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       # taz.de -- Regierung will Netzbetreiber kaufen: Strommasten in Staatshand
       
       > Die Regierung will die Hochspannungsleitungen zwischen Schleswig-Holstein
       > und Bayern kaufen. Grund sind die hohen Kosten der Energiewende.
       
   IMG Bild: Bald wohl in Bundeshand: Strommasten in Klixbüll, Schleswig-Holstein
       
       Berlin taz | Die Bundesregierung könnte bald den größten Teil des deutschen
       Hochspannungsstromnetzes übernehmen. Die Verhandlungen zwischen der
       deutschen und niederländischen Regierung über den [1][Verkauf der hiesigen
       Tochter des niederländischen Unternehmens Tennet] kommen voran. „Die
       Gespräche sind konstruktiv“, sagte eine Sprecherin von
       Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) am Freitag.
       
       Die Tennet Holding gehört dem niederländischen Staat. Ihre
       hundertprozentige deutsche Tochter betreibt das sogenannte
       [2][Übertragungsnetz in den Bundesländern Schleswig-Holstein],
       Niedersachsen, Hessen und Bayern. Sie ist damit zum guten Teil
       verantwortlich für die [3][Durchleitung des Windstroms] von Nord- und
       Ostsee und den Küsten in die Industriezentren des Südens.
       
       „Tennet prüft den möglichen Verkauf seiner deutschen Aktivitäten an den
       deutschen Staat, um die ehrgeizigen Ziele der Energiewende zu erreichen“,
       teilte die Firma am Freitag mit. Vom Wirtschaftsministerium hieß es: „Das
       begrüßen wir.“
       
       Die Verhandlungen waren erstmals im vergangenen November bekannt geworden.
       Damals ging es noch um die Übernahme von 50 Prozent der deutschen Tennet
       durch die öffentliche KfW-Bank, nun deutet sich der komplette Verkauf an.
       
       ## Investitionen sind Niederländern zu hoch
       
       Grund für die Übernahme sind die [4][hohen Kosten der Energiewende]. Laut
       Tennet erfordert der nötige Ausbau der Nord-Süd-Stromleitungen in
       Deutschland 15 Milliarden Euro Eigenkapital. Diese Investition scheint der
       Niederländern zu hoch zu sein. Auch der Ausbau der Stromtrassen in den
       Niederlanden kostet Milliarden.
       
       Käme die Übernahme zustande, würde damit ein Teil der Privatisierung der
       Elektrizitätsversorgung in Deutschland zurückgedreht, jedenfalls
       vorübergehend. Möglich ist, dass die Bundesregierung das Tennet-Netz später
       an private Investoren weiterreicht.
       
       Das hiesige Hochspannungsnetz gehört derzeit vier Unternehmen. Neben Tennet
       als größtem sind dies Amprion in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und
       Westbayern, 50Hertz in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Berlin,
       Sachsen-Anhalt, Thüringen und Sachsen, sowie TransnetBW in
       Baden-Württemberg.
       
       ## Hochspannungsnetze bringen Milliarden Euro Gewinn ein
       
       Die Hochspannungsnetze sind lukrative Unternehmen. Sie bringen den
       Eigentümern Milliarden Euro Gewinne. Allerdings ist die Profitmarge
       staatlich reguliert, die Bundesnetzagentur achtet darauf, dass es Firmen
       nicht übertreiben. Schließlich handelt es sich bei den Stromleitungen um
       Monopole, die zudem überlebenswichtig für das ganze Land sind.
       
       An 50Hertz ist der Staat über die KfW-Bank bereits beteiligt. Das war eine
       Notoperation im Jahr 2018, um den Einstieg eines chinesischen Unternehmens
       zu verhindern. Bis in die 1980er Jahre spielte der Staat eine wichtige
       Rolle als Eigentümer in der Energiewirtschaft. Dann folgte die Phase der
       Privatisierung und Liberalisierung. Es entstanden neue, private
       Unternehmen, beispielsweise Eon. Diese mussten allerdings die
       Stromproduktion von der Stromverteilung trennen. So verkaufte Eon sein
       Hochspannungsnetz an Tennet.
       
       10 Feb 2023
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.tennet.eu/de/news/tennet-prueft-moeglichen-verkauf-seiner-deutschen-aktivitaeten-den-deutschen-staat-um-die
   DIR [2] /Stromleitung-Nordlink-nimmt-Betrieb-auf/!5770120
   DIR [3] /Nordlink-erreicht-Buesum/!5601735
   DIR [4] /Ausbau-der-Erneuerbaren/!5910769
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Hannes Koch
       
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