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       # taz.de -- Die Wahrheit: Weltpolitik mit Fleisch
       
       > Lebenslänglich Bayer: Wie Markus Söder kürzlich auf den Spuren von Franz
       > Josef Strauß durch Albanien wandelte.
       
       In Bayern gibt es viele gute, alte Zeiten. Da war die, in welcher der Kini
       seine Schlösser über das Land verteilt hat. Dann gibt es die Zeit, in der
       das Bier noch dunkel war, die Frauen keine Bürgerrechte hatten und ein
       Prinzregent regiert hat, weil der König geistig dazu nicht in der Lage war.
       
       Auch der Regentschaft von Franz Josef Strauß wird bis heute nachgetrauert.
       Für die CSU sind jene Jahre so etwas wie die offizielle gute, alte Zeit.
       Was da noch möglich war, daran wurde erinnert, als Bayerns derzeitiger
       Ministerpräsident Markus Söder in dieser Woche nach Albanien gereist ist.
       
       Der albanischen Regierung hat er allen Ernstes eine Statue in Form seines
       Amtsvorvorvorvorvorgängers überreicht und einer der ersten Programmpunkte
       seines Besuchs war ein Abstecher zum „Sheshi Franc J. Shtraus“ in Tirana,
       zum Franz-Josef-Strauß-Platz. Zum Essen für die bayerische Delegation hat
       es dann zwei Haxen mit einer dicken, fetten Kruste gegeben und als Beilage
       dazu jede Menge Würstchen, Fleischbällchen und eine Art Rahmgulasch.
       
       Das Bild, das Markus Söder davon auf Instagram gepostet hat, sieht aus wie
       aus einer Kampagne einer Bewegung namens Fridays for Fleisch, die es
       hoffentlich nicht gibt. Es soll das Gleiche gegeben haben wie seinerzeit,
       als Franz Josef Strauß Albanien besucht hat, hieß es.
       
       Der hatte 1984, in ein khakifarbenes Kolonialistenhemd gekleidet, am Steuer
       eines olivgrünen Geländewagens die jugoslawisch-albanische Grenze passiert,
       um dort Außenpolitik zu spielen. Zwar hatte er keinen Termin bei Staatschef
       Enver Hoxha bekommen, sich aber bei anderen gewiss wichtigen
       Regierungsvertretern bestätigen lassen, dass das steinzeitkommunistische
       Albanien nie und nimmer gemeinsame Sache mit der Sowjetunion machen würde.
       
       Ein offizieller Staatsbesuch war die Reise nicht. Die Bundesrepublik
       unterhielt zu jener Zeit keine diplomatischen Beziehungen zu Albanien. Es
       gab also nichts, was man zuvor auf diplomatischen Wege hätte klären können.
       Und so blieb Strauß nichts anderes übrig, als beim Grenzübertritt zu
       fragen, ob es in Ordnung sei, dass er zwei Schrotflinten dabei habe, er
       wolle nämlich noch auf Entenjagd gehen. Natürlich war das in Ordnung.
       
       Der Grenzübertritt [1][ist auf einem Video dokumentiert], das Franz Georg
       Strauß, einer der zwei eingeborenen Söhne des CSU-Übervaters, der von der
       parteinahen Hanns-Seidel-Stiftung gepflegten Website fjs.de zur Verfügung
       gestellt hat. Die Straußens waren auch später noch ein paar Mal in
       Albanien.
       
       Und so kommt es, dass Max Josef, der andere Strauß-Bub, schon mal als
       Experte für die bayerisch-albanischen Beziehungen ins staatliche Fernsehen
       eingeladen wird. Da hat er mal erklärt, wie es zum ersten Albanienbesuch
       von FJS gekommen ist. Papa Strauß wollte durch Jugoslawien an der Küste
       entlang nach Igumenitsa in Griechenland fahren. Und da lag Albanien nun mal
       auf dem Weg. So wurde in Bayern Weltpolitik gemacht – in der guten, alten
       Zeit.
       
       17 Feb 2023
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.fjs.de/reisen/albanien/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Andreas Rüttenauer
       
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