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       # taz.de -- Deutsches Gedenken und Russlands Beitrag: Schlacht um die Erinnerung
       
       > In Seelow fand 1945 der letzte große Kampf zwischen Roter Armee und
       > Nazideutschland statt. Heute ist die Gedenkstätte von Putinverstehern
       > umkämpft.
       
   IMG Bild: In der Gedenkstätte Seelow sind Waffen ausgestellt, die heute in der Ukraine eingesetzt werden
       
       Am 2. Februar kommt es an der Gedenkstätte Seelower Höhen, etwa 40
       Kilometer östlich der Berliner Stadtgrenze, zu einer Zeremonie. Der
       russische Botschafter Sergei Netschajew ist an dem Hügel vorgefahren, wo
       auf einem künstlichen Felsen ein vier Meter hoher bronzener Sowjetsoldat in
       die Ferne blickt. Im April 1945 tobte im gesamten Oderbruch die letzte,
       verlustreiche Schlacht, bevor Hitlerdeutschland nur wenige Tage später
       kapitulierte.
       
       [1][Der Botschafter trifft hier Tino Chrupalla, Co-Parteichef der AfD],
       anschließend legen beide an einer Gedenkwand Kränze ab. Es ist allerdings
       nicht der Jahrestag dieser Schlacht, der beide zusammenführt, es ist der
       Sieg der Roten Armee über die deutschen Truppen in Stalingrad vor achtzig
       Jahren. Die beiden verneigen sich und reichen einander die Hand.
       „Gemeinsames Gedenken ist gemeinsame Arbeit für den Frieden“, wird
       Chrupalla am Abend auf Facebook posten.
       
       Netschajew seinerseits würdigt Chrupallas Präsenz. „Viele Deutsche erinnern
       sich an die Lehren der Geschichte und achten eine objektive
       Erinnerungskultur und erinnern an die Opfer, die im Namen des Sieges über
       den Nazismus erbracht wurden“, berichtet er seinen Landsleuten. „Wir
       hoffen, dass diese Entwicklung Bestand haben wird“, zitiert ihn die
       Nachrichtenagentur Tass. Die Botschaft stellt Bilder online, bei der nicht
       nur wegen der recht unterschiedlichen Leibesfülle schnell klar wird, wer
       von den beiden an diesem Ehrenmal Hauptdarsteller und wer Statist ist.
       
       Tobias Voigt berichtet kurz darauf am Telefon von dem Treffen. Voigt, der
       in der Gedenkstätte freiberuflich für die inhaltliche Arbeit zuständig ist,
       weiß um die Symbolik der Seelower Anlage, mit Netschajew hatte er bereits
       zu tun. „Für die Russen ist das ein heiliger Ort!“, habe ihm der
       Botschafter früher einmal bekannt. Voigt selbst hält auch nicht hinterm
       Berg, für ihn ist die ganze Anlage „eine erinnungskulturelle
       Bedürfnisanstalt“. Der Tag mit Chrupalla reihe sich da jedenfalls ein.
       
       ## Gedenken mit Propaganda gemischt
       
       Tobias Voigt hat schon zu viele andächtige Besucher mit Blumen, Kränzen und
       ganz unterschiedlichen politischen Interessen den Hügel hinaufsteigen sehen
       – Genossen der Linkspartei, AfD-Funktionäre, Vertreter des Landkreises, die
       Kameradschaft ehemaliger Panzergrenadiere, natürlich die Abgesandten der
       russischen Botschaft, der belorussischen, der armenischen und anderer
       postsowjetischer Republiken. Dazu kommen Abgesandte der „Nachtwölfe“, jener
       russisch-orthodoxen Motorradgang, die so etwas wie die motorisierte
       Leibgarde Wladimir Putins ist.
       
       Und seit einem Jahr sind auch ukrainische Flüchtlinge zu sehen, die daran
       erinnern, dass hier in dem Gemetzel nicht nur Russen gestorben sind. Doch
       gegen das multinationale Gedenken hat die russisch-orthodoxe Kirche früh
       einen Pflock eingeschlagen, als sie 2003 ein steinernes Kreuz errichten
       ließ. „Den Kindern Russlands von der Mutter Kirche“, lautet die Inschrift.
       
