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       # taz.de -- Künstliche Intelligenz an Berliner Unis: Textgenerator? Läuft!
       
       > Wie gehen Berliner Hochschulen mit Arbeiten um, die möglicherweise von KI
       > verfasst wurde? Verbieten geht nicht, heißt es an der Technischen Uni.
       
   IMG Bild: Heute schon die Kreativität deines Rechners getestet? Homepage vonChatGPT
       
       Berlin dpa | Er formuliert schnell und flüssig, das Ergebnis wirkt wie von
       Menschen geschrieben: Die wachsenden Fähigkeiten von Textgeneratoren wie
       [1][ChatGPT] lassen auch Universitäten in Berlin aufhorchen. Eine Sorge
       ist, dass der Nachweis von Täuschungen immer schwieriger wird, etwa bei
       Hausarbeiten. Es werden aber auch Chancen gesehen, wie Anfragen der
       Deutschen Presse-Agentur bei den drei großen Universitäten Berlins und bei
       der Senatsverwaltung für Wissenschaft ergeben haben.
       
       Insbesondere der seit Ende November 2022 kostenfrei zugängliche Chatbot
       ChatGPT des Entwicklers OpenAI hat in den vergangenen Wochen [2][viel
       Aufmerksamkeit auf sich gezogen]. Nach einer Registrierung können Nutzer
       sich unter anderem auf Kommando binnen Sekunden Texte generieren lassen.
       Der Bot liefert – zumindest auf den ersten Blick – intelligente Antworten.
       Egal, ob man zum Beispiel nach der Zusammenfassung eines literarischen
       Werks, der Biografie eines Politikers oder nach der Sicherheit von
       Impfstoffen fragt.
       
       „Es wird schon längst benutzt. Es ist so. Gerade Leute unter Zeitdruck
       greifen darauf zurück“, sagte die Berliner Informatikerin und
       Plagiatsexpertin Debora Weber-Wulff von der Hochschule für Technik und
       Wirtschaft Berlin (HTW) kürzlich dem Spiegel. Die Schwierigkeit bei ChatGPT
       sei, dass die Maschine einzigartige Texte produziere, die von Suchmaschinen
       nicht gefunden würden.
       
       „Aus meiner Sicht müssen wir proaktiv mit solchen Softwarelösungen
       umgehen“, sagte Christian Schröder, Vizepräsident für Studium und Lehre der
       Technischen Universität (TU). Man müsse wissen, was sie können und sie auch
       aktiv einsetzen. „Totschweigen und verbieten geht nicht und ist auch nicht
       sinnvoll.“ Digitale Prüfungen würden wohl weniger von zu Hause, sondern
       eher in speziellen Zentren erbracht, wo die Geräte kontrolliert würden.
       Schwierig werde es bei Arbeiten ohne direkte Aufsicht, wie etwa
       Hausarbeiten. „Hier muss gegebenenfalls völlig neu gedacht werden.“
       
       Die Möglichkeiten Künstlicher Intelligenz (KI) sehe man „nicht (nur) als
       Bedrohung, sondern auch als Chance“, hieß es von der Humboldt-Universität
       (HU). Man überlege, wie Lehr- und Prüfungsformen unter Berücksichtigung von
       KI gestaltet werden können und sollten. „Komplett verhindern lassen wird
       sich der Einsatz von textgenerierender KI zum Beispiel bei Hausarbeiten
       oder Abschlussarbeiten in der Praxis kaum – es wird darum gehen, gemeinsam
       an reflektierten Einsatzszenarien zu arbeiten.“
       
       ## Noch kein Fall von Täuschung bekannt
       
       „An der Freien Universität wird derzeit darüber diskutiert, wie die
       Hochschule mit dem Einsatz von beispielsweise ChatGPT in Lehre und
       Forschung umgeht“, teilte die FU auf Anfrage mit. Prüfungsrechtlich würde
       ein solches Vorgehen als Täuschung eingeordnet, zentral sei an der FU aber
       kein solcher Fall bekannt.
       
       Berlins Wissenschaftssenatorin Ulrike Gote (Grüne) sagte kürzlich im
       Ausschuss für Wissenschaft und Forschung des Abgeordnetenhauses, dass es
       seitens der Hochschulen bislang keine Problem- oder Warnanzeigen zu dem
       Thema gegeben habe. Sie müsse derzeit keine dezidierten Vorgaben machen und
       vertraue auf die Autonomie der Hochschulen. Diese beschäftigten sich
       intensiv mit dem Thema.
       
       IT-Weiterentwicklungen hätten auch schon in der Vergangenheit zu
       Weiterentwicklungen in Forschung und Lehre geführt, sagte Gote weiter. Als
       Beispiel nannte sie etwa die Online-Enzyklopädie Wikipedia. Eine
       Lösungsmöglichkeit seien kombinierte Prüfungen aus schriftlicher Arbeit und
       mündlicher Verteidigung. Lehrende und Studierende sollten sich kennen.
       
       Auch wenn die neuen Möglichkeiten verlockend klingen: Noch handelt es sich
       bei ChatGPT um ein Versuchsprojekt, das hinzulernen soll. Die Software
       wurde bereits mit großen Informationsmengen trainiert. Kritiker geben auch
       zu bedenken, dass sie Vorurteile und Fehler verbreiten könnte, die sich aus
       ihrer Datenbasis ergeben.
       
       Fakten prüfen und Sinnvolles von Unsinnigem trennen – das muss bislang noch
       der Nutzer selbst. Ein Beispiel: Angela Merkel ist für das Programm noch
       Bundeskanzlerin in Deutschland. Denn der Wissensstand ist bislang nicht auf
       der Höhe der Zeit.
       
       Das Programm bedeute zwar einen „bedeutenden Fortschritt“, sagte Oliver
       Brock, Professor am Robotics and Biology Laboratory der TU Berlin, am
       Donnerstag. Derzeit sehe man aber nur das, was funktioniere. „Momentan ist
       ein Enthusiasmus da, der die Fähigkeiten von ChatGPT überschätzt.“
       
       27 Jan 2023
       
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