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       # taz.de -- Pentagon wirft China Spionage vor: Der zweite Ballon
       
       > Laut dem US-Verteidigungsministerium ist das Objekt über Südamerika
       > aufgetaucht. Peking dementiert und spielt die Besuchsabsage des
       > US-Außenministers herunter.
       
   IMG Bild: Nicht der Todesstern, sondern ein mutmaßlicher Spionageballon, der völlig außer Kontrolle ist
       
       Berlin afp |/ap | Nach der Entdeckung eines mutmaßlichen chinesischen
       Spionage-Ballons über den USA ist nun nach Pentagon-Angaben ein zweiter
       derartiger Ballon über Lateinamerika aufgetaucht. „Nach unserer
       Einschätzung ist es ein weiterer chinesischer Spionage-Ballon“, erklärte
       der Sprecher des US-Verteidigungsministeriums, Pat Ryder. Peking warf am
       Samstag „einigen Politikern und Medien in den USA“ vor, den Vorfall als
       Vorwand zu benutzen, „um China anzugreifen und zu verleumden“.
       
       Zu dem zweiten gesichteten Ballon gab der Pentagon-Sprecher nur eine kurze
       Erklärung ab. Er machte keine Angaben, wo genau der Ballon über
       Lateinamerika gesichtet wurde. Der erste Ballon flog derweil über die Mitte
       der USA Richtung Osten.
       
       Das Außenministerium in Peking erklärte, „einige Politiker und Medien in
       den Vereinigten Staaten“ benutzten den Vorfall „als Vorwand, um China
       anzugreifen und zu verleumden“. China habe „niemals“ das Territorium oder
       den Luftraum eines anderen Landes verletzt.
       
       Zuvor hatte die Entdeckung [1][des ersten Ballons] für neue Verwerfungen
       zwischen Washington und Peking gesorgt. US-Außenminister Antony Blinken
       sagte am Freitag wegen des Vorfalls [2][einen für Sonntag und Montag
       geplanten China-Besuch ab]. In einem Telefongespräch mit dem hochrangigen
       chinesischen Vertreter Wang Yi machte er nach eigenen Angaben klar, „dass
       die Präsenz dieses Spionage-Ballons im US-Luftraum eine eindeutige
       Verletzung der Souveränität der USA und des internationalen Rechts“ sei.
       
       Peking spielt Absage von Blinkens Besuch herunter 
       
       Die chinesische Nachrichtenagentur Xinhua berichtete ihrerseits, das
       Gespräch zwischen Blinken und Wang habe „in ruhiger und professioneller
       Atmosphäre“ stattgefunden. Wang habe vor „Missverständnissen“ gewarnt sowie
       „grundlose Spekulationen“ zurückgewiesen. China hatte zuvor beteuert, es
       handele sich um einen „zivilen“ Ballon insbesondere für „meteorologische
       Zwecke“, der versehentlich in den US-Luftraum geflogen sei.
       
       China hat am Samstag die Bedeutung der Absage eines geplanten Besuchs von
       US-Außenminister Antony Blinken heruntergespielt. Die USA und China hätten
       nie einen Besuch vereinbart, teilte das Außenministerium am Peking am
       Samstag mit. Stattdessen hätten die USA die Reise einseitig angekündigt,
       was China respektiert habe. Zuvor hatte ein mutmaßlicher chinesischer
       Spionageballon über US-Territorium die diplomatischen Beziehungen zwischen
       beiden Ländern weiter belastet.
       
       Das chinesische Außenministerium beteuerte am Samstag erneut, der Ballon
       sei nicht zu steuern. Es forderte die USA auf, das Land nicht aufgrund des
       Ballons zu verleumden. China halte sich strikt an das Völkerrecht und
       akzeptiere keine unbegründeten Spekulationen, sagte ein Sprecher.
       „Angesichts unerwarteter Situationen müssen beide Parteien Ruhe bewahren,
       rechtzeitig kommunizieren, Fehleinschätzungen vermeiden und Differenzen
       bewältigen“, hieß es in der Mitteilung.
       
       Blinken sollte am Sonntag zu Gesprächen nach Peking reisen mit dem Ziel,
       die Spannungen zwischen den USA und China zu reduzieren. Die Vereinigten
       Staaten sagten die Reise jedoch nach der Entdeckung des Ballons ab. China
       gab an, es handele sich lediglich um ein Flugobjekt zur Wetterforschung,
       das vom Kurs abgekommen sei. Das Pentagon wies dies entschieden zurück,
       ebenso wie die Behauptung, der Ballon diene nicht der Überwachung und habe
       nur begrenzte Navigationsfähigkeiten.
       
       Unzensierte Reaktionen im Internet spiegelten die offizielle Haltung der
       chinesischen Regierung wider, wonach die USA die Situation übertreiben.
       Viele Nutzer machten Witze über den Ballon. Einige erklärten, der Ballon
       könne nicht kontrolliert werden, weil die USA Beschränkungen für den
       Verkauf von technologischen Komponenten an China verhängt hätten. Andere
       machten sich über die US-Verteidigung lustig, die sich nicht einmal gegen
       einen Ballon verteidigen könne.
       
       Deutsche Politiker äußern sich alarmiert 
       
       Politiker und Experten in Deutschland haben sich angesichts der Entdeckung
       eines chinesischen Spionageballons nahe Atomraketen-Standorten in den USA
       höchst alarmiert geäußert – auch wegen Chinas enger Verbindungen zu
       Russland. Der Vorfall zeige, dass China „selbst den Luftraum der USA nicht
       mehr respektiert“, sagte der menschenrechtspolitische Sprecher der
       Unionsfraktion Michael Brand der Bild (Samstagsausgabe). Der
       stellvertretende Vorsitzende der Unionsfraktion für Auswärtiges und
       Verteidigung, Johann Wadephul, sprach von einem „Warnsignal“.
       
       China-Experte Brand gab zu bedenken, dass Chinas Staatspräsident Xi Jinping
       bald zu bilateralen Gesprächen in Moskau erwartet werde. „Wir werden uns
       auf ein hartes Rennen um die globale Vorherrschaft von Diktatur oder
       Demokratie einstellen müssen“, sagte der CDU-Politiker.
       
       4 Feb 2023
       
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