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       # taz.de -- Die Wochenvorschau für Berlin: Möglicherweise Endgültiges
       
       > Am Montag ist die Wahl dann wirklich vorbei, das finale Ergebnis wird
       > verkündet. Kiew bekommt ein Café und die Gentrifizierung schafft es ins
       > Museum.
       
   IMG Bild: Die Karl-Marx-Allee zeitweise in den Farben der Ukraine, mit dem temporären Cafe Kyiv
       
       Für Fans von Prognosen, Sondierungen und sonstigen Wetten auf die Zukunft
       sind das in Berlin gerade wonnige Zeiten. Das hat natürlich mit der
       Wiederholungswahl vor wenigen Tagen zu tun. Die war bekanntermaßen nötig
       geworden, weil bei der, soll man sagen, eigentlichen Wahl 2021 doch so
       viele Pannen passiert sind, dass diese Berliner Chaoswahl eben noch einmal
       durchgezogen werden sollte. Nur halt ohne Chaos.
       
       Man mag die Berliner Wahlen deswegen doch als eine Übung in die
       Vorläufigkeit allen Tuns sehen. Möglicherweise sogar als eine Übung in
       Demut. Mit dem Fingerzeig, dass einem so was wie Endgültigkeit sowieso nur
       auf dem Sterbebett serviert wird (wo man die möglicherweise gar nicht
       will).
       
       Auch die folgende offizielle Verkündung wird so vielleicht besser mit einem
       „möglicherweise“ abgesichert: Heute am Montag ist es nämlich so weit, der
       Landeswahlausschuss stellt [1][„das endgültige Ergebnis der Wahl zum
       Abgeordnetenhaus fest“].
       
       Die Sitzung ist öffentlich und findet um 10 Uhr im Sitzungssaal der
       Berliner Feuerwehr (Voltairestraße 2) statt. Danach gibt der
       Landeswahlleiter das Ergebnis bekannt, das ja die bereits bekannten
       Resultate durchaus noch einmal erschüttern kann. Zu knapp war zumindest das
       Rennen um Platz 2 zwischen SPD und Grünen.
       
       Aber selbst wenn man dann das „endgültige“ Ergebnis weiß, weiß man noch
       lange nicht, welche Koalition sich daraus errechnen wird. Das zieht sich
       noch hin mit den Sondierungen. Das wird in dieser Woche erst mal nichts.
       
       Ansonsten: Immer noch, weit zermürbender, der Krieg. Vergangenen Freitag
       war es genau ein Jahr her, dass die russische Armee die Ukraine überfiel,
       zum Jahrestag gab es in der Karl-Marx-Allee eine Umbenennung. Zumindest
       zeitweise wird aus dem schicken Cafe Moskau gegenüber dem Kino
       International das Cafe Kyiv, und am Montag finden da in einer Kunstaktion
       den ganzen Tag über Workshops, Diskussionen, Talks, Salons und sonst wie
       Kultur in einem umfangreichen Programm unter dem Motto [2][„Wir wählen die
       Freiheit“] ab 9 Uhr statt.
       
       Am Freitag ruft [3][Fridays for Future] zu einem weiteren weltweiten
       Klimaprotest, in Berlin versammelt man sich um 12 Uhr im Invalidenpark. Und
       am Freitagabend hält die Gentrifizierung Einzug ins Berliner Stadtschloss.
       Präziser: [4][„Wir bleiben! Gentrifizierung und Widerstand in Berlin“].
       Aber es sind eben die subtilen ironischen Wendungen der Museumskultur, dass
       deren Prachtbauten dann mit solchen Austellungen zugestellt werden. Diese
       Berliner Gentrifizierungsschau findet sich in der Berlin Ausstellung im
       Humboldt Forum, und zur Eröffnung gibt es um 19 Uhr eine Diskussionsrunde
       mit Aktivisten und dem Stadtsoziologen Andrej Holm.
       
       Möglicherweise wird bei der Runde auch darüber gesprochen, wieso bei der
       neuerlichen Wahlrunde ganz allgemein nicht Positionen gewählt wurden, die
       den Gentrifizierungsdruck ein wenig aus der Stadt rausnehmen könnten.
       Wohnungskonzerne enteignen zum Beispiel.
       
       Aber auch in dieser Angelegenheit ist ja nichts endgültig entschieden.
       
       27 Feb 2023
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.berlin.de/wahlen/pressemitteilungen/2023/pressemitteilung.1296428.php
   DIR [2] https://www.kas.de/de/home
   DIR [3] https://fridaysforfuture.berlin/
   DIR [4] https://www.stadtmuseum.de/ausstellung/wir-bleiben
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Thomas Mauch
       
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