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       # taz.de -- Feministische Außenpolitik: Frauen immer mitdenken
       
       > Baerbock und Schulze stellen ihre feministische Politik vor. Diese
       > betrifft Auslandseinsätze, aber auch Botschaften und den Bau von
       > Toiletten.
       
   IMG Bild: Annalena Baerbock (li) und Svenja Schulze wollen mit ihrer Politik mehr Gleichberechtigung schaffen
       
       Berlin taz | Annalena Baerbock hängte die Erwartungen gleich mal tief. „Wir
       rufen keine Revolution aus“, sagte die grüne Außenministerin, als sie am
       Mittwoch vor dem Kanzleramt ihre Leitlinien zur feministischen Außenpolitik
       vorstellte. Nein, feministische Außenpolitik sei eine
       Selbstverständlichkeit. Das Auswärtige Amt will künftig Rechte von Frauen
       und strukturell benachteiligten Gruppen immer mitdenken. [1][Die zehn
       erarbeiteten Leitlinien] sollen sowohl nach außen als auch nach innen
       wirken.
       
       Als Beispiel nannte Baerbock etwa den Wiederaufbau eines zerstörten Dorfes
       in Nigeria – wo Sanitäranlagen eben nicht mehr am Rand der Siedlung geplant
       werden sollen, sondern den Sicherheitsbedürfnissen von Frauen und Kindern
       entsprechend in zentraler Lage. Bis 2025 sollen 85 Prozent aller
       Projektmittel so vergeben werden, dass solche und andere Interessen
       berücksichtigt werden.
       
       [2][Feministische Politik] betrifft aber auch den Einsatz von mehr
       weiblichen Offizieren bei Auslandsmissionen sowie Veränderungen im eigenen
       Haus: „Wir haben nur 26 Prozent Botschafterinnen, da ist noch viel Luft
       nach oben“, sagte Baerbock.
       
       Gemeinsam mit Baerbock stellte auch Entwicklungsministerin Svenja Schulze
       eine Strategie zur [3][feministischen Entwicklungspolitik] vor. Und sie
       legte die Latte gleich wieder hoch: „Wir wollen Gesellschaften gerechter
       machen“, so die SPD-Politikerin. Ihre eng mit Baerbock abgestimmte
       Strategie zielt ebenfalls darauf ab, Frauen und marginalisierten Gruppen
       gleichberechtigten Zugang zu Ressourcen, wie etwa Land, zu verschaffen,
       ihre Sichtbarkeit zu erhöhen und ihre Rechte, zum Beispiel auf Bildung, zu
       wahren. 90 Prozent aller Projekte des Ministeriums sollen künftig das Thema
       Gleichstellung adressieren.
       
       ## Hohe Ziele, leere Kassen
       
       Die entwicklungspolitische Sprecherin der Linken, Cornelia Möhring,
       bezeichnete es als Erfolg, dass Feminismus zu einer zentralen Leitlinie der
       Außen- und Entwicklungspolitik werden solle. Gleichzeitig sollte sie nach
       Ansicht der Linken weit darüber hinaus gehen: „Privatisierten Sozial- und
       Gesundheitssystemen müsste eine solche Politik genauso wie massiven
       privaten Vermögen den Kampf ansagen, denn unter zu teuren Infrastrukturen,
       unter knappen öffentlichen Kassen leiden Frauen am allermeisten“, so
       Möhring.
       
       Unter den knappen Kassen könnten auch die Pläne von Baerbock und Schulze
       leiden. Den [4][Eckpunkten für den Haushalt 2024 zufolge] sollen die
       Projektmittel des Auswärtigen Amtes um ein Drittel von derzeit 7,5 auf 5
       Milliarden Euro schrumpfen. Für das Entwicklungsministerium sind 1,6
       Milliarden Euro weniger eingeplant. Die Ressorts feilschen derzeit mit
       Finanzminister Christian Lindner (FDP). Die Eckpunkte sollen Mitte März im
       Kabinett beschlossen werden. Das Thema wird wohl auch eine Rolle spielen,
       wenn sich Regierungsmitglieder am Sonntag und Montag im brandenburgischen
       Meseberg treffen.
       
       1 Mar 2023
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Anna Lehmann
       
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