       Fehlte nur noch Wladimir Putin. Fast wäre es zu einem Besuch gekommen. Der
       Landrat des Kreises Märkisch-Oderland hatte ihm den Weg bereitet. Zusammen
       mit dem Seelower Bürgermeister und einigen Kommunalpolitikern der
       Linkspartei lud er zehn Tage vor der Invasion den Kremlherrn ein, „auch im
       Namen der Bürger unserer Region“. Ihr Motiv: Das „verbale Aufrüsten in
       großen Teilen der westlichen Welt“.
       
       Wladimir Putin ist nicht gekommen. Stattdessen kam am 16. April 2022, dem
       77. Jahrestag der Schlacht, Militärattaché Sergei Tschuchrow und rüstete
       verbal ordentlich auf. Tschuchrow legte seinen Kranz ab und kam umgehend
       auf die „Spezialoperation“ in der Ukraine zu sprechen. „Wir haben gedacht,
       dass der Krieg damals zu Ende gewesen wäre“. Doch heute gebe es „einen neu
       aufkommenden Faschismus“, behauptet der russische Generalmajor.
       
       ## Klo der Erinnerung
       
       Der Kampf geht also weiter „für die Freiheit und Unabhängigkeit der
       Sowjetunion“, so steht es oben am Soldatenfels. Das Märchen vom neuen
       Faschismus fand sich an nächsten Tag im Oderland-Echo wieder.
       
       Der General im Diplomatenrang ist bereits früher aufgefallen. Er ist in den
       [2][Spionagefall] verwickelt, der vor zwei Jahren an der britischen
       Botschaft in Berlin aufflog. Ein Sicherheitsmann dort hatte eingeräumt,
       vertrauliche Dokumente an Tschuchrow übergegeben zu haben. Der Mann wurde
       vor Kurzem zu 13 Jahren verurteilt. Und der NVA, der Nationalen Volksarmee
       der untergegangenen DDR, schickt Tschuchrow gelegentlich noch Grußadressen.
       
       Vor zwei Jahren gratulierte er „allen Angehörigen der Streitkräfte der
       deutschen demokratischen Republik zu ihrem Ehrentag“ und lobt die NVA als
       „eine wirkliche Armee des Volkes“. In Seelow geht es jedenfalls zu wie auf
       einem ideologischen Basar. Oder wie in einer „Bedürfnisanstalt“ für
       Erinnerungskultur und wohl auch politische Gegenwart.
       
       Wenige Tage vor dem Netschajew-Chrupalla-Meeting parkt Voigt vor der
       Gedenkstätte. Schneereste liegen in den Rabatten. Der 54-Jährige,
       eingemummelt und mit Tweedmütze, hat an der FU Berlin Politikwissenschaften
       studiert, ist freiberuflicher Politologe und vor einigen Jahren mit seiner
       Familie aus Berlin ins Oderbruch gezogen. Mit dem sowjetischen
       Monumentalkomplex und der Schlacht vom April 1945 hat er hier eine Aufgabe
       gefunden; eine, die von Jahr zu Jahr herausfordernder wird.
       
       ## 100.000 hingeschlachtete Soldaten
       
       Das Erste, was hier ins Auge fällt, ist die sowjetische Waffenschau mit
       Haubitzen, Granatwerfern, einer „Stalinorgel“ und einem T-34-Panzer.
       Inzwischen sind die „Waffen des Sieges“ arg angerostet. Auch die roten
       Sterne der Sowjetarmee an Panzer und Geschosswerfer sind blasser geworden,
       aber noch gut zu erkennen.
       
       Dass russische Panzer und Flugzeuge der „militärischen Spezialoperation“
       mit solchen Sternen in die Ukraine wüten, müsste in Seelow schleunigst
       seinen Kommentar finden. Derzeit finden sich wie bei einer Technikschau nur
       Angaben zum Baujahr, zum Kaliber und zur Reichweite. Seelow braucht eine
       Neuausrichtung. Was fehlt, ist die Einordnung.
       
       Im August 2022 hat Voigt im Verwaltungsgebäude ein neues
       Gedenkstättenkonzept vorgestellt. Auf 45 Seiten hat er mit der
       Ausstellungsarchitektin Janet Görner für den von ihm gegründeten Verein
       Zeitreisen Seelower Höhen die Defizite der Anlage beschrieben, vor allem
       aber neue Perspektiven in den Blick genommen.
       
       Für Voigt ist das gesamte Oderbruch eine Erinnerungslandschaft, geprägt von
       einer der größten Schlachten des Zweiten Weltkriegs und der mit Abstand
       größten auf dem Gebiet des heutigen Deutschland. Zehn Wochen haben im
       Frühjahr 1945 mehr als eine Million Soldaten miteinander gerungen, 100.000
       von ihnen wurden hingeschlachtet, die wenigsten würdig bestattet.
       
