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       # taz.de -- Erdbebenhilfe in der Türkei: Wo war der AKP-Staat?
       
       > Teile meiner Familie starben im kurdischen Adiyaman. Nach der Trauer
       > kommt die Wut: Die Hilfsstrukturen des AKP-Zentralstaats haben versagt.
       
   IMG Bild: Ein Mann in Antakya rettet ein paar Habseligkeiten aus den Trümmern
       
       Es ist Tag eins und ich sehe die Hilfeschreie meiner Cousine in ihrer
       Insta-Story: „Bitte helft! Mein Bruder, meine Tante, meine Nichte und mein
       Neffe liegen unter den Trümmern!“ Sie gibt die Adresse an, doch vergeblich.
       Zwei Tage später telefoniere ich mit meiner Großtante. Sie betont, dass es
       an professionellen Bergungsteams fehlt. Sie hat Angst darum, dass
       [1][Überlebende unter den Trümmern], durch ungeschulte helfende Hände,
       durch Fehlgriffe des eigens organisierten Baggers, ums Leben kommen. Ihre
       ältere Schwester und Familie liegen unter den Trümmern. Auch heute noch,
       sechs Tage später.
       
       Nachdem mein Cousin und seine Familie erst am Mittwoch und Donnerstag tot
       geborgen wurden, hatte ich nicht mehr die Kraft, öffentlich politisch zu
       sein. Ich trauere mit meinen Tanten und Onkeln, meiner Oma, meinen Cousinen
       und Cousins. Ich trauere auch darüber, dass Adiyaman nicht mehr ist. Die
       Stadt, in der ich viele Sommerferien als Kind und Jugendlicher verbrachte.
       
       Das [2][Erdbeben in der Türkei] und in Syrien ist auf den Tag genau eine
       Woche her. Wir müssen wieder anfangen, über das Politische zu reden, bevor
       diese Wahrheiten in den kommenden Wochen überschrieben werden. Der
       türkische Staat war nicht da, als er in Adiyaman gerufen wurde. Der
       staatliche Katastrophenschutz Afad kam tagelang nicht mit professionellen
       Bergungsteams und -geräten. All das organisierten Angehörige eigenständig.
       Adiyaman war spätestens am Montagabend die vergessene Stadt. Dabei ist das
       mittelgroße kurdische Adiyaman, in der viele Aleviten leben, seit Gründung
       der AKP eine ihrer Hochburgen. Sämtliche Katastrophenschutzorganisationen
       sind fest in der Hand des türkischen Innenministeriums – das seit über 20
       Jahren von der [3][AKP] geführt wird.
       
       Diese Strukturen haben auch versagt, weil die AKP, die den Staat ausmacht,
       den Bezug zur Zivilgesellschaft verloren hat. Dass heute immer noch Zelte
       mit Heizstrahlern und mobile Suppenküchen fehlen, ist nichts anderes als
       eine Krise des türkischen Zentralstaats, der fest in AKP-Hand ist.
       
       12 Feb 2023
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Firat Yaksan
       
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