBWYWCDQCB2MNFYNTFHLM34.html
   DIR [2] /Handwerker/!t5685822
   DIR [3] /Hells-Angel-Frank-Hanebuth/!5907670
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Nadine Conti
       
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