       ## Absurdität des Krieges
       
       Vierzig Kilometer östlich von Berlin beginnt ein Gebiet, das übersät ist
       von Narben, die der Krieg gerissen hat. Für Tobias Voigt ist der flache
       Landstrich zwischen Seelow und der Oder ein Lernort, wie es in Deutschland
       keinen zweiten gibt. Trotzdem ist er geschichtspolitisch und museal eine
       vollkommene Brache, abgesehen vom Sowjetmonument. Auf dem Schlachtfeld
       ziehen Traktoren ihre Runden.
       
       1945 wirft [3][Marschall Schukow], der Sieger von Stalingrad, im Oderbruch
       seine Soldaten nach vorn. Es ist auch ein Wettlauf gegen einen Konkurrenten
       aus den eigenen Reihen. Denn von Schlesien her stößt die 1. Ukrainische
       Front unter Marschall Konew zur Reichshauptstadt vor.
       
       Zehntausendfach sterben sowjetische Soldaten, weil ihr Feldherr Erster in
       Berlin sein will. Sie töten und werden getötet von deutschen Soldaten, die
       in den mit Regenwasser vollgelaufenen Gräben etwas verteidigen, was längst
       verloren ist. Die Logik und die Absurdität des Krieges lassen sich hier
       beklemmend authentisch erzählen.
       
       Mit dem Angriff auf die Ukraine ist Krieg mit seinen Absurditäten wieder
       zurück, ein Ungeheuer, das sich, in Mitteleuropa jedenfalls, verborgen
       hielt. Und mit ihm ist die Angst zurück, die Propaganda, die Hilflosigkeit
       und die Sehnsucht nach Frieden. Zurück ist auch das Interesse an allem
       Militärischen, an Panzern und Haubitzen, an Strategie, an historischen
       Parallelen. Was bedeutet Krieg für die Soldaten? Für die Zivilisten? Für
       die Natur? Für die Familien? Für das kollektive Gedächtnis? Und letztlich
       für einen demokratisch verfassten Staat?
       
       ## Der Segen des Botschafters
       
       45 Seiten umfasst die Arbeit „[4][Seelower Höhen ’45 – dem Krieg begegnen,
       den Frieden bewahren]“. Fünf Jahre eigener Erfahrung fließen in das Konzept
       ein, in dem Voigt und Görner vom märkischen Seelow aus den Bogen schlagen
       von der nationalsozialistischen Diktatur zur neuen Weltordnung im
       Nachkriegseuropa. „In der Schlacht um die Seelower Höhen entstehen die
       Konturen einer neuen Weltordnung“, sagt Voigt. „Bis zum Zusammenbruch der
       Sowjetunion wird sie Bestand haben.“
       
       Die Sowjetsoldaten, die Seelow überlebt haben, ziehen weiter nach Berlin
       und hissen wenige Tage später über dem Reichstag die Sowjetfahne. „Die rote
       Fahne über Berlin“, sagt Voigt, „ist das Sinnbild, dass Sowjetrussland zur
       Weltmacht aufgestiegen ist. Das ist es, was Wladimir Putin zurückholen
       will.“
       
       Und das ist es, was Seelow mit der Gegenwart verbindet, mit den
       Schlachtfeldern der Ukraine, den Angreifern mit dem Roten Stern und mit den
       Aktivitäten der russischen Botschaft. Natürlich wird auch die Arbeit von
       Tobias Voigt beäugt.
       
       Im vorigen Jahr hat sich ein Mitarbeiter der Botschaft angemeldet. „Er war
       sehr an unserem Konzept interessiert“, berichtet Voigt. Man habe ihm alles
       freundlich erklärt, sich dabei auch über die derzeitige Dauerausstellung
       ausgetauscht, der der Abgesandte der Botschaft mit den Worten „diese
       Ausstellung tut uns nicht weh“ nachträglich seinen Segen erteilte. Die
       Botschaft würde sicher auch gern bei der Neuausrichtung helfen. „Wir haben
       dann deutlich gemacht, dass wir in der Lage sind, das alles selbst zu
       machen.“
       
