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       # taz.de -- Auswege aus dem Ukraine-Krieg: Diplomatie jetzt
       
       > Bitter: Zwischen der Truppe um Wagenknecht und Schwarzer und
       > Unterstützern der Ukraine liegt nichts außer einem Graben. Dabei gäbe es
       > ein Dazwischen.
       
   IMG Bild: Eine Demonstrantin steht auf der Demo unter dem Motto „Wir Werden nie Vergessen“ vor einem zerstörten Panzer vor der russischen Botschaft
       
       Jetzt also auch noch Emmanuel Macron. Vor einer Woche hatte der
       französische Präsident sich für Verhandlungen ausgesprochen, weil er
       überzeugt sei, [1][dass der Ukraine-Krieg nicht militärisch beendet werde].
       Nun lobt er auch noch [2][Chinas Friedensplan]. Im April will er gar nach
       Peking fliegen, um mit den dortigen Machthabern zu reden. Um gemeinsam
       Druck auf Russland auszuüben.
       
       Dabei gilt hierzulande vielen als in Stein gemeißelte Gewissheit, dass das
       alles nichts bringt. Reden mit Russland? Wozu, wenn Putin das doch nicht
       will. Und man ihm eh niemals vertrauen kann. Und dann noch mit China als
       Vermittler? Wo doch klar ist, dass Peking in erster Linie ein Vertreter
       eigener, zudem russlandnaher Interessen ist?
       
       Lautstark für Verhandlungen als Ausweg aus dem Ukraine-Krieg treten hier
       nur die Truppen um Sahra Wagenknecht und Alice Schwarzer auf. Auch Dank
       dieses Alleinstellungsmerkmals hat ihr „Manifest für den Frieden“ online
       mittlerweile fast 700.000 Unterstützer:innen gefunden. Real mögen es
       weniger sein, wie die Beteiligung [3][bei der Demonstration am Samstag in
       Berlin] gezeigt hat. Aber es bleibt ein Erfolg dieser Bewegung.
       
       Und das ist ein Problem. Nicht nur wegen ihrer unerträglichen Offenheit
       nach ganz weit rechts. Sondern weil sie in der deutschen Debatte die
       Forderung nach Verhandlungen mit dem Stopp weiterer Waffenlieferungen an
       die Ukraine verknüpft hat. Beides wird fast schon als Synonym gelesen. Bist
       du für Verhandlungen oder für Panzer? Dazwischen gibt es nichts. Außer
       einem großen Graben, der auch von der Gegenseite gepflegt wird.
       
       Dabei ist das gar kein Gegensatz. Nur Waffenlieferungen halten die Ukraine
       in der Lage, überhaupt zu verhandeln. Aber wenn der Krieg nicht militärisch
       entschieden werden kann, dann sind Waffen eben auch nicht das Ziel, sondern
       nur Hilfsmittel auf dem Weg dorthin.
       
       Das Ziel bleibt: miteinander reden. Am besten ohne Vorbedingungen. Das
       Ergebnis kann kein von China oder sonst wem vorab präsentierte Friedensplan
       sein. Es bleibt: Verhandlungssache.
       
       Eins darf man als Verfechter von Verhandlungen nicht vergessen. Sie sind
       kein schneller Weg zum Frieden. Ein Blick in die Geschichtsbücher zeigt,
       dass sie über Jahre parallel zu laufenden Kriegen dauern können. Aber auch
       deshalb ist es unabdingbar, alle Bemühungen in dieser Richtung zu
       beschleunigen. Olaf Scholz hat in Chinas Friedensplan neben Schatten auch
       Licht gesehen. Das lässt diplomatische Türen offen. Sogar Wolodimir
       Selenski will sich jetzt mit Chinas Staatschef Xi Jinping treffen, um über
       Wege zum Frieden zu reden. Vielleicht überholt er damit sogar Emmanuel
       Macron. Gut so. Denn [4][der Ukraine gebührt eh das erste Wort].
       
       26 Feb 2023
       
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   DIR [1] https://www.lefigaro.fr/international/guerre-en-ukraine-emmanuel-macron-veut-la-defaite-de-la-russie-mais-sans-l-ecraser-20230218
   DIR [2] /Chinas-Friedensplan-fuer-die-Ukraine/!5918076
   DIR [3] /Kundgebung-Aufstand-fuer-Frieden/!5918192
   DIR [4] /Jahrestag-des-russischen-Angriffskriegs/!5917633
       
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