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       # taz.de -- Pressekonferenz der Berlinale: Das politische Festival
       
       > Ästhetische Risikofreude fördern will Claudia Roth, wie sie zum Auftakt
       > der Berlinale sagte. Jurymitglied Golshifteh Farahani sprach über den
       > Iran.
       
   IMG Bild: Die Schauspielerin Golshifteh Farahani, Zweite von rechts, nahm Stellung zum Iran
       
       Claudia Roth kündigte zur Eröffnung der 73. Berlinale eine grundlegende
       Reform der Filmförderung an. In Hintergrundgesprächen in Berlin sowie einem
       Gastbeitrag für die SZ skizzierte die Staatsministerin für Kultur und
       Medien ihre Vorstellungen. Die Grünen-Politikerin will die bürokratischen
       Verfahren zwischen Bund und Ländern modernisieren, aber auch die Vergabe
       der 600 Millionen Euro öffentlicher Fördermittel stärker an Kriterien wie
       Green Shooting, Diversität oder Gendergerechtigkeit binden.
       
       Sie wolle auch die ästhetische Risikofreudigkeit erhöhen, indem
       Produktionen bei Scheitern nicht finanziell draufzahlen müssten. Eine
       indirekte Förderung der Kinos erfolge auch über den Kulturpass für
       18-Jährige. Er soll bis Juni kommen und junge Erwachsene mit einem Budget
       von 200 Euro ausstatten. [1][Ein Anreiz, um so statt Streaming zu Hause den
       Weg ins Kino zu finden.]
       
       Generell sehr engagiert zeigt sich die Filmbranche zur Eröffnung der
       Berlinale, so es um den Krieg Russlands gegen die Ukraine sowie die
       iranische Demokratiebewegung geht. Auf der Eröffnungsgala am
       Donnerstagabend im Berlinale Palast (nach Druckschluss dieser Ausgabe)
       sprach auch der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski in einer
       Videoansprache. Neben Sean Penns „Superpower“ sind viele Filme mit Bezug
       zur Ukraine im Programm.
       
       Schauspielerin Golshifteh Farahani nahm auf der Eröffnungspressekonferenz
       der Berlinale am Donnerstag Stellung zur Situation ihres Heimatlandes Iran.
       Es fehle den Menschen dort „der Sauerstoff, die Luft zum Atmen“. Farahani
       lebt im französischen Exil und ist in diesem Jahr Mitglied der
       siebenköpfigen Berlinale-Jury, [2][die am Ende die Preise des Festivals
       vergibt.]
       
       ## Weitere schlechte Presse wollten sie vermeiden
       
       Kurz vor Beginn des Festivals entließen die Autoritäten der Islamischen
       Republik Iran mit Jafar Panahi und Mohammad Rasulof zwei prominente
       Filmschaffende unter Auflagen aus der Haft. Man wollte wohl weitere
       schlechte Presse im Zuge der Berlinale jetzt vermeiden. Panahi, 2015 mit
       dem Goldenen Bär für „Taxi Teheran“ ausgezeichnet, wird als Interviewter in
       „And, Towards Happy Alleys“, einem Dokumentarfilm der Regisseurin Sreemoyee
       Singh in Berlin zu sehen sein. Er ist in Iran mit Berufsverbot belegt.
       
       Mit „La Sirene“ von Sepideh Farsi startet die Sektion Panorama mit einem
       iranischen Werk. Es ist vorab ein künstlerisch reizvoll wirkender
       Animationsfilm, der in der Zeit des Ausbruchs des Irak-Iran-Kriegs spielt.
       Er nimmt die Perspektive von Teenagern in der Erdölstadt Abadan im
       arabischen Teil Irans ein, zu einer Zeit als die Macht der Islamisten noch
       keineswegs allumfassend gefestigt war.
       
       16 Feb 2023
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Andreas Fanizadeh
       
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