       ## Die Mär vom DDR-Antifaschismus
       
       An manchen Stationen auf dem Gelände könnte man meinen, die Botschaft hätte
       bei der letzten Neuausrichtung 2012 assistiert. Tobias Voigt ist an der
       Mauer stehen geblieben, vor der Kränze und Gebinde abgelegt werden.
       Majuskeln aus Beton besingen die „unvergessenen Sowjetsoldaten“: „Ihr gabt
       euer Leben, uns von Faschismus und Krieg zu befrein / was in euch brannte,
       soll uns Fackel sein!“
       
       Die Wand wurde 1977 errichtet, die Verse stammen von einem deutschen
       Lyriker, heißt es auf der Texttafel unverfänglich. Dass Helmut Preißler ein
       Staatsdichter war, der in stalinistischer Tradition Verse schmiedete und im
       Nebenberuf Stasi-IM „Anton“ war, verschweigt die Tafel.
       
       Und so rühmt heute ein SED-Lyriker den Antifaschismus der DDR. Vielleicht
       liegt diese Kontinuität auch daran, dass die Gedenkstätte nach 1990 von
       einem ehemaligen NVA-Politoffizier geleitet wurde. Dieser versuchte 2012
       bereits einen Neustart mit jenen Erklärtafeln im Außengelände und einer
       neuen Exposition im Ausstellungsraum.
       
       Man kann sagen, das Vorhaben ist gescheitert. Die Besucherzahlen sind
       eindeutig. Waren es 2011 noch etwa 17.000 Besucher, kamen 2019, dem letzten
       Jahr vor der Pandemie, nur noch 12.000. „Ich will diese alten
       Lügengeschichten nicht mehr sehen“, bringt es ein Einheimischer auf den
       Punkt, den Voigt in seinem Konzept zitiert. „Ich will wissen, was hier 1945
       zehn Wochen lang passiert ist.“
       
       ## Bronzener Held mit dem Blick des Grauens
       
       Voigt hat inzwischen einen Dokumentarfilm produziert und präsentiert in gut
       einer halben Stunde Zeitzeugen und historisches Filmmaterial, Titel der
       Doku: „Das letzte Schlachtfeld – Landschaft des Krieges“.
       
       Von hier oben, mit der Wand und ihrer Propaganda, den 66 Gräbern und dem
       seltsam entrückten Krieger, ähnelt die Gedenkstätte einem Dornröschenhügel.
       Der Soldat, kein Held, eher ein müder Krieger, hat ein Gesicht, das Züge
       von Jugend trägt, vor allem aber von Grauen. Der Krieger, sagt Voigt, ist
       in durchaus realistischer Pose. „Die Handgranate und die Maschinenpistolen
       sind Zeichen für den Nahkampf.“ Der Blick geht nach Osten, zur Landschaft
       des Krieges.
       
       Der Hügel ist aber eingewachsen, Baumkronen wiegen sich im Wind. Voigt und
       andere Engagierte hatten angeregt, dass eine Blickachse freigeschnitten
       wurde. Regelmäßig bietet Voigt Führungen an, über den Hügel, aber auch
       hinein ins Oderbruch. Die Nachfrage nach authentischen Orten ist groß, sagt
       Voigt. Es melden sich Geschichtsinteressierte, Leute aus der Region,
       Gruppen von Bundeswehrsoldaten, auch Besucher aus Israel interessieren sich
       für das letzte große Schlachtfeld des Zweiten Weltkriegs.
       
       „Europas letztes Schlachtfeld“ – so lautete auch der Claim, den Voigt für
       sein Konzept im Spätsommer 2021 formuliert hatte. Seit dem 24. Februar 2022
       ist dieser Slogan obsolet. Derzeit ist es Bachmut, das gründlich mit
       Soldatenblut getränkt wird.
       
       ## Die Einladung an Putin
       
       Mit der Einladung an Putin verband sich die „Hoffnung, dass sich die
       Eskalation zurückdreht“, sagt Gernot Schmidt am Telefon. Mit Schmidt kommt
       man schnell über Historisches ins Gespräch, seien es die Slawen an der
       Oder, die Ottonen oder eben die Russen. Seit 2005 ist Schmidt, ein Mann der
       SPD, der Chef im Landkreis Märkisch-Oderland zwischen der Stadtgrenze zu
       Berlin im Westen und der Staatsgrenze zu Polen im Osten.
       
