# taz.de -- Durchsuchungen bei BBC in Indien: Kritik an staatlichem Vorgehen
> Nach der Ausstrahlung einer kritischen Doku über Premierminister Modi
> durchsuchen Beamte BBC-Büros in Indien. Vorwurf: Steuerhinterziehung.
IMG Bild: Neu-Delhi, Indien, am 14.02.: Vor dem Bürogebäude der BBC patrouilliert ein Polizist
Mumbai taz | Drei Tage lang wurden die Büros der [1][British Broadcasting
Corporation (BBC)] in Mumbai und Delhi von Finanzbeamten durchsucht. Es
wurden Telefone, Laptops, Finanzunterlagen beschlagnahmt und Daten geklont.
Beschäftigte sollen zum Geschäftsbetrieb befragt worden sein. [2][Der
Verdacht der Behörden: Steuerhinterziehung].
Berichten zufolge prüfen sie Details, die bis ins Jahr 2012 zurückreichen.
Und man sei auf Unregelmäßigkeiten gestoßen: „Im Verlauf der Untersuchung
sammelte das Ministerium mehrere Beweise für die Tätigkeit der
Organisation, die darauf hindeuten, dass auf bestimmte Überweisungen (…)
keine Steuern gezahlt wurden“, heißt es in der Pressemitteilung vom 17.
Februar.
Der [3][Press Club of India] äußerte sich besorgt über das Vorgehen der
Regierung. Amnesty International sprach von einem „Angriff auf die
Pressefreiheit“.
Bereits Ende Januar sorgte die kontroverse BBC-Dokumentation „The Modi
Question“ über den amtierenden indischen Premier Narendra Modi (BJP) für
Spannungen zwischen der BBC und [4][der indischen Regierung]. Darin wird
das Versagen Modis bei schweren Ausschreitungen 2002 in Westindien
thematisiert. In Indien ist der tragische Vorfall, bei dem über 1.000
Menschen starben, altbekannt. Doch die hindunationalistische Regierung
wehrte sich gegen die Ausstrahlung. Mit Notstandsbefugnissen versuchte sie,
Vorführungen zu verhindern, ließ Links zur Doku in sozialen Medien löschen.
## Angriff auf die Pressefreiheit
Erst im Dezember hat Indien den Vorsitz der G20 übernommen. Damals sagte
Modi, der Gipfel sei eine Gelegenheit für die Welt, „die Mutter der
Demokratie, mit ihrer Vielfalt und ihrem Mut“, kennenzulernen. Die
Durchsuchungen könnten für ein verstimmtes Klima sorgen.
„Man mag dem Inhalt der BBC-Dokumentation zustimmen oder nicht, aber
Einkommenssteuer-Durchsuchungen sind das Markenzeichen eines dünnhäutigen
Staates“, kommentierte die indische Moderatorin Nidhi Razdan. Indische
Presseverbände verwiesen auf weitere Steueruntersuchungen in der jüngsten
Vergangenheit, darunter bei den Plattformen NewsClick, Newslaundry und der
Zeitung Dainik Bhaskar.
Der oppositionelle Kongresspolitiker Mallikarjun Kharge sprach vor einem
weiteren Angriff auf die Pressefreiheit und warnte, die indische Demokratie
könne nicht überleben, wenn der Staatsapparat gegen Medien und die
Opposition vorgehe.
„Die BJP führt ihre Regierung mit einem politischen Racheplan“, so die
ostindische Ministerpräsidentin Mamata Banerjee (TMC). Der BJP-Sprecher
Gaurav Bhatia verteidigte die „Erhebung“ der Steuerbehörden und betonte,
die BBC sei „bösartig und oberflächlich“ in ihrer Berichterstattung
gegenüber Indien und zudem „korrupt“.
„Die BBC wird ihre journalistische Arbeit in Indien ohne Furcht oder
Bevorzugung fortsetzen“, bekräftigte Rupa Jha, Leiterin der BBC in Indien.
21 Feb 2023
## LINKS
DIR [1] /Zensur-von-BBC-Doku-in-Indien/!5912022
DIR [2] /Urteil-im-Cum-Ex-Prozess/!5902659
DIR [3] http://www.pressclubofindia.org/
DIR [4] /Kontroverse-um-indischen-Mischkonzern/!5910970
## AUTOREN
DIR Natalie Mayroth
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