URI: 
       # taz.de -- Ausschuss debattiert über Messerangriff: Keine Hinweise auf Islamismus
       
       > Hamburger Staatsräte verteidigen in Kiel den Umgang mit dem
       > Messerattentäter von Brokstedt. Er sei umfänglich psychiatrisch betreut
       > worden.
       
   IMG Bild: Der Tatort im Bahnhof Brokstedt
       
       Kiel taz | Über den späteren [1][Messer-Attentäter von Brokstedt, Ibrahim
       A.], haben die Hamburger Behörden das Nachbarbundesland Schleswig-Holstein
       nach eigener Darstellung regelmäßig informiert. Wie der Hamburger
       Justiz-Staatsrat Holger Schatz vor dem Kieler Innen- und Justizausschuss
       zudem sagte, sei eine etwaige islamistische Gesinnung von Ibrahim A. in der
       Haft nicht erkennbar gewesen.
       
       Der staatenlose Palästinenser Ibrahim A. hatte am 25. Januar in einer
       Regionalbahn von Kiel nach Hamburg zwei Menschen erstochen und weitere zum
       Teil lebensgefährlich verletzt. A. war erst eine Woche zuvor in Hamburg
       [2][aus einer einjährigen Untersuchungshaft entlassen] worden. Er musste
       sofort entlassen werden, weil die U-Haft bereits so lange wie eine
       höchstens zu erwartende Strafhaft gedauert hatte. Wellen schlägt der Fall
       auch, weil A. seit seiner Einreise 2014 eine Reihe weiterer Straftaten
       begangen hat, aber nicht abgeschoben werden konnte.
       
       Staatsrat Schatz wies Vorwürfe zurück, der psychologisch auffällige A. sei
       in der Untersuchungshaft unzureichend betreut worden. 16 Mal sei er von
       externen Psychiatern aufgesucht worden, zuletzt kurz vor seiner Entlassung.
       Dabei habe der Psychiater festgestellt, dass A. weder sich selbst noch
       andere gefährde.
       
       ## „Nicht als außerordentliches Vorkommnis mitgeteilt“
       
       Schatz erläuterte auch, warum die islamistischen Äußerungen A.s unter der
       Wahrnehmungsschwelle der Behörde blieben. Zwei oder drei Sätze seien in
       einem Wahrnehmungsbogen erfasst worden, mit dem sich die Justizbediensteten
       von Schicht zu Schicht untereinander informierten. Sie seien „nicht als
       außerordentliches Vorkommnis mitgeteilt“, sondern in die Beschimpfungen
       eingeordnet worden, die A. regelmäßig äußerte.
       
       Zudem habe A.s Verhalten in der Haft [3][keine Indizien für eine
       islamistische Radikalisierung] geliefert. Der Staatsrat bezeichnete die
       Frage, wann welche Information zwischen den Ländern ausgetauscht worden
       sei, als „nicht so erheblich“. Schatz wies aber darauf hin, dass Hamburg
       die Kieler Ausländerbehörde gleich nach A.s Inhaftierung per Mail
       informiert und erst nach mehrfachem Nachfragen eine Antwort erhalten habe.
       Auch über das weitere Verfahren, etwa dass A. gegen seine Verurteilung in
       Berufung ging, habe Hamburg informiert.
       
       8 Feb 2023
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Messerangriff-in-Zug-bei-Brokstedt/!5908092
   DIR [2] /Nach-Messerattacke-in-Zug-bei-Brokstedt/!5910844
   DIR [3] /Nach-Messerattacke-in-Zug-bei-Brokstedt/!5910844
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Gernot Knödler
       
       ## TAGS
       
   DIR Schleswig-Holstein
   DIR Messerangriff
   DIR Gewalt
   DIR Bahn
   DIR Kiel
   DIR Islamismus
   DIR Messerattacke
   DIR Innere Sicherheit
   DIR Messerattacke
   DIR Messerangriff
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR „Islamwoche“ an der Uni Kiel: Geschlechtertrennung im Hörsaal
       
       Eine „Islamkonferenz“ im Mai an der Kieler Uni sorgt im Nachgang für
       Kritik. Nun will die Unileitung die Islamische Hochschulgruppe
       einbestellen.
       
   DIR Experte über Angriff in Solingen: „Der IS war nie wirklich tot“
       
       Thomas Mücke ist Experte für Gewaltprävention. Ein Gespräch über die
       Rückkehr des islamistischen Terrors, Messerverbote und digitale Propaganda.
       
   DIR Nach Angriff im Regionalzug: Mit KI gegen Messerattacken
       
       Hamburg zieht Konsequenzen aus dem tödlichen Angriff bei Brokstedt. Aus
       U-Haft Entlassene sollen betreut werden und Behörden besser kommunizieren.
       
   DIR Nach Messerattacke bei Brokstedt: Kameras schrecken niemanden ab
       
       Nach dem Messerangriff im Regionalzug bei Brokstedt wird mehr
       Kameraüberwachung gefordert. Dass die kaum Straftaten verhindert, ist lange
       bekannt.
       
   DIR Nach Messerattacke in Zug bei Brokstedt: Angreifer faselte von Anis Amri
       
       Der Mann, der zwei Menschen tötete, soll sich in seiner U-Haft mit einem
       Attentäter verglichen haben. Hamburgs Justizsenatorin hat das verschwiegen.
       
   DIR Hamburg diskutiert Messerattacke: Ein tödlicher Mensch
       
       Hamburgs Bürgerschaft diskutiert über Messerangreifer von Brokstedt: Wie
       kam es dazu, dass er frei herumlief? Justizsenatorin muss sich
       rechtfertigen.