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       # taz.de -- Zukunftszentrum Deutsche Einheit: Ein Haus als Trostpflaster
       
       > Glückwunsch, das Zukunftszentrum Deutsche Einheit geht nach Halle. Doch
       > statt dieses Placebos bräuchte es für die ostdeutsche Seele endlich
       > Zählbares.
       
   IMG Bild: Das Zukunftszentrum deutsche Einheit kommt, das Händel-Denkmal vor dem Rathaus in Halle ist schon da
       
       Für Halle ist es nach der Nationalen Akademie Leopoldina der zweite Trost
       ob der Niederlage gegen Magdeburg als Landeshauptstadt Sachsen-Anhalts
       1990. Im Standortwettbewerb um [1][das Zukunftszentrum Deutsche Einheit]
       spielte ohnehin der lokale Förderaspekt die maßgebliche Rolle. Dieser
       Klartext blieb übrig, wenn man das Pathos vorgeblendeter großer
       Einheitsworte abklopfte. Eine 200-Millionen-Investition des Bundes mit 200
       Arbeitsplätzen kann Halle nicht schaden.
       
       Aber welcher Nutzen wäre darüber hinaus zu erwarten? Es ist nicht bekannt,
       dass irgendein auf dem früheren DDR-Territorium lebender Bürger auf der
       Straße oder in Diskussionen ein solch bombastisches Gebäude zur Hebung
       seiner Befindlichkeit gefordert hätte. Woher soll die Million
       prognostizierter Besucher jährlich kommen? [2][Die Geschichte des
       „Einheitsdenkmals“ in Berlin] oder des ähnlichen Leipziger Projekts ist
       schon unrühmlich genug.
       
       Mag sein, dass die ostdeutsche Seele immer noch trostbedürftig ist. Die
       Ernüchterung nach dem Einheitsrausch [3][ist weiterhin nicht verarbeitet]
       und schon gar nicht mit einer Selbstüberprüfung der überzogenen Erwartungen
       von 1989 verbunden. Laut jüngstem Sachsen-Monitor ist der Anteil der
       Sachsen, die sich als zweitklassige Deutsche fühlen, auf 55 Prozent
       gestiegen.
       
       Daran haben respektable West-Ost-Transfers nichts geändert und daran wird
       auch das Placebo eines „Zukunftszentrums“ nichts ändern. Um der viel
       beschworenen inneren Einheit mental näher zu kommen, startet es 33 Jahre zu
       spät. Das Gleiche versuchten in den frühen 1990er Jahren schon
       Erzählwerkstätten und andere organisierte Begegnungsversuche, die letztlich
       kaum über eine freundliche Ost-West-Kenntnisnahme hinauskamen.
       
       Es geht letztlich um Zählbares. Die nach sechs Jahren endlich beschlossene
       magere Ausstattung des Härtefallfonds für vergessene Opfer des
       Rentenüberleitungsgesetzes 1990 ist ein zynischer Kontrapunkt zu Halle. Die
       Aufarbeitung solcher Fehler wäre eine echte Aufgabe für das kommende
       Zentrum politischer Schönheit Deutschlands.
       
       15 Feb 2023
       
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   DIR Michael Bartsch
       
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