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       # taz.de -- Zum Tod von Joachim Siegerist: Der Hassprediger
       
       > Der rechtsradikale Journalist und Politiker Joachim Siegerist ist
       > verstorben. Mit seiner Medienarbeit gilt er als ein Wegbereiter der AfD.
       
   IMG Bild: War dank seiner doppelten Staatsangehörigkeit auch in Lettland aktiv: Joachim Siegerist 1995 in Riga
       
       Die „Deutschen Konservativen“ (DK) um den Vorsitzenden Joachim Siegerist
       meinten schon immer zu wissen, wer die „Volksverräter“ sind: Früher waren
       es die „Roten“, die SPD. Bereits im früheren Bundeskanzler Willy Brandt
       erkannte der frühere Wahlkampfhelfer für Franz-Josef Strauß (CSU) die „rote
       Gefahr“. Mittlerweile beklagt der Verein aus Hamburg die „grüne Gefahr“,
       künftig aber ohne Siegerist: Vor wenigen Tagen verstarb der Vorsitzende und
       Gründer, einen Tag vor seinem 76. Geburtstag.
       
       In der politischen Auseinandersetzung war Siegerist, den der Verleger Axel
       Springer einst zur CDU/CSU schickte, einer der ersten, der mit Fake News
       über sogenannte alternative Medien operierte.
       
       Und so arbeitet der Verein, der von sich behauptet, 40.000 Anhänger zu
       vereinen, bis heute: In Magazinanzeigen warnt er stets vor der
       vermeintlichen Bedrohung. In der „[1][Compact]“, die das Bundesamt für
       Verfassungsschutz (BfV) mittlerweile als „rechtsextremistisch“ einstufte,
       warb die DK kürzlich für eine ihrer Broschüren – „Olaf Scholz – Der rote
       Wolf im Schafspelz“ lautet sie. Untertitel: „Macht-Politiker,
       Öko-Sozialist, Radikal Marxist“. Der Autor Michael Grandt will hinter der
       „gutbürgerlichen Fassade“ des Bundeskanzlers einen „tiefroten Marxisten“
       erkannt haben.
       
       Siegerist startete seine Karriere als Setzer beim Weser-Kurier. Bei der
       Bundeswehr durfte er seinerzeit eine Truppenzeitung gestalten und später
       wurde er Leiter der Bremer Bild-Redaktion und Chefreporter der Hörzu. 1987
       verließ Siegerist die CDU, um einem Ausschluss zuvorzukommen. Der damalige
       Hamburger CDU-Chef Peter Tucholski warf ihm vor, rechtsextrem zu sein. Die
       DK hatte der Sohn eines Letten, der bei der Waffen-SS war, und einer
       alleinerziehenden Mutter schon vor dem CDU-Abgang gegründet. 1995 erklärte
       das BfV, es sehe den Verein als „rechtsextremistisch“ an.
       
       Siegerist wirkte jedoch nicht nur im vorpolitischen Raum. In Lettland
       konnte er 1993 dank seiner doppelten Staatsangehörigkeit erfolgreich
       [2][für das Parlament kandidieren]. Bis 1998 war er dort Abgeordneter.
       
       2007 versuchte Siegerist mit seinem Verein und mit der
       Wähler*inneninitiative „Bremen muss leben“ [3][in die Bürgerschaft
       zu kommen]. Prominente Unterstützung kam dafür aus Österreich: Jörg Haider
       trat in der Hansestadt für die Siegerist-Initiative auf. Geholfen hat das
       jedoch nicht: Sie erhielt nur 1,6 Prozent der Stimmen. In den folgenden
       Jahren [4][verurteilen ihn] mehrere Gerichte etwa wegen Volksverhetzung als
       auch wegen Aufstachelung zum Rassenhass: So schrieb er etwa, dass
       „Zigeuner“ ein „übles, kriminelles Pack“ seien.
       
       Seit zehn Jahren war Siegerist krank. Der Verein wirkte seither weiter und
       dürfte das nun auch nach Siegerists Tod tun. Der „konservative Journalist“
       und „überzeugte Antikommunist“, schrieb die rechte Junge Freiheit, habe mit
       seinen Bemühungen den Weg für eine „seriöse Partei“ mit geebnet. Damit
       dürfte die AfD gemeint sein.
       
       10 Feb 2023
       
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