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       # taz.de -- Fachsprache beim Golf: Vögelchen, Adler und ein Giftgeier
       
       > Selbst Golfer haben zuweilen Probleme mit den Begrifflichkeiten ihres
       > Sports. Wie soll es da erst NichtgolferInnen ergehen? Eine kleine
       > Einführung.
       
   IMG Bild: Drei Schläge unter Par? Deutschlands Golflegende Bernhard Langer feiert jedenfalls sein Spiel
       
       Auch langjährige GolferInnen machen ihre Fehler. Auf dem Platz sowieso,
       [1][da gelingt das immer wieder sehr erfolgreich.] Golfer nutzen zudem
       liebend gern falsche Begriffe. So wird Birdie fälschlich gern Birdy
       geschrieben. Ein Birdie ist ein besonderer Vogel im Golfsport. Näheres
       später.
       
       Vor allem nennen Schlägermenschen die Driving Range oft Driving Ranch. Eine
       solche Driving Range ist ein Trainingsterrain, meist überdacht, wo man auf
       eine weite Wiese Übungsbälle prügelt. Range heißt Bereich, also ist es der
       Übungsbereich. Aber eben keine Ranch – auch wenn Driving Ranges in der
       Version Holzhütte manchmal so aussehen.
       
       Wie kann man dann erwarten, dass NichtgolferInnen alle Begriffe richtig
       kennen? Zum Beispiel, was ein Par von einem Birdie von einem Eagle von
       einem Quadruplebogey unterscheidet.
       
       Fangen wir mit dem Par an. Par steht für Professional Average Result und
       bezeichnet das durchschnittliche Profi-Ergebnis auf einer Spielbahn. Ein
       kurzes Par 3 (150-220 Meter lang) schafft er/sie also mit drei Schlägen.
       Wobei es laut Statistik bei Profis längst eine 2,9 ist, bei einem Par 4
       eine 3,8 und bei einem Par 5 (ab etwa 450 Meter) fast nur noch 4,6.
       
       ## Bösartiger Kobold
       
       Das Par ist historisch jünger als das Bogey. Bogey bedeutet ein Schlag mehr
       als ein Par. Früher war ein Par für Amateur-Wiesenhacker deutlich seltener
       als heute, weshalb ein Bogey, im 19. Jahrhundert noch „Ground Score“
       genannt, also Durchschnittsergebnis, sozusagen als Amateur-Par galt. Der
       Begriff Bogey soll vom schottischen „bogle“ abgeleitet sein und bezeichnet
       einen bösartigen Kobold. Den imaginären Mitspieler Mr. Bogey galt es zu
       besiegen.
       
       Das Doublebogey ist nicht etwa ein doppeltes Bogey (also eine 10 auf einem
       Par 4), sondern ein Schlag mehr als ein Bogey. Also: Par 4, Bogey 5,
       Doublebogey 6, Triplebogey 7, Quadruplebogey: …genau. Schlimm wird es beim
       Archaeopteryx, dem Flugsaurier also: So nennt man das unterirdische
       Ergebnis von 15 Schlägen auf einer Bahn oder mehr.
       
       [2][Womit wir uns der Ornithologie nähern.] Das Birdie, so was wie ein
       golferisches Vögelchen, bezeichnet einen Schlag unter Par. Die Profis von
       heute nehmen es als normales Wunschergebnis wahr, das ihnen meist kaum mehr
       als ein Lächeln abverlangt. Hobbyspieler mit nur wenigen Birdies pro Jahr
       ballen danach die Faust oder veitstanzen kurz mit der Fahne; und sie müssen
       allen, die es nicht hören wollen, gleich nach der Runde stolzbrüstig davon
       berichten.
       
       Ein Eagle, also ein stolzer Adler, bezeichnet noch einen Schlag weniger als
       ein Birdie, das ist also ein Supervogel: zwei Schläge unter Par. Die
       nächste Steigerung ist der Albatros oder amerikanisch Double-Eagle: drei
       Schläge unter Par, also auf einer Par 5-Bahn mit dem zweiten Schlag drin im
       winzigen Loch von der Größe eines Bierdeckels. „3 unter“ kommt bei vielen
       hundert Profiturnieren im Jahr mit je hundert und mehr Akteuren nur wenige
       Male vor. Dann veitstanzen auch die Profis.
       
       Und angeblich [3][erst sechsmal in der Golfgeschichte] gab es einen Condor
       (amerikanisch Doube-Albatros): Das heißt „4 unter“, also ein Hole in One
       auf einer wahrscheinlich steinharten Par 5-Bahn, zudem bergab, mit
       reichlich Rückenwind und noch mehr Glück. Erst einmal schaffte jemand „4
       unter“ mit zwei Schlägen bei einem seltenen Par 6 von 640 Metern Länge.
       
       Amateure lechzten ihr ganzes Golferleben nach dem großen Zufallsschuss, der
       zumindest zum Eagle ins Loch eintaucht. Oft erfolglos, so wie bislang auch
       der Autor dieser Zeilen: War er wohl nicht oft genug auf der Driving Ranch
       respektive Range. Dafür unterlief ihm, was hiermit schamgebeugt offenbart
       sei, vor Jahren einmal ein Archaeopteryx. Das lag an einem bösen
       Bogey-Kobold, diesem Giftgeier, der schon am Abschlag gleich vier Bälle mit
       überirdischen Kräften ins Aus gesaugt hatte.
       
       1 Mar 2023
       
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