       Man kann es als Versuch bezeichnen, den Draht zwischen Moskau und dem
       Westen mithilfe der Gedenkstätte auf den Seelower Höhen zu sichern. „Wer
       hat denn ernsthaft damit gerechnet, dass Putin den Befehl zum Überfall
       gibt?“ Der Landrat klingt nachdenklich. Die Einladung wurde nach der
       Invasion zurückgezogen. Schmidt wird als hemdsärmeliger Typ beschrieben.
       Ein Landrat, wie er nach Ostbrandenburg passt. Und die Gedenkstätte Seelow,
       so hört man im Landratsamt, gilt als sein „Steckenpferd“.
       
       Zur russischen Botschaft gebe es ein Arbeitsverhältnis, sagt Schmidt, die
       russische Vertretung kündige ihre Besuche an, die Gedenkstätte befinde sich
       in Trägerschaft des Kreises. In der Regel, so Schmidt, sei er dann auch
       anwesend, „um guten Tag zu sagen“. Dass aber Botschafter Netschajew mit dem
       AfD-Chef nach Seelow kam, ist dem Landrat alles andere als geheuer.
       
       2016 war Gernot Schmidt klar, dass ein Neustart nötig sei. Ein Jahr zuvor
       endete die Ära des NVA-Politoffiziers, stattdessen gründete Tobias Voigt
       mit Geschichtsinteressierten den Verein Zeitreise Seelower Höhen. Seitdem
       unterstützt er die inhaltliche Arbeit der Gedenkstätte.
       
       Inzwischen hat sich auch ein wissenschaftlicher Beirat gegründet. „Ich
       möchte nicht, dass über den Gräbern der Toten Tagespolitik und Propaganda
       gemacht wird“, sagt Schmidt. Wie das gelingen kann, bleibt offen.
       
       ## Vermischung von damals und heute
       
       Die Gedenkstätte ist frei zugänglich, steht komplett unter Denkmalschutz,
       zudem ist der Erhalt und die Pflege des oberen, sowjetischen Teils in einem
       Abkommen von 1992 vertraglich mit Russland geregelt. Der russische
       Botschafter dürfte sich hier auch in Zukunft recht frei fühlen. Kränze, so
       hat Voigt angeregt, sollten in Zukunft direkt am Fuße des Soldaten
       niedergelegt werden, nicht an der Wand mit der Eloge.
       
       Die Gedenkstätte Seelower Höhen hat in Berlin ein prominentes Pendant, das
       [5][Sowjetische Ehrenmal im Tiergarten], unweit vom Brandenburger Tor. Am
       23. Februar 2023, einen Tag bevor sich der russische Überfall jährt, legt
       Botschafter Netschajew auch dort einen Kranz ab. Es ist der Tag, an dem
       1918 von Leo Trotzki die Rote Armee gegründet wurde. Im offiziellen
       Russland zum „Tag der Verteidiger des Vaterlandes“ verklärt, ist es jetzt
       auch der Tag der Soldaten und Söldner, die in die Ukraine eingefallen sind.
       
       Diplomatisches Personal ist angerückt, orthodoxe Priester, Veteranen mit
       roten Baretten, auch Militärattaché Tschuchrow. Vertreter Turkmenistans
       und von Belarus sind anwesend, die indische Regierung hat ebenfalls ein
       festliches Gebinde geschickt.
       
       Auch an deutschem Beistand mangelt es nicht. Die „Veteranen der Nationalen
       Volksarmee“ haben ihre Blumen dargebracht und die „Berliner Freunde der
       Völker Russlands“, ein Überrest der „Gesellschaft für deutsch-sowjetische
       Freundschaft“ aus DDR-Zeiten. Die roten Rosen vom ZK der Kommunistischen
       Partei Deutschlands kann man, von deutscher Seite, als protokollarisches
       Maximum bezeichnen. Schließlich war Friedensmann Chrupalla bei diesem
       Festakt nicht dabei.
       
       28 Feb 2023
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /AfD-und-Russland/!5911068
   DIR [2] https://www.spiegel.de/politik/deutschland/mutmassliche-spionage-fuer-russland-ex-mitarbeiter-der-britischen-botschaft-in-berlin-bekennt-sich-schuldig-a-80dd5efe-6d27-4e1b-9225-ec80ba1058f0
   DIR [3] https://www.bpb.de/themen/nationalsozialismus-zweiter-weltkrieg/der-zweite-weltkrieg/199402/endphase-und-kriegsende/
   DIR [4] https://www.maerkisch-oderland.de/de/pressemitteilungen/pressemitteilung-352022.html
   DIR [5] https://de.wikipedia.org/wiki/Sowjetisches_Ehrenmal_(Tiergarten)
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Thomas Gerlach
       
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