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       # taz.de -- Klimafreundliche Verkehrsplanung: Wales baut weniger Straßen
       
       > Die Regierung in Cardiff hat wegen Umweltbedenken den Neubau von Brücken
       > und Straßen auf Eis gelegt. Ein Vorbild für Deutschland, meint der BUND.
       
   IMG Bild: Werden in Zukunft weniger gebaut: Eine Straße in Wales
       
       Berlin taz/dpa | Während Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) gerne
       möglichst schnell mehr Straßen und Brücken bauen lassen würde, zeigt der
       britische Landesteil Wales: Es geht auch anders! Die Labour-geführte
       Regionalregierung hat Dutzende großer Straßenbauprojekte gestoppt oder
       geändert. Der Grund dafür: Umweltbedenken.
       
       Der Beschluss folgt aus einer unabhängigen Überprüfung der landesweiten
       Straßenbaupläne, die die Regierung [1][in der Hauptstadt Cardiff] im Juni
       2021 in Gang setzte. Untersucht wurden die Auswirkungen der geplanten
       Projekte auf die walisischen Klimaziele. Dass zahlreiche Vorhaben nun
       reduziert, verschoben oder auf Eis gelegt werden, ist Teil des Nationalen
       Verkehrsplans, der diese Woche vorgestellt wurde.
       
       Der stellvertretende Minister für Klimawandel, Lee Waters, sagte: „Wir
       werden im Verkehr nicht auf Netto-Null-Emissionen kommen, wenn wir nicht
       aufhören, immer wieder das Gleiche zu tun“ – das heißt: immer mehr Straßen
       zu bauen. Zukünftig sollen nur dann neue Trassen entstehen dürfen, wenn sie
       strenge Klimaauflagen erfüllen – etwa wenn durch den Neubau die
       CO2-Emissionen oder die Zahl der Autos nicht steigen.
       
       Nun hat die Naturschutzorganisation BUND nach walisischem Vorbild auch
       hierzulande strengere Vorgaben beim Bau von Infrastruktur gefordert.
       „Naturzerstörung, Erhöhung der Klimagasemissionen durch den Bau und mehr
       Verkehr müssen auch in Deutschland zum Ausschlusskriterium für den Neu- und
       Ausbau von Autobahnen und Bundesstraßen werden“, sagte BUND-Verkehrsexperte
       Jens Hilgenberg der Deutschen Presse-Agentur. Dass die Ampel-Koalition
       derzeit darüber diskutiere, [2][veraltete Pläne für zusätzliche
       Autobahnkilometer noch schneller umzusetzen], widerspreche den
       Anforderungen an Natur- und Klimaschutz.
       
       ## Nahverkehr statt Straßen ausbauen
       
       Hilgenberg forderte eine Verständigung innerhalb der Bundesregierung, wie
       die Verkehrsinfrastruktur fit für eine klimaneutrale Zukunft und die
       [3][Mobilitätswende mit weniger Autos] gemacht werden könne. „Dafür muss
       gelten: Erhalt statt Neubau und Schiene vor Straße“, sagte er.
       
       Walisische Umweltschützer:innen bezeichneten die Entscheidung ihrer
       Regierung als „weltweit führend und mutig“ – doch es gibt auch Kritik. Die
       Baubranche und die konservative Opposition reagierten empört. Progressive
       Stimmen forderten: Wenn Straßenbauprojekte – wie eine dritte Brücke
       zwischen der Insel Anglesey und dem Festland – gestoppt werden, müssten die
       Menschen auf öffentliche Verkehrsmittel umsteigen können. Ob nun mehr Geld
       in den Ausbau des Nahverkehrs fließen wird, ist bisher noch zu unklar.
       
       18 Feb 2023
       
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