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       # taz.de -- Razzia bei alternativem Radiosender: Vorwurf der Ausforschung
       
       > Mitte Januar gab es Razzien bei Redakteuren von Radio Dreyeckland. Der
       > Sender geht nun gegen die Auswertung von beschlagnahmter Technik vor.
       
   IMG Bild: Andreas Reimann, Geschäftsführer von Radio Dreyeckland im Eingangsbereich der Redaktion
       
       Der Freiburger Alternativsender Radio Dreyeckland (RDL) will notfalls bis
       zum Bundesverfassungsgericht gehen. [1][Die Durchsuchung von den privaten
       Wohnräumen zweier Redakteure und die versuchte Durchsuchung der Senderäume
       am 17. Januar] sei eine eindeutige Verletzung der Pressefreiheit, sagte
       Geschäftsführer Michael Menzel. „Seit der Zulassung des Senders 1988 gab es
       so etwas noch nie.“ RDL ist das älteste Freie Radio in Deutschland.
       
       Die Staatsanwaltschaft Karlsruhe hatte die Durchsuchungen beantragt. Grund:
       [2][Auf der RDL-Homepage] wurde im Juli 2022 ein Artikel veröffentlicht, in
       dem ein Link zum Archiv der [3][verbotenen linken Webseite
       linksunten.indymedia.org] gesetzt war. Die Staatsanwaltschaft wertete das
       als Unterstützung der Fortführung einer verbotenen Vereinigung.
       
       Inzwischen hat die Staatsanwaltschaft die beschlagnahmten Computer,
       Telefone und USB-Sticks zurückgegeben. Soweit möglich, wurde der Inhalt
       aber gespiegelt und soll noch ausgewertet werden. Das ist heikel, denn auf
       dem Laptop des zweiten Geschäftsführers Andreas Reimann befinden sich große
       Teile der Kommunikation von RDL der letzten Jahre.
       
       RDL hält die Auswertung der beschlagnahmten Daten für rechtswidrig. Zum
       einen sei der gepostete Text überhaupt nicht strafbar. „Ein Archiv ist ein
       Archiv und keine Fortführung einer verbotenen Vereinigung“, sagte
       Geschäftsführer Menzel. Der angeblich strafbare Artikel sei auch nach wie
       vor auf der Seite zu lesen.
       
       ## „Auswertung dient der Einschüchterung“
       
       Außerdem sei die Auswertung der Daten unnötig, weil der Autor des
       geposteten Texts, Fabian Kienert, am 17. Januar bereitwillig einräumte,
       dass er den Text geschrieben und hochgeladen hat. Dies konnte vor den Augen
       der Polizei anhand der Versionsgeschichte der Online-Datei nachvollzogen
       werden, worauf die Durchsuchung im Sender abgeblasen wurde.
       
       Dennoch hat das Amtsgericht Karlsruhe zwei Tage später die Beschlagnahme
       auf Antrag der Staatsanwaltschaft bestätigt. Die Mitnahme der Datenträger
       zur Durchsicht sei erforderlich gewesen, „insbesondere zur Bestätigung der
       insoweit geständigen Angaben“.
       
       Menzel hält das für völlig unverhältnismäßig. „Die Auswertung dieser Daten
       dient nur noch der Ausforschung und Einschüchterung.“ Die RDL-Anwält:innen
       arbeiten jetzt an einer Beschwerde zum Landgericht Karlsruhe.
       
       Ruby Traoré von der RDL-Geflüchteten-Redaktion „Our Voice“ zeigte sich bei
       der Pressekonferenz überrascht: „Wir dachten, Deutschland ist ein Modell
       für Pressefreiheit.“
       
       6 Feb 2023
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Razzia-bei-Radio-Dreyeckland-in-Freiburg/!5909781
   DIR [2] https://rdl.de/
   DIR [3] /Ermittlungen-gegen-linke-Plattform/!5871408
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Christian Rath
       
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