URI: 
       # taz.de -- Entsorgung von radioaktivem Müll: Streit über Atom-Logistikzentrum
       
       > Bürger:innen und Kommunen legen ein Gegengutachten zum Standort
       > Würgassen in NRW vor. Der Bau soll indes schon dieses Jahr losgehen.
       
   IMG Bild: W wie Widerstand
       
       Berlin taz | Soll es auf dem Gelände des ehemaligen Atomkraftwerks
       Würgassen im nördlichen Nordrhein-Westfalen [1][ein neues Zwischenlager
       geben]? Die Anlage soll als Logistikzentrum für das geplante Endlager im
       niedersächsischen Schacht Konrad dienen.
       
       In der Region, in der Hessen, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen
       aufeinandertreffen, regt sich Widerstand. „Liebe Bürger, Bürgerinnen sind
       nicht anwesend“, eröffnete Marcus Dittrich, parteiloser Bürgermeister von
       Hessens nördlichster Gemeinde Bad Karlshafen, seine Rede am
       Dienstagvormittag. Zwischen seinem Ort und Würgassen liegen etwa zehn
       Autominuten. Dittrich ist sich sicher, dass „dieses Logistikzentrum bei uns
       an der falschen Stelle steht“.
       
       Er sprach auf Einladung der Bürgerinitiative [2][„Atomfreies 3-Ländereck“].
       Sie hat ein Gutachten beim Planungsbüro RegioConsult beauftragt, das
       dieses am Dienstag vorstellte. Mehrere Kommunen aus der Gegend hatten sich
       an der Finanzierung beteiligt. Das Papier scheint Dittrichs Sicht auf die
       Dinge zu untermauern. Demnach haben die Gutachten, auf die sich die
       bundeseigene Gesellschaft für Zwischenlagerung (BGZ) beruft, deutliche
       Mängel.
       
       Vor allem sieht die RegioConsult Probleme bei der Verkehrsanbindung. Die
       Straßenanbindung sei nicht ausreichend für die geplanten
       Atommüll-Liefermengen, erklärte der Gutachter Wulf Hahn. Und bei der
       Begutachtung der Schienenanbindung habe man bislang nicht einberechnet,
       welchen Sanierungsbedarf eingleisige Strecken und Brücken hätten.
       
       ## Endlagergesellschaft verteidigt Logistikzentrum
       
       „Atommüll aus der ganzen Republik soll nach Würgassen gekarrt werden“,
       sagte Dirk Wilhelm vom Verein „Atomfreies 3-Ländereck“. Es geht um mehr als
       300.000 Kubikmeter Strahlenmüll, der im [3][Schacht Konrad] eingelagert
       werden soll: Im Jahr 2027 soll das Endlager für schwach- und
       mittelradioaktive Abfälle in Betrieb gehen und beispielsweise Pumpen,
       Rohre, Schutzkleidung, verstrahltes Abbruchmaterial aus den AKWs, aber auch
       Abfälle aus der Medizin und Forschung aufnehmen.
       
       „Der Bund hat diesen Standort ausgewählt, ohne ein vernünftiges
       Genehmigungsverfahren und ohne Beteiligung der Öffentlichkeit“, kritisierte
       Wilhelm. Mit dem Bau der Halle, so groß wie drei Fußballstadien, soll in
       diesem Jahr begonnen werden.
       
       „Viele Zwischenlager für Atommüll sind so voll, dass da nicht mal mehr ein
       Keks reinpasst“, erklärte eine Expertin der Bundesgesellschaft für
       Endlagerung (BGE) das Vorhaben gegenüber der taz. Nicht überall sei der
       Atommüll schon im richtigen Container, zudem sei eine bestimmte Reihenfolge
       der Einlagerung festgelegt.
       
       „Erst die richtige Kombination aus Abfall plus Behältnis plus Reihenfolge
       bringt Sicherheit“, sagt die Expertin der BGE, die quasi die
       Kontrollbehörde der Einlagerung ist. Durch das Logistikzentrum könnte
       Deutschland dabei zehn Jahre Zeit einsparen.
       
       7 Feb 2023
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Geplantes-Zwischenlager-in-Wuergassen/!5875773
   DIR [2] https://www.atomfreies-dle.de/
   DIR [3] /Schacht-Konrad/!t5028362
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Nick Reimer
   DIR Susanne Schwarz
       
       ## TAGS
       
   DIR Atommüllentsorgung
   DIR Atommüll
   DIR Atommüll
   DIR Atommüllendlager
   DIR Schacht Konrad
   DIR Atommüllendlager
   DIR Atommüllentsorgung
   DIR Anti-Atom-Bewegung
   DIR Asse
   DIR Weser
   DIR Niedersachsen
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Kostensteigerung bei Schacht Konrad: Teurer, weil später
       
       Es ist Deutschlands bislang einziges genehmigtes Atommüllendlager – nun
       wird Schacht Konrad 700 Millionen Euro teurer als geplant.
       
   DIR Zwischenlager in Würgassen: Atommüll kann wohl rollen
       
       Die Entsorgungskommission des Bundes befürwortet das Zwischenlager in NRW.
       Es soll den Müll aufnehmen, der später im Endlager Schacht Konrad landet.
       
   DIR Plan für Atommülllager: Verzögert um weitere 17 Jahre
       
       Der Standort für die Lagerung von schwach- und mittelradioaktivem Atommüll
       ist weiter offen. Im Schacht Konrad ist kaum Platz.
       
   DIR Lagerung des Asse-Atommülls: Auf Dauer ins Zwischenlager?
       
       Die Endlager-Suche für hoch radioaktiven Atommüll verzögert sich. Eine
       Konsequenz ist Ratlosigkeit bei der Frage, wo der Müll aus der Asse hin
       soll.
       
   DIR Geplantes Zwischenlager in Würgassen: Atommüll als Touristenschreck
       
       Im Weserbergland floriert der Tourismus. Damit wäre voraussichtlich
       Schluss, wenn das geplante Zwischenlager für radioaktive Abfälle realisiert
       wird.
       
   DIR Baugenehmigung für Schacht Konrad: Ein Spiel auf Zeit?
       
       Niedersachsens Umweltministerium prüft seit fast einem Jahr, ob die
       Baugenehmigung für das Atommüllendlager noch gilt. Derweil wird weiter
       gebaut.