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       # taz.de -- Proteste und Kämpfe im Ostkongo: Gefechte trotz Sondergipfel
       
       > Im Kongo folgt auf den Sondergipfel in Burundi keine Feuerpause zwischen
       > Armee und der Tutsi-geführten M23. Demonstranten blockieren Straßen.
       
   IMG Bild: Goma am Montag: Protest gegen den EAC-Gipfel
       
       Kampala taz | Im Ostkongo wird weiter gekämpft, obwohl die Staatschefs der
       Ostafrikanischen Gemeinschaft (EAC) am Wochenende auf einem Sondergipfel in
       Burundi erneut zu einem Waffenstillstand aufriefen. Nur wenige Kilometer
       von der ostkongolesischen Millionenstadt Goma lieferten sich am Montag die
       Rebellen der [1][Bewegung des 23. März (M23)] Gefechte mit Kongos
       Regierungsarmee.
       
       Die Tutsi-Rebellen der M23 versuchen derzeit, mutmaßlich mit Unterstützung
       Ruandas, die wichtigsten Handelsstraßen in den Masisi-Bergen unter ihre
       Kontrolle zu bekommen, um die ostkongolesische Wirtschaftsmetropole Goma
       von allen Verkehrsverbindungen ins Landesinnere abzuschneiden. In Goma
       werden wiederum die wichtigsten Verkehrswege seit dem Wochenende von
       Demonstranten mit schweren Lavasteinen blockiert. Sie fordern in ihren
       Protesten die EAC auf, ihre Regionaltruppen abzuziehen.
       
       Kurz nachdem die Demokratische Republik Kongo [2][im April vergangenen
       Jahres] der Regionalorganisation beigetreten war, beschloss die EAC, eine
       gemeinsame Eingreiftruppe aufzusetzen. Erklärtes Ziel war es, die
       zahlreichen Milizen im Ostkongo zu entwaffnen, um Frieden und Stabilität zu
       schaffen.
       
       Kenia hat Ende des Jahres 2022 fast tausend Soldaten nach Goma entsandt, um
       die Stadt zu schützen sowie den vorher vereinbarten Waffenstillstand
       zwischen M23-Rebellen und der Armee zu überwachen. Doch diese Feuerpause
       wurde bislang nie umgesetzt. Kongos Regierung verlangt hingegen, dass die
       kenianischen Soldaten Kongos maroder Regierungsarmee aktiv helfen, gegen
       die M23 vorzugehen. Doch Kenia beharrt darauf, dass der gemeinsam
       aufgesetzte Militärplan den ausländischen Truppen lediglich eine defensive
       Rolle zuspricht.
       
       ## Vorwürfe von Ruanda und Kongo
       
       Kongos Präsident Felix Tshisekedi zeigte sich auf dem EAC-Gipfel darüber
       entrüstet. [3][In den sozialen Medien macht ein Video seine Runden], in dem
       Tshisekedi dem kenianischen Oberkommandierenden der EAC-Truppen, Jeff
       Nyagah, vorwirft, die M23 zu unterstützen. Kein Zufall, dass kurz danach
       Gomas Bevölkerung auf die Straße ging.
       
       Von Burundi aus flog Tshisekedi weiter in die Republik Kongo, wo er seinen
       Amtskollegen Denis Sassou-Nguesso traf. Sassou-Nguesso hat sich im Rahmen
       der Regionalorganisation Internationale Konferenz der Großen Seen (ICGLR)
       als Vermittler angeboten. Kongos Regierung wirft Ruanda vor, die M23 mit
       Soldaten und Waffen zu unterstützen. Umgekehrt werfen Ruanda und die M23
       Kongos Regierungsarmee vor, die ruandischen Hutu-Rebellen der Demokratische
       Kräfte zur Befreiung Ruandas (FDLR) mit auszurüsten, um gegen die M23 zu
       kämpfen. Die FDLR gelten als Ruandas Erzfeinde, denn in ihrer Führung
       tummeln sich mutmaßliche Täter des Genozids 1994.
       
       Unter Sassou-Nguessos Schirmherrschaft war 2022 auch ein Waffenstillstand
       vereinbart worden. Vergeblich. Ende Januar hat Ruanda einen kongolesischen
       Kampfjet angeschossen, der angeblich in den ruandischen Luftraum
       eingedrungen war. Am Sonntag wurde über Goma ein UN-Hubschrauber
       angeschossen.
       
       6 Feb 2023
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Simone Schlindwein
       
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