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       # taz.de -- Fehlkauf der spanischen Bahn: Neue Züge zu groß für Tunnel
       
       > Die spanische Staatsbahn Renfe hat 31 Fahrzeuge im Wert von 258 Millionen
       > Euro in der falschen Größe geordert. Jetzt folgen personelle
       > Konsequenzen.
       
   IMG Bild: Tunnel im spanischen Nord-Westen zu eng für neue Züge
       
       Madrid taz | Im spanischen Nordwesten sollten eigentlich im Jahr 2024 neue
       Nahverkehrszüge in Dienst gestellt werden. Der baskische Hersteller CAF
       hätte die 21 Züge für Kantabrien und 10 für Asturien pünktlich geliefert,
       wäre nicht ein Problem aufgetreten: Die bestellten Wagons und Triebwagen
       für insgesamt 258 Millionen Euro sind zu groß. Sie passen nicht in die
       zahlreichen Tunnels der gebirgigen Atlantikregionen Spaniens.
       
       CAF stoppte die Produktion bereits 2021 und suchte nach einer Lösung.
       Öffentlich wurde das Dilemma allerdings erst vor drei Wochen durch einen
       Artikel der Regionalzeitung El Comercio. Selbst das Verkehrsministerium in
       Madrid schien nichts von den Problemen gewusst zu haben.Die Aufregung ist
       groß.
       
       Nachdem umgehend zwei hohe technische Angestellte des Projekts entlassen
       wurden, folgten jetzt zwei politisch Verantwortliche: der Präsident der
       spanischen Bahn Renfe, Isaías Táboas, und die zuständige Staatssekretärin
       im Verkehrsministerium, Isabel Pardo, einst Chefin des Netzbetreibers
       Adif. Verkehrsministerin Raquel Sánchez nahm die Rücktritte an, wohl nicht
       zuletzt, um sich selbst aus der Schusslinie zu nehmen.
       
       Renfe und Netzbetreiber Adif beschuldigen sich derweil gegenseitig, für die
       falschen Bestelldaten verantwortlich gewesen zu sein. Der Renfe-Vorstand
       besteht darauf, den Bestellungen ein Dokument von Adif über die
       Anforderungen für Züge im Norden zu Grunde gelegt zu haben. Adif wiederum
       behauptet, Renfe hätte einen Fehler begangen.
       
       Mittlerweile berichtet die regionale Presse, dass die offiziellen
       Standardmaße der Tunnel nicht immer mit der Realität übereinstimmen. Der
       Grund: Bei Reparaturarbeiten im Laufe der Jahrzehnte wurden die Tunnel
       verändert. Die offiziellen Standardmaße seien deshalb mancherorts einfach
       nicht mehr gegeben. Eine Arbeitsgruppe wurde jetzt unter Beteiligung der
       Zentralregierung und der beiden Regionen Kantabrien und Asturien ins Leben
       gerufen.
       
       ## Bis dahin: Bahnfahren in der Region gratis
       
       Sie soll die Produktion der hoffentlich passgenauen Züge begleiten, die
       2026 auf die Gleise sollen. Die neuen Baupläne sollen noch diesen Sommer
       fertiggezeichnet werden. Der Bau soll 2024 beginnen. Statt 31 sollen es
       jetzt 38 Züge werden, das heißt, alle Bahnen werden ausgetauscht. Um die
       Passagiere zu beruhigen, die so lange weiterhin in rund 40 Jahre alten
       Wagons zur Arbeit zuckeln werden, soll bis dahin Zugfahren in den beiden
       Regionen gratis sein.
       
       21 Feb 2023
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Reiner Wandler
       
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