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       # taz.de -- Energiepauschale für Studierende: Das Geld wird immer knapper
       
       > Die 200 Euro Energiepauschale sind immer noch nicht bei den Studierenden
       > angekommen. Nicht einmal das neue Portal für die Anträge ist in Betrieb.
       
   IMG Bild: Dosenravioli, der Notnagel bei leerem Geldbeutel
       
       Berlin taz | Beschlossen wurde sie im September, kommen sollte sie im
       Januar, nun ist es bereits Februar – und die Einmalzahlung von 200 Euro an
       Studierende und Fachschüler:innen ist immer noch nicht da. Das
       Bundesministerium für Bildung und Forschung um Ministerin Bettina
       Stark-Watzinger (FDP) sagt, dass das Geld noch diesen Winter auf den Konten
       der Berechtigten ankommen soll. Wann genau soll das sein? „Na ja, wenn Sie
       rausschauen: Es ist ja noch kalt. Und der Winter endet im März, April“,
       umschiffte Ministeriumssprecher Clemens Escher vor einigen Tagen eine klare
       Ansage.
       
       „Ich fühle mich nicht verstanden, denn bei uns Studierenden wird das Geld
       ja [1][tatsächlich immer knapper]“, sagt Felix Hansen. Er studiert in
       Hamburg und muss wegen der steigenden Preise seit einigen Monaten mehr
       Stunden in seinem Nebenjob arbeiten. Dadurch bleibt ihm weniger Zeit fürs
       Studium. Er haushaltet umsichtig, plant seine Ausgaben, geht im Discounter
       einkaufen. Trotzdem [2][reicht das Geld gelegentlich nicht aus], um
       Freizeitaktivitäten zu unternehmen. „Es kommt auch schon mal vor, dass ich
       meinen Freunden einfach absagen muss, weil ich kein Geld habe und ansonsten
       keine Rücklagen bilden kann.“
       
       So wie Hansen geht es vielen Studierenden in Deutschland. Ihnen fehlt
       zunehmend die Geduld für den langen Bearbeitungsprozess der Verwaltung. Das
       Ministerium hat in den vergangenen Monaten wiederholt darauf hingewiesen,
       dass das Vorhaben, allen Studierenden Geld zu überweisen, ein Novum sei –
       und ein komplexes Verfahren, das Zeit benötige.
       
       Aber schon während der Coronapandemie hatte der Bund Hilfen an bedürftige
       Studierende ausgegeben. Damals wurde die Verantwortung an das Deutsche
       Studierendenwerk (DSW) ausgelagert, das Geld vom Bund erhielt. Die
       Studierenden konnten dann über ein Webportal einen Antrag stellen. Das DSW
       erklärte nun gegenüber der taz, dass es auch für die Organisation der
       Einmalzahlung vom Ministerium angefragt wurde, sich aber nicht im Stande
       sah, den deutlich größeren Umfang des Verfahrens zu stemmen. Weshalb jedoch
       zumindest das bereits bestehende Portal nun vom Ministerium nicht
       wiederverwendet wurde und stattdessen ein neues geschaffen wird, verstehen
       auch die Verantwortlichen beim DSW nicht.
       
       Auch zwischen Bund und Ländern knirschte es in den vergangenen Monaten: Die
       Kultusministerkonferenz (KMK) kritisierte im Dezember, es sei schon immer
       unrealistisch gewesen, dass die Einmalzahlung im Januar 2023 auf den Konten
       der Berechtigten eintreffe. Zudem bemängelte das Gremium, dass der Bund es
       den Ländern überließ, die notwendigen Strukturen zu schaffen und den
       Datenschutz zu regeln. Es drohte das Szenario, dass die Studierenden je
       nach Bundesland zu unterschiedlichen Zeitpunkten die Hilfen beantragen
       könnten. [3][Laut dem Bildungsexperten Jan-Martin Wiarda] strebt die KMK
       nun stattdessen ein einheitliches Startdatum im März an, das Geld würde
       demnach Mitte des Monats ausgezahlt.
       
       ## Hauptsache, das Geld kommt bald
       
       Für die Betroffenen ist jedoch nicht nur das lange Warten auf die
       Einmalzahlung ein Problem. Auch die Höhe des Hilfsbetrags steht weiterhin
       in der Kritik: „Die 200 Euro werden das Loch im Portemonnaie nicht stopfen
       können, denn die bewiesene Armut der Studierenden ist eine Dauerkrise“,
       erklärte Carlotta Eklöh, Vorständin des „freien zusammenschluss von
       student*innenschaften“.
       
       Der Verband missbilligt darüber hinaus, dass die 200 Euro nur ausgezahlt
       werden sollen, wenn die Berechtigten ihre „BundID“ angeben und befürchtet
       dadurch zusätzliche Hürden bei der Antragstellung. Die „BundID“ ist ein
       offizielles Nutzerkonto, mit dem sich Bürger*innen im Netz gegenüber
       Verwaltungen identifizieren und authentifizieren können. Bislang nutzen es
       aber nur 240.000 Personen. „Es scheint, als diene die Soforthilfe zur
       Bewerbung einer Plattform“, mutmaßt Eklöh.
       
       Für Felix Hansen ist die Diskussion um das Gewurschtel des
       Bildungsministeriums irrelevant: „Ob der Name Soforthilfe angebracht ist,
       ist mir eigentlich egal.“ Hauptsache, das Geld komme endlich an, bald müsse
       der Semesterbeitrag überwiesen werden – an der Uni Hamburg rund 340 Euro.
       
       7 Feb 2023
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Studierende-in-der-Dauerkrise/!5885853
   DIR [2] /Steigende-Lebenshaltungskosten/!5868824
   DIR [3] https://www.jmwiarda.de/2023/02/03/200-euro-pauschale-kmk-pr%C3%A4sidium-will-bundesweiten-auszahlungsstart-mitte-m%C3%A4rz/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Dariusch Rimkus